
Ratgeber
Welches Futter ist (nicht) für die Katz?
von Patrick Vogt
Die Auswahl an Katzenfutter ist gross und vielfältig. Da kannst du als Halterin und Halter schnell mal den Überblick verlieren. Ich habe deshalb bei einer Expertin nachgefragt, was für sie beim Katzenfutter wichtig ist und warum sie von einer veganen Ernährung nichts hält.
«Katzen würden Whiskas kaufen.» Auch wenn sich dieser Werbeslogan unauslöschlich in meinem Gehirn eingenistet hat, so richtig Gedanken über diese Aussage habe ich mir lange keine gemacht. Musste ich auch nicht, machen unsere vier Katzen – allesamt Freigängerinnen – einen gesunden und fitten Eindruck. Und doch begann ich mich kürzlich im Zuge eines Katzenfutter-Beitrags mit der Frage zu beschäftigen, ob ich meine eigenen Haustiere angemessen füttere.
Bei der Suche nach dem «richtigen» Katzenfutter habe ich Rat bei einer Fachfrau gesucht. Claudia Nett ist praktizierende Tierärztin und Präsidentin der Schweizerischen Vereinigung für Kleintiermedizin SVK. Sie hat eine Weiterbildung in Ernährung bei Hunden und Katzen.
Ich will meine Katzen möglichst gut ernähren. Worauf muss ich achten?
Claudia Nett: Das ist eigentlich recht einfach. Bei Katzen geht es darum, dass ihre Fütterung ausbalanciert ist. Dass sie die ganzen Bedürfnisse einer Katze im entsprechenden Alter abdeckt. Ob das dann Trocken- oder Nassfutter ist, ist dabei gar nicht mal so wichtig. Das Wichtigste ist, dass das Futter artgerecht ist und es die benötigten Inhaltsstoffe so zur Verfügung stellt, dass die Katze sie aufnehmen kann.
Die richtige Ernährung hängt also unter anderem vom Alter der Katze ab. Welche weiteren Faktoren gibt es?
Entscheidend ist, was die Katze den ganzen Tag treibt. Bei einer Freigängerin, die draussen viel maust, kann man beim Futter zu Hause nicht mehr viel falsch machen. Eine Hauskatze wiederum ist auf ein Futter angewiesen, das ihr alle Inhaltsstoffe liefert, um gesund zu bleiben. Ist die Katze krank, muss ihr Futter entsprechend angepasst werden. Eine Katze mit Diabetes, einer Niereninsuffizienz oder einem Leberproblem hat andere Bedürfnisse an die Ernährung wie eine gesunde.
Wichtig sind auch die Anzahl Fütterungen und die Grösse der Portionen. Die Katze ist im Gegensatz zum Hund ein Tier, das regelmässig frisst. Haben Wildhunde ein Beutetier erlegt, fressen sie, bis sie fast platzen. Es kann nämlich sein, dass sie anschliessend mehrere Tage nichts zu fressen haben. Bei der Katze ist das anders: Sie frisst lieber kleinere Portionen, dafür über den ganzen Tag verteilt. Dem sollte ich als Halterin bei der Fütterung Rechnung tragen, etwa indem ich die Katze mehrmals am Tag füttere oder ihr jederzeit Zugang zum Trockenfutter gewähre.
Katzen fressen über den Tag verteilt mehrere kleine Portionen.
Beim Katzenfutter gibt es eine riesige Auswahl. Ich persönlich habe häufig Nassfutter wie Felix oder Whiskas zu Hause. Was ist davon aus Ihrer Sicht zu halten?
Das Wichtigste ist, dass das Futter als «Alleinfuttermittel» deklariert ist. Des Weiteren sollte vermerkt sein, für welche Altersklasse das Futter geeignet ist. Ein Katzenwelpe hat nun mal ganz andere Bedürfnisse als eine Seniorin.
Worauf achte ich bei den Inhaltsstoffen?
Als Karnivor ist die Katze auf Fleisch angewiesen. Die Energie holt sie sich vorwiegend aus tierischem Eiweiss. Deshalb sollte beim Katzenfutter als erster Inhaltsstoff sicher Fleisch aufgeführt sein und keine Kohlenhydratquelle. Bei der Qualität des Katzenfutters gibt es verschiedene Faktoren. Generell würde ich darauf achten, dass es möglichst viel Muskelfleisch enthält und nicht zu viele Innereien und Grieben (ein Nebenprodukt der Talg- und Fettgewinnung aus tierischen Produkten). Komplett unnötig ist eigentlich Zucker, der häufig in Halbfeuchtfutter enthalten ist.
Ein Thema, das in letzter Zeit zunehmend Aufwind erhalten hat, ist veganes Katzenfutter. Die Stiftung Warentest hat jüngst ein veganes Trockenfutter untersucht und für gut befunden.
