

Sträucher zurückschneiden – aber wie?

Was, die Sträucher in deinem Garten sind immer noch nicht zurückgeschnitten? Hopp, hopp, schnapp dir die Gartenschere und hake die Aufgabe ab. Aber aufgepasst, nicht für alle Sträucher ist der Herbst geeignet. Worauf du achten musst, erklärt Gärtner Martin Rusterholz, Geschäftsleiter des Rusterholz Pflanzencenter in Oberrieden.
Warum ist jetzt die beste Zeit, um Pflanzen zurückzuschneiden?
Martin Rusterholz: Wenn die kalte Jahreszeit bevorsteht, gehen die Pflanzen in die Winterruhe, lassen ihre Blätter fallen und trocknen aus. Deshalb sind sie leicht zu schneiden. Für gewisse Pflanzen ist es jedoch besser, den eigentlichen Rückschnitt erst im Frühling zu machen. Bei Rosen zum Beispiel stutzt man im Herbst nur grosszügig die Blütentriebe, im Frühling schneidet man dann radikaler auf ungefähr 25 Zentimeter zurück.
Wir sollten also jetzt Pflanzen schneiden, weil es am einfachsten ist?
Genau, die Pflanzen sind zugänglicher, aber auch trockener, weil der Saftstrom reduziert ist.
Wieso muss man Pflanzen überhaupt schneiden?
Aus Strukturgründen, die meisten Pflanzen würden sonst stark zu wuchern anfangen.
Was, wenn man die Pflanze einfach sich selbst und ihrem Wachstum überlässt?
Sie würden sich ausbreiten und alles überwachsen. Bei gewissen Pflanzen muss man ausserdem auf den Aufbau der Äste achten. Fruchtbäume etwa müssen auf Fruchtholz geschnitten werden, sonst fruchten sie im kommenden Jahr nicht so gut.
Was bedeutet das: auf Fruchtholz schneiden?
Ab einem gewissen Alter bilden die Bäume Triebe, deren Knospen sich zu Früchten entwickeln. Das ist das Fruchtholz.
Kann das jeder selber machen? In welchem Fall sollte man einen Fachmann hinzuziehen?
Den gewöhnlichen Sträucherschnitt kann jeder selber machen. Bei Fruchtbäumen sollten Sie jedoch den Profi rufen, zumal der Laie das Fruchtholz nicht erkennt. Auch wenn Sie grosse Bäume im Garten haben, lohnt es sich, regelmässig einen Fachmann zu bestellen, der den Baum richtig zurückschneidet.
Macht man es selber, geht das mit einer einfachen Gartenschere? Ab wann sollte man eine Maschine gebrauchen?
Sträucher lassen sich mit einer gewöhnlichen Gartenschere leicht schneiden. Für Hecken ist eine Heckenschere zu empfehlen. Wichtig ist auch, dass das Werkzeug immer wieder mal desinfiziert wird, sonst gibt man beim Schneiden Krankheiten von Pflanze zu Pflanze weiter. Eine Gartenschere können Sie zum Beispiel mit einem Bunsenbrenner desinfizieren.
Was ist speziell bei Blütensträuchern zu berücksichtigen?
Blütensträucher sollten immer nach der Blüte geschnitten werden. Schneiden Sie einen Frühlingsblüher über den Winter, eliminieren Sie alle Blütenanlagen und verhindern so die Blüte im Frühjahr.
Was bei Beerensträuchern?
In aller Kürze: alte Triebe rausschneiden und neue Triebe stehen lassen.
Und bei Hecken?
Bester Schnitttermin ist im Juni oder Juli bei bedecktem Himmel. Allenfalls ist ein kleiner Nachschnitt im Winter nötig, wenn die Hecke im Herbst nochmals zugelegt hat.
Wieso bei bedecktem Himmel?
Schneiden Sie bei strahlendem Sonnenschein, sind Blätter die vorher verdeckt waren plötzlich der Sonneneinstrahlung ausgesetzt und fallen ab.
Was wird beim Zurückschneiden häufig falsch gemacht?
Sie sollten beim Zurückschneiden auf den natürlichen Aufbau einer Pflanze Rücksicht nehmen. An einem Japanischen Ahorn etwa sollte man nicht die Spitzen schneiden, sondern ganze Äste entfernen und so die Pflanze verkleinern. Mit dieser Technik behält der Ahorn seine natürliche Form. Da gibt es bei diversen Pflanzen unterschiedliche Dinge zu berücksichtigen.
«Besser gar nicht schneiden als falsch schneiden» - stimmt das?
Wenn man sich nicht sicher ist, wie und was geschnitten werden muss, zieht man besser einen Fachmann zu rate und lässt sich das zeigen. Ansonsten wird häufig das gemacht, was wir als «Hauswertschnitt» bezeichnen: Es wird grosso modo alles abgeschnitten. Das ist natürlich auch geschnitten, aber alles andere als optimal.
Stirbt die Pflanze dann ab?
Nein, das nicht. Das passiert übrigens auch nicht, wenn man eine Pflanze mal ein Jahr lang nicht schneidet. Aber der Aufwand im Jahr darauf wird entsprechend grösser.
Wie hilfreich sind Youtube-Videos in dieser Hinsicht?
Sie können hilfreich sein. Allerdings haben wir keine Gewähr, ob es sich beim Instruktor im Video um einen Fachmann handelt. Sehen Sie sich ein Video auf der Website eines Fachgartencenters an, können Sie sicher sein, dass Experten am Werk sind.
Haben Sie Tipps zu Material und Werkzeugen?
Arbeiten Sie nie mit dem billigsten Werkzeug, meist ist die Ergonomie für Hände und Gelenke nicht optimal und auch die Schnittstellen werden nicht sauber.
Produkte, die du gebrauchen könntest
Solide und durchdachte Baumschere, die gut in der Hand liegt:

Günstigeres Modell, das für kleinere Sträucher geeignet ist:
Variante für Linkshänder. Made in Switzerland, sieht man ja schon an den Farben 😊
Wenn der Ast zu dick scheint, solltest du lieber mit der Säge ran, statt die Gartenschere zu ruinieren.
Mit der Baumschere kommt man mühelos an höher gelegene Äste.
Mit der Amboss-Baumschere kappt man auch dickere Kaliber mit wenig Kraft.
Bei grösseren Mengen Gartenschnitt lohnt sich ein Häcksler: Die Abfälle lassen sich sehr viel kompakter transportieren oder für das einfachere Kompostieren vorbereiten. Ein idealer Kandidat für eine Gemeinschaftsanschaffung mit den Nachbarn.
Günstig, aber gut: Bosch-Heckenschere – die Bewertungen sprechen für sich.
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Ich bin freier Journalist, Kommunikationsverantwortlicher und Text-Vieleskönner. Am liebsten schreibe ich über Themen, die sich im Dunstkreis von Nonsens und gesellschaftlicher Relevanz befinden.