

«The Sartorialist Man»: Mode, Stil und Styling für Männer
Scott Schuman startete seinen Foto-Blog «The Sartorialist» vor über 15 Jahren. Als Street-Fotografen habe ich ihn damals wahrgenommen. Sein Buch «The Sartorialist Man» habe ich wegen der Fotos gekauft. Eröffnet hat es mir aber einen Zugang zu Mode und Stil, weit über meinen damaligen Horizont hinaus.
Jahre bevor ich angefangen habe, mich mit Mode zu befassen, bin ich bereits auf die Bilder von Scott Schuman aka «The Sartorialist» gestossen. Er war für mich in erster Linie ein Fotograf, der sehr interessante Street- und Portrait-Fotos machte. Dass es für ihn dabei vor allem um den modischen Stil der portraitierten Menschen ging, realisierte ich tatsächlich erst viel später. Nämlich als er 2020 sein Buch «The Sartorialist Man» angekündigt hat (erschienen ist es 2021). Dabei hatte der Name des Blogs das von Anfang an klargemacht – wenn ich denn je nachgeschaut hätte, woher dieser Name stammt: vom englischen Wort «sartorial», was so viel heisst wie «sich auf Kleider/Bekleidung beziehend».


Jedenfalls steht das Buch inzwischen in meiner Folianten-Sammlung, also eigentlich steht es dort fast nie, weil ich es meist irgendwo in der Wohnung rumliegen habe und regelmässig reinschaue. Mal, um mich von interessanten Looks inspirieren zu lassen, mal, um das eine oder andere Stück Knowhow nachzuschlagen. Denn diese beiden Aspekte bietet mir das Buch grob: Sehr viele Fotos interessanter und interessant gekleideter Menschen und Fachwissen zu verschiedenen Kleidungsstücken und Accessoires.
Lass dich inspirieren und informieren
Das Buch ist in drei Hauptteile gegliedert. Im ersten geht es um verschiedene Kleidungsstücke: Jacken, Jackets, Hemden, T-Shirts, Hoodies und Hosen und Shorts mit dem Fokus auf unterschiedlichen Schnitten und Tragarten Dazu kommen Unterkapitel zu Unterwäsche, gestrickten Oberteilen und Outerwear, sprich Mäntel, Parkas oder Lederjacken.



Im zweiten Teil geht es um Accessoires, konkret um Krawatten, Fliegen, Schals – und das Poschettli.


Der dritte Hauptteil widmet sich einem Thema, für das die Modeindustrie in den letzten Jahrzehnten nicht sonderlich bekannt war: Nachhaltigkeit und Kleiderpflege. Schuman leitet das Thema ganz clever ein: «Ich bin zu wenig reich, um nicht das Beste zu kaufen.» Klingt beim ersten Mal lesen vielleicht etwas paradox, ist es bei genauer Betrachtung aber gar nicht. Es heisst nämlich einfach: Ich kann – und will – nicht ständig neue, auf den ersten Blick billige Kleider kaufen. Weil das auf lange Sicht viel kostspieliger wird, als wenige teure und dafür qualitativ hochwertige Stücke zu shoppen.
Damit das klappt, muss neben der Qualität auch der Umgang mit den Stücken stimmen, sie müssen richtig gepflegt werden. Dazu schreibt Schuman etwa, wie man(n) Hemden bügelt, Schuhe putzt und schonend lagert und die wichtigsten kleinen Reparaturen an seiner Kleidung selbst vornimmt. Er plädiert ausserdem für regelmässige Besuche bei ausgewählten Secondhand-Läden und gibt Tipps, wie man seine Kleidung am schonendsten für Reisen einpackt.


Wirf einen Blick auf die Details
Zwischen diesen ganz konkreten Bekleidungsthemen richtet der Autor immer wieder einen Scheinwerfer auf kleine Inspirationen. So bricht er eine Lanze für Änderungsschneider, die dir deine Ab-der-Stange-Stücke auf Mass anpassen. Er schaut sich knallbunte und einfarbige Looks an und hält ein Plädoyer für den unperfekten Stil und befasst sich aus zwei ganz unterschiedlichen Perspektiven mit der Idee von Uniformen.



Zwar bewegt sich Schuman immer auch in oder am Rande der Mode-Branche, der Fashion-Shows und grossen und kleinen Brands. Er wurde aber vor allem bekannt dafür, ganz normale Menschen ohne Bezug zur Branche und darum echtem Stil zu zeigen. Das ist es auch, was mich an seinen Bildern fasziniert: dass ich neben durchaus exaltierten Fashionistas auch ganz viele alltagstaugliche Looks oder zumindest Styling-Ideen zu sehen bekomme.
In meinem ersten Artikel zum Thema Männer und Mode vor einigen Wochen bin ich über mein Alter eingestiegen. Diesmal steige ich über das Alter aus. Denn auch dazu hat Scott Schuman einige Zeilen geschrieben, aus denen ich zum Abschluss (in meiner Übersetzung) zitieren möchte:
«Die heutige Kultur ist so besessen von einem Jugendwahn, dass man nur selten Vorbilder dafür findet, mit Stil zu altern. Ich habe versucht Männer zu finden und feiern, die einen solchen Sinn für Stil versinnbildlichen. Wir werden schliesslich alle nicht jünger: Egal in welchem Stadium unseres Lebens wir uns gerade befinden mögen, wir können glaube ich alle ein bisschen Hilfe brauchen, um positiv und würdevoll zu altern.» Scott Schuman

Weltenbummler, Wandersportler, Wok-Weltmeister (nicht im Eiskanal), Wortjongleur und Foto-Enthusiast.