

Red Bull, Monster oder Mate: Welcher Energydrink passt zu dir?
Seitdem Red Bull Ende in den 90er-Jahren zum Siegeszug angetreten ist, wird der Markt mit Energydrinks geflutet. Jede Subkultur hat heute ihr eigenes Wässerchen. Höchste Zeit für eine Abrechnung.
«Da hat es Stierhoden drin, drum ist es in der Schweiz verboten!» Dieses Märchen über Red Bull hielt sich auf den Pausenplätzen Anfang der 90er Jahre hartnäckig. Aus dem Österreich-Urlaub mit den Eltern wurden daher nicht nur kistenweise Wein und Fleisch, sondern auch die schmalen Dosen geschmuggelt und gewinnbringend an die pubertierende Kundschaft verschachert. Seit dem Schweizer Markteintritt von Red Bull 1994 buhlen hunderte Produzenten um die Gunst der energiebedürftigen Kundinnen und Kunden. Mag sich noch wer an «Flying Horse» erinnern?
Heute sind Energydrinks weit mehr als billige Kopien des roten Bullen. Nach dem Motto «Jedem Topf seinen Deckel» gibt es heute für jede Gelegenheit ein entsprechendes Aufputschwässerchen. Cartoonist Stephan Lütolf hat mir geholfen, die wichtigsten Energydrink-Typen zu kategorisieren.
Pure Nostalgie: Coca-Cola
Was ist schon Red Bull? Cola ist dein Lebenselixier. Wobei es hier ein klares Unterspektrum gibt. Während die einen nur auf das Original schwören, bezeichnen das andere als «das schwarze Blut des Imperialismus» und schwören auf Marken wie «Vivi Cola» oder «Afri-Cola». Marken, die aufgrund eines Retro-Revivals und einer Anti-Konsumhaltung plötzlich einen zweiten Frühling erleben. Dass Cola meist nicht so viel Koffein drin hat wie Energydrinks, ist dir gerade recht. Du hast sowieso seit ein paar Jahren einen leichten Schlaf und senile Bettflucht. Energydrinks betitelst du als «Gummibärchen-Wasser» und erzählst gerne mal den Fun Fact, dass es in Cola früher ja mal «Kokain drin hatte», woher auch der Zusatz «Coca» stammt.

Hipper Discosaft für gebrochene Herzen: Mate
Seitdem du zwischen Gymnasium und Studium Argentinien bereist hast, kriegst du nicht genug vom aufputschenden Getränk. Der hölzerne Mate-Becher, in dem der Tee wochenlang neu aufgegossen wird, ist dir dann aber doch zu unhygienisch. Du bist ja auch kein Hippie mehr. Wie gut, dass es das Getränk zehn Jahre später in Limo-Form an jeder Ecke gibt. Im Club gerne auch mal mit Vodka, wobei du schon vor zehn Jahren erklärt hast, wie man den ersten Schluck «abtrinken» muss, damit der Vodka drin Platz findet. Mate ist kein Energydrink, sondern ein Lebensgefühl. Und dass Club-Mate nichts mit einem «Mate» im englischen zu tun hat, weisst du seit Tag eins. Während deinem langweiligen Job in der Buchhaltung erinnerst du dich mit jedem Schluck daran zurück, wie dir im Hostel in Mendoza das Herz gebrochen wurde. Menschen sind Masochisten.

Pubertierende Konsumopfer: Gönrgy
Du bist gerade mal elf Jahre alt und kannst schon die zehn wichtigsten Investmentfonds nennen. Das kommt nicht von ungefähr, schliesslich treibst du dich schon dein ganzes Leben auf Youtube herum. Klar, Monte ist dein grösster Star und Gönrgy ist dein Getränk. Der Streamer MontanaBlack hat bei dir ins Schwarze getroffen. «G steht für Gönnen» heisst es auf der Dose. Für Monte heisst es eher «G steht für Geld».

Nerd-Power für Game-Nächte: Monster Energy
Monster Energy würde gerne im Extremsport-Segment Fuss fassen, aber du bist der lebende Beweis dafür, dass der grösste Teil der Kundschaft auf physischen Sport verzichtet. Fakt ist, dass sich vor allem Gamerinnen und Gamer vom neongrünen M angesprochen fühlen. Die RGB-Beleuchtung des PCs gibt dem fahlen Gesicht etwas Farbe, der Bart ist am Nacken völlig ausser Kontrolle geraten. Die Chipspackung knistert, im Hintergrund türmen sich die Pizzaschachteln vergangener Grosstaten. Monotones Klicken einer Tastatur. Es riecht nach süsslicher Verwesung, der Geruch von Monster Energy vermischt sich mit dem Körpergeruch von einer Woche ohne Dusche. «Was? Schon wieder Freitag?», denkst du dir. Und ich erkenne mich in dieser Person wieder.

Für Fitnessfreaks und Muskelmaniacs: Nocco
Nocco ist kurz für «No Carbs Company», womit die Zielgruppe schon sehr eng abgesteckt ist. Wenn du Kohlenhydrate als Gift siehst, dein Ernährungsplan primär aus Pouletbrust und Hüttenkäse besteht und du in deiner Freizeit lieber Reps als Raps pumpst, dann kennst du Nocco bestimmt. Koffein, Vitamine, Aminosäuren und kein Zucker, verspricht die Dose. Scheusslich schmecken sie alle genau gleich.

Tradition verpflichtet: Red Bull
Morgens ein Brötchen gegen den Hunger? Brauchst du nicht. Dir reicht dein gewohntes Frühstück: «Es Red Bull und e Zigi». Es scheint, als sei die Zeit seit deiner Berufslehre stehen geblieben. Na ja, nicht ganz. Heute bist du es, der den Lernenden den Morgen verdirbt. Mit deinem Mundgeruch, der nach einer Mischung aus abgestandenen Gummibärli und feuchtem Aschenbecher riecht. Wahrscheinlich versetzt dich das Red Bull zurück in eine unbeschwerte, schöne Zeit, in der du Party machen konntest und ohne Kater aufgewacht bist. Ich gönne es dir. Halte am Morgen bitte einfach einen Meter Abstand zu mir.

Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell.