
Poloshirts: Spiel, Satz und Fail?

Ursprünglich für den Tennisplatz entworfen, hat sich das Poloshirt zu einem mal mehr und mal weniger verpönten Dauerklassiker gemausert. Diese Saison legt es sein Bünzli-Image ab.
Als ich meinem Team in der Redaktionssitzung mitteile, dass Poloshirts wieder zurück sind, schütteln alle ungläubig den Kopf. «Bitte nicht», ist der Tenor. Ich verstehe den Hohn meiner Kollegen, breche aber trotzdem eine Lanze für die Shirts mit Kragen. Es gibt aber klare Grenzen.
Dass Poloshirts ihr Comeback feiern, verwundert mich nicht. Es ist nicht das erste Mal, dass sich Modemacher von Vaters Garderobe inspirieren lassen. Egal, ob Bauchtaschen, Bermuda-Shorts, Socken in Sandalen oder Dad-Sneakers – Papas Kleiderschrank hat Trendpotenzial. Darum war er nur es eine Frage der Zeit, bis sich Designer für ihre Kreationen von Ugly-Shirts aka Poloshirts inspirieren lassen. Darunter Riccardo Tisci für die Marke Burberry und Miuccia Prada für Prada.


Warum Poloshirts bei Influencern und Modeleuten so beliebt sind? Sie nicht sind nur vielseitig einsetzbar – immer dann, wenn du zum restlichen Outfit ein simples T-Shirt kombinieren würdest –, sondern auch die perfekte Mischung aus sportlich-elegant. Zudem geben sie deinem Outfit im Nu eine maskuline Note.
Falls du jetzt Feuer und Flamme bist, musst du mir bitte drei Dinge versprechen: Verzichte auf einen aufgestellten Polokragen (auch wenn du an der Universität St. Gallen Wirtschaft studierst), vermeide zu grosse Markenlogos (das macht nur Dieter Bohlen) und lass die Finger von Perlenohrringen oder Cardigans. Kurz: Dinge, die dein Grosi auch trägt. Stattdessen rate ich dir zu zu modernen Stilmitteln wie auffällige Farbkombinationen oder überraschenden Accessoires wie es Street-Style-Ikone Veronika Heilbrunner vormacht: Korbtasche trifft auf Oberarmreif und flache Leo-Sandalen. Neben der Jeans und weiten Culottes wie sie Modeprofi Annette Weber (oben) trägt, lassen sich die Shirts aus Baumwoll-Piqué auch zu einem Midi- oder Maxi-Rock kombinieren. Verzichte auf einen Mini-Jupe, da das Ganze sonst zu sehr an ein Tennisplatz-Outfit erinnert.
Ja oder nein? Jein!
Weil mich Poloshirts zu sehr an die Jeunesse dorée erinnern, die vermeintlich lässig noch einen Pullover über der Schulter tragen, kann ich mit dem Trend nicht viel anfangen. Das Bild hat sich zu sehr eingebrannt. Was mir hingegen gefällt – sehr sogar –, sind die Neuinterpretationen des klassischen Ugly-Dad-Shirts. Das sind Oberteile, aus Materialien wie Jersey oder Strick, die mit einem Polokragen und einer kurzen Knopfleiste (auch im Winter ist dieses Detail noch angesagt) bestückt sind.
Besonders Pullover aus Feinstrick haben es mir angetan. Diese werde ich in der kalten Saison rauf und runter tragen. Sobald es die Temperaturen zulassen, sehe ich mich in einem grauen, dunkelblauen oder schwarzen, schmalen Modell, das ich in den Hosenbund einer Mom-Jeans stecke. Dazu kombiniere ich schwarze Ankle-Boots mit einem mittelhohem Blockabsatz. Zu einer körperbetonten Lederhose passt hingegen ein Oversize-Pullover mit Kragen.

Bereits im Oktober 2019 postete die Autorin und Bloggerin Leandra (Medine) Cohen alias Manrepeller meine Lieblingskombination für diesen Herbst und Winter. Bürotauglich mache ich den Polo-Pullover-Look – je nach Branche – mit Slack-Hosen und gepflegten (!) Sneakers.
Hier geht’s zu unseren Poloshirts.


Wenn ich mal nicht als Open-Water-Diver unter Wasser bin, dann tauche ich in die Welt der Fashion ein. Auf den Strassen von Paris, Mailand und New York halte ich nach den neuesten Trends Ausschau und zeige dir, wie du sie fernab vom Modezirkus alltagstauglich umsetzt.