Das mag sein, dennoch ist das keine artgerechte Ernährung. Veganes Katzenfutter ist eigentlich ein Verstoss gegen das Schweizerische Tierschutzgesetz. Das schreibt vor, dass Halterinnen und Halter ihre Tiere angemessen nähren und pflegen müssen. Sie sind verpflichtet, den Bedürfnissen ihrer Katze in bestmöglicher Weise Rechnung zu tragen. Sie dürfen ihre Würde nicht missachten und sind zuständig für ihr Wohlergehen, sowohl bei der Haltung als auch der Ernährung. Zudem dürfen sie ihre Anpassungsfähigkeit nicht überfordern – und genau das ist bei veganer Ernährung eben der Fall.
Was meinen Sie mit «überfordern»?
Mit einem vegetarischen oder veganen Futter ist der Organismus der Katze schlicht überfordert. Die Katze ist ein strenger Karnivor und kein Kohlenhydratverdauer. Ihr ganzes Enzymsystem ist darauf ausgerichtet, Fleisch zu verdauen. Eine Katze kann Kohlenhydrate gar nicht in dem Masse abbauen wie etwa ein Hund, der als Allesfresser gilt.
Viele Nährstoffe, die die Katze benötigt, bekommt sie mit einer vegetarischen oder veganen Ernährung nicht. Das wären zum Beispiel Taurin und Vitamin A. Letzteres können wir Menschen über Karotin selbst produzieren, die Katze kann das aber nicht. Sie ist angewiesen auf das reine Vitamin A, das aus tierischen Quellen, wie Leber, Eidotter oder Fisch stammt Ganz ähnlich verhält es sich mit Vitamin D, welches die Katze im Gegensatz zum Menschen ebenfalls nicht selbst bilden kann. Vitamin D kommt hauptsächlich in Fleisch, Fisch und Wollfett vor, zu den wenigen veganen Quellen gehören Pilze und Avocados. Letztere sind für Katzen giftig und Pilze werden sie wohl kaum fressen.
Nun enthält auch das vegane Futter tierische Zusätze wie die Vitamine A und D. Woher die genau kommen, wird allerdings nicht aufgeführt und es liegt nahe, dass sie nicht vegan sind.
Die Zusammensetzung der Aminosäuren spielt beim Körperaufbau eine zentrale Rolle.
Im Zuge meines letzten Artikels über Katzenfutter habe ich mich länger mit einem Mitglied der Galaxus-Community unterhalten, der seine Katzen vegan ernährt. Er lasse sie regelmässig untersuchen, ihre Werte seien hervorragend und es fehle ihnen an nichts. Aminosäuren wie Taurin oder Vitamin A führe er ihnen anderweitig zu.
Genau das ist aus meiner Sicht Etikettenschwindel. Das ist nicht strikt vegan. Eine vegane Ernährung ist ohne tierische Produkte, was bei einer Katze schlicht nicht geht. Nochmals zurück zum veganen Katzenfutter, das bei Stiftung Warentest gut abgeschnitten hat: Damit wird in erster Linie Getreide verfüttert, das Eiweiss kommt von Bohnen. Ein anderes Problem ist aber die Zusammensetzung der Aminosäuren in einem fleischlosen Katzenfutter. Diese entspricht nicht dem, was eine Katze für ihren Körperaufbau benötigt. Die Katze muss im Prinzip mit den Bestandteilen gefüttert werden, aus denen sie selbst besteht. Muss sie hingegen ihr eigenes körperliches Eiweiss aus pflanzlichem Eiweiss herstellen, bekommt sie früher oder später Probleme, weil die Aminosäuren nicht im gleichen Verhältnis stehen wie im Fleisch. Die Zusammenwirkung stimmt nicht.
Und doch stimmen anscheinend die Werte der besagten vegan ernährten Katzen des Community-Mitglieds. Wie erklären Sie sich das?
Sicher lassen sich im Blut der Katze diverse Werte messen, alles sieht man aber auch dort nicht. Will man wirklich wissen, ob eine Katze hinsichtlich Spurenelementen, Vitaminen, Kalzium und Phosphor adäquat ernährt wird, braucht es eine Ernährungsanalyse oder Rationsberechnung. Damit sieht man viel eher, ob der Bedarf der Katze durch die Fütterung gedeckt ist.
Ich bin Vollblut-Papi und -Ehemann, Teilzeit-Nerd und -Hühnerbauer, Katzenbändiger und Tierliebhaber. Ich wüsste gerne alles und weiss doch nichts. Können tue ich noch viel weniger, dafür lerne ich täglich etwas Neues dazu. Was mir liegt, ist der Umgang mit Worten, gesprochen und geschrieben. Und das darf ich hier unter Beweis stellen.