Produkttest

Sage Barista Touch Impress im Test: Mein Eintrittsticket in die Welt des Kaffees

Wie konnte ich nur? Die längste Zeit meines Lebens trank ich Kaffee, der aus einem Vollautomaten floss. Die Barista Touch Impress von Sage hat dieses Kapitel beendet. Ich bin bereit für höhere Sphären des Genusses.

Phase 1: Skepsis und Angst

Die Barista Touch Impress dagegen flösst mir Respekt ein. Ein paar Tage steht der Karton zunächst im Keller. In ihm ist viel Zubehör, von dem ich als Siebträger-Neuling weder Namen noch Funktion kenne. Ich habe ein bisschen Angst. Mit 30 Zentimetern ist sie ausserdem deutlich breiter als die De`Longhi-Maschine. Wie wird sich das auf die Küchenoptik auswirken?

Ich bereite mich seelisch auf die Veränderung vor, indem ich die Anleitung lese (was ich höchst selten tue) und Youtube-Videos schaue, in denen mir Typen wie Simon, also Kaffee-Snobs, Grundlagen der Siebträger-Technik erklären wollen. Ein Fehler, denn jetzt ist mein Respekt noch grösser.

Phase 2: Tüfteln und Testen

Hilft nichts, ich habe zugesagt, die Maschine zu testen. Also wird ausgepackt und aufgestellt. Erste positive Überraschung: Die Barista Touch Impress ist mit 30 Zentimetern zwar breiter, dafür weniger tief als der Apparat von De’Longhi. Ich habe sogar etwas mehr Platz auf der Arbeitsfläche übrig als vorher.

Jetzt schaue ich mir die einzelnen Bauteile an. Das Einsetzen des Filters in den Wassertank ist hakelig. Die an sich clevere Griff-Deckel-Konstruktion auf dem Tank stört hier etwas und wirkt auch nicht sonderlich stabil. Zum Glück ist nur alle drei Monate ein neuer Filter nötig.

Dann ziehe ich die Überlaufschublade aus der Maschine, um alle Klebestreifen zu entfernen, die für den sicheren Transport sorgen. Hinten an der Schublade hängt noch einmal eine Schale. In ihr finde ich ein paar Entkalkungstabletten, einen kleinen Pinsel und einen Puck Razor. Das ist so eine Art Schaber, um allenfalls zu viel gemahlenes Pulver abzustreifen. Ich freue mich über die gute Idee von Sage, den Platz in der Maschine intelligent auszunutzen.

Ich gebe etwa zwei Handvoll Bohnen in den dank Gummiring fast luftdicht schliessenden Behälter über dem Mahlwerk mit seinen 30 Stufen. Die Anleitung hat mir erklärt, dass für eine Tasse doppelten Espresso 18 Gramm Kaffeebohnen vermahlen werden. Das ist deutlich mehr als bei Kapselkaffee oder auch bei einem Vollautomaten. Die verlangen nach 8 bzw. 6 Gramm.

In der Folge lerne ich den Unterschied zwischen doppelwandigen und «normalen» Siebeinsätzen. Vier Stück sind im Lieferumfang der Barista Touch Impress enthalten. Die mit Doppelwand für vorgemahlene und ältere Bohnen, die anderen für frische, jeweils für eine oder zwei Tassen.

Ich darf den Siebträger samt von mir höchstpersönlich erstellten Puck in die Brühgruppe einspannen. Das ist der Teil, der mir suggeriert, ich sei Barista. Mein Verstand weiss aber, dass ich hier nur einen Teil der Arbeit übernehme, den vorher mein Vollautomat für mich erledigt hat. Egal, ich fühle mich gebraucht.

Phase 3: Optimieren und Probieren

Praktisch ist, dass sich die Maschine die einmal gemahlene Menge Kaffee merkt. Beim folgenden Kaffee entfallen die Zusatzrunden. So wie sich das Gerät optimiert, kümmere ich mich auch selbst darum, besser zu werden. Was dazu führt, dass ich Zubehör kaufe. Als erstes kommt ein kleiner Abklopfbehälter neben die Maschine. Sonst wäre wohl das Plastik des Eimers für den Biomüll gebrochen, wo ich die ersten Tage den gebrauchten Kaffeepuck entsorgt habe.

