

Ob an der Wand, mit Ring oder nur auf der Matte: Pilates wirkt

Jeden Trend mitmachen? Muss nicht sein, doch bei Pilates sprechen tatsächlich viele Vorteile dafür. Schau dir einmal an, warum der ganzheitliche Sport gut für dich sein könnte.
Morgens oder abends in den Sozialen Medien: Du öffnest den Feed und schon sind sie da, die Sport-Videos und Trainings-Tipps glattgestraffter Fitness-Freaks (mehr als 61 Milliarden Views hat der Hashtag #fittok!) – und du merkst sie dir für später. Denn erst muss der innere Schweinehund überwunden werden. Also weiterscrollen bis … Pilates an der Wand? Schon wieder hat der Trendsport eine neue Form gefunden, die durch das Netz jagt. Aber warum erfährt diese ganzheitliche Trainingsmethode, die bald 100 Jahre alt ist, schon wieder ein Revival? Fakt ist, straffe Muskeln und Flexibilität bis ins hohe Alter kommen nicht aus der Mode. Doch wo Pilates heute ist, war es nicht immer. Ein Blick auf die Geschichte zeigt, wie sich der Sport gewandelt hat.
In seiner Ursprungsidee war Pilates als ein System aus Übungen gedacht, um Verletzte und traumatisierte Menschen nach den Grauen des Ersten Weltkrieges wieder fit zu machen. Die Übungen, die Joseph Pilates entwickelte, zielten darauf ab, die Muskulatur zu stärken, die Gelenke zu mobilisieren und die Atmung zu verbessern. Knackige Pos und superflache Bäuche hatte er nicht im Sinn.
Auch heute hat sich an der Grundidee nichts geändert, wobei sich über die Jahre und Jahrzehnte viele verