
Ratgeber
«Mami, bin ich schön?»: Wie du Body Positivity bereits beim Kleinkind förderst
von Katja Fischer
Kinderbücher sind eine einfache Möglichkeit, um körperliche Vielfalt ins Kinderzimmer zu bringen – und ein gesundes Körperbild früh zu stärken. Fünf Buchempfehlungen.
Bin ich schön? Zu dick? Zu dünn? Zu klein? Zu gross? Diese Fragen stellt sich ein Kind nicht erst, wenn es erstmals auf Social Media vermeintlich perfekte Körper präsentiert bekommt. Vorstellungen von einem «guten» oder «schönen» Körper würden schon in der frühen Kindheit geprägt, sagte Anja Meier, Verantwortliche Politik & Medien bei der Stiftung Pro Juventute, kürzlich in einem Beitrag zum Thema. Deshalb sei es nie zu früh, ein positives Körperbild zu fördern. Wie Eltern das tun können, hat sie anhand konkreter Beispiele und Tipps erklärt.
Eine Möglichkeit sind Kinderbücher. Denn mit der Auswahl an Medieninhalten können Eltern schon früh eine Vielfalt an Körperformen demonstrieren und kindgerecht aufzeigen, wie sie dem eigenen Körper mit Wohlwollen begegnen können. Ich habe fünf Bücher mit und ohne meine Töchter unter die Lupe genommen und verrate dir, was dich bei den einzelnen Werken erwartet – und welche bei uns ins Regal kommen.
Mal spricht Giraffe Roberta, mal Schildkröte Henry: Das Bilderbuch mit Text wechselt zwischen Perspektiven und Dialogen und wird so zu einem lustigen Hin und Her zwischen den zwei Tieren, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und doch so viel gemeinsam haben: Beide sind todunglücklich über ihren Hals. Ihrer sei zu lang, zu dünn, zu scheckig, findet Giraffe Roberta und schaut neidisch auf den Hals von Schildkröte Henry. Der findet seinen aber ebenso «erbärmlich», wie er sagt, «ich bin so gut wie halslos». Zwischen den zwei entsteht eine Freundschaft und beide lernen dank des anderen die Besonderheiten ihrer Körper zu schätzen.
Fazit: Eine wundervolle Bildergeschichte mit viel Humor und starken Illustrationen, die schon für die Kleinsten funktioniert.
Altersempfehlung: ab 3 Jahren
Dass das Buch auf den ersten Blick wirr wirkt, hängt damit zusammen, dass es nicht themenbezogen, sondern alphabetisch geordnet und so eine Art Lexikon ist. Das Inhaltsverzeichnis bündelt die einzelnen Begriffe aber zusätzlich thematisch: etwa nach «Was ist denn da los?» (Pubertät, Trans Kinder, Veränderungen etc.), «Körpergefühle» (Selbstzweifel, Schmerz, Lust etc.) oder «Wie schön ich bin!» (Schönheitsideale, Fotos und Filme, Schönheitsoperationen etc.). Die Illustrationen sind schön gestaltet und regen gleichermassen zum Denken und Schmunzeln an. Mehrere grosse Extrabilder sorgen für viel Abwechslung.
Fazit: Kluges und gefühlvolles «Lexikon» mit vielen Informationen, nützlichen Übungen – und zahlreichen Eyecatchern, sodass du immer wieder Neues entdeckst.
Altersempfehlung: ab 8 Jahren
Von den Augen bis zu den Zehen: Das Buch ist nach 20 verschiedenen Körperteilen gegliedert. Auf je zwei Seiten zeigt es auf, welche Unterschiede es bezüglich Farben, Formen und Funktionen gibt, es vermittelt Wissen über das jeweilige Körperteil und erzählt erstaunliche Geschichten und Anekdoten dazu. Wusstest du zum Beispiel, dass du einen «Morton-Zeh» hast, wenn der zweite Zeh grösser als der erste ist? Dass jeder Mensch im Laufe seines Lebens 180 0000 Kilometer auf seinen Füssen zurücklegt? Oder dass in Thailand ein Markt für Do-it-yourself-Zahnspangen existiert? Die Infos kommen mit relativ viel Text daher, Illustrationen sind dagegen rar. Das Kind sollte also schon relativ gut lesen können.
Fazit: Interessantes und lehrreiches Buch mit viel Wissen über Körperteile. Und viel Text – leider auf Kosten der Bilder.
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
«Jeder Körper ist anders, jeder Körper ist gut» – fast mantraartig wiederholt das Buch seine Kernaussage in seinem ersten Drittel. Durchhalten! Es folgen bald konkrete und wertvolle Übungen für mehr Selbstliebe. Zum Beispiel eine Self-Care-Liste zu erstellen, Dinge aufzuschreiben, bei denen dich dein Körper unterstützt, mit Freunden kleine Dinge zu feiern und vieles mehr. Immer wieder wird zudem animiert, sich Hilfe zu holen, sollte sich die Leserin – das Buch richtet sich in erster Linie an Mädchen – nach der Umsetzung der entsprechenden Übungen nicht besser fühlen. Minuspunkt: Die Illustrationen sind zwar sehr liebevoll kreiert, wirken aber alle verschwommen und mit Blur-Filter versehen. Das mag zum Artwork gehören, im Zusammenhang mit Body Positivity verwirrt es mich eher.
Fazit: Gelungenes und ermutigendes Bilderbuch, das alle Körpertypen feiert. Mit kleinen und hilfreichen Übungen, die eine erste Einführung ins Thema Selbstfürsorge geben.
Altersempfehlung: ab 8 Jahren
Zuckersüss Die Anleitung zur Selbstliebe: Liebe deinen Körper
Deutsch, Jessica Sanders, Carol Rossetti, 2020
Grosse, kleine, alte, junge, dicke, dünne, weisse, schwarze, grüne: Auf 80 Seiten wimmelt es von unterschiedlichen Körpern. Die Message: Alle haben einen Po, alle haben einen Körper, alle sind verschieden. Mal siehst du pinkelnde Menschen, mal nackte Menschen im Laden oder im Bus, mal haarige Körperteile. Auf witzige und trotzdem behutsame Art und Weise nimmt das Bilderbuch Menschenkörper auf die Schippe. Damit kratzt es zwar bloss an der Oberfläche, sorgt dafür aber bereits bei Kleinkindern für beste Unterhaltung.
Fazit: Die üppige Vielfalt des menschlichen Körpers wird auf zahlreichen Bildern eindrücklich demonstriert. Lustig, behutsam und leicht verständlich.
Altersempfehlung: ab 4 Jahren
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Titelfoto: Katja FischerAnna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.