Auch einen Pinsel schaffe ich mir an. Mit ihm kann ich nach dem Abklopfen verbliebenes Pulver aus dem Siebträger entfernen. Und ich kaufe eine Wasserkaraffe, die mir das eher kalkhaltige Wasser filtert, das bei mir aus dem Wasserhahn kommt. Zudem tue ich damit der Haltbarkeit der Maschine etwas Gutes. Trotz regelmässiger Entkalkung sind Ablagerungen nicht zu vermeiden und einer der häufigsten Gründe für Probleme.

Tja, und dann wäre da noch die Frage der Kaffeebohnen. Jetzt verstehe ich Simon, der meine Italo-Röstung immer als «verbrannt» bezeichnet hat. Mit einer Maschine, die das Aroma aus den Bohnen holt, schmecke ich diese Nuancen besser. Ich taste mich langsam vor in eine mir bisher unbekannte Welt. Derzeit teste ich mich durch die Bohnen des Rösters Stoll aus Zürich.

Weil jede Bohne anders ist, muss auch die Maschine immer wieder neu lernen, wie viel Kaffee sie mahlen muss, bis der Siebträger korrekt gefüllt ist. Das bedeutet, dass ich bei Bohnenwechsel auch immer zwei oder drei Runden Kaffee habe, der entweder zu langsam oder zu schnell durchläuft.

(Fast) jede Milch gibt jetzt Schaum

Ich teste die Milchschaum-Funktion bei der Sage Impress mit der Hafermilch-Version der Firma Oatly. Auch hier überzeugt das Ergebnis: Der Schaum ist vielleicht nicht ganz so feinporig wie bei der Kuhmilch, aber stabil und fluffig.

Nur eines: «MilQ» – das klingt nach Intelligenz. Letztlich ist es aber einfach eine Regelung der Höchsttemperatur je nach Milchart. Die du zudem als Benutzerin oder Benutzer der Maschine mitteilen musst. Da sind die Marketing-Gäule für meinen Geschmack etwas zu schnell geritten und der Name für das Feature etwas zu fancy gewählt worden.

Kaffeevollautomaten als Alternative?

Ich habe dank der Barista Touch Impress die Illusion, einen Siebträger-Kaffee zubereiten zu können. Ich weiss, dass ich noch viel zu lernen habe, bis mich unser redaktioneller Ober-Barista Simon ernst nimmt. Aber ich habe mich auf den Weg gemacht – und sogar noch Freude dabei. Die Schritt-für-Schritt-Anleitungen auf dem Display sind so gut, wie ich das von keinem anderen Gerät und den zugehörigen Apps kenne. Gut gemacht, Sage!

An der Verarbeitung und der Funktionalität meiner neuen Sage-Maschine habe ich höchstens Details zu bemängeln. So ist der hinten verbaute Wassertank eher schwer zugänglich. Das richtige Platzieren der Espressotassen ist vor allem am Anfang eine Herausforderung. Selbst Maestro Simon ist der Kaffee hier schon daneben gelaufen, wie du in diesem Video sehen kannst.

Gibt es ein Zurück zum Vollautomaten? Klare Antwort: nein. Ich war überrascht, dass aus den gleichen Bohnen als Ausgangsmaterial ein so viel besserer Kaffee aus der Barista Impress Touch kommt. Hier sind die Komponenten offensichtlich gut aufeinander abgestimmt. Und dank der wirklich ausgezeichneten Milchschaumdüse gönne ich mir jetzt auch wieder regelmässig einen Cappuccino.

Fazit

Bester Einstieg ins Barista-Game

Die Sage Barista Touch Impress ist ein rundum gelungenes Gesamtpaket für den ersten Schritt weg vom Kaffeevollautomaten. Sie ermöglicht mit einer sehr verständlichen Anleitung das Zubereiten von gutem Kaffee. Das Milch-Feature «Auto MilQ» ist ein echter Mehrwert für Leute, die auf pflanzliche Milchalternativen setzen, aber nicht auf schönen Milchschaum verzichten wollen.

Pro

  • Speicher für individuell konfigurierte Kaffeerezepte
  • Milchschaum auch aus pflanzlichen Alternativen perfekt
  • grosses, helles Display
  • smarte Lösung für Aufbewahrung von Zubehör
  • kompakte Bauweise, gelungenes Design

Contra

  • keine Wifi-Verbindung möglich, keine App
  • Frischwassertank umständlich zu entnehmen und zu befüllen
  • kleine Espressotassen sind kaum genau genug unter dem Auslass zu platzieren: Sauerei-Gefahr!

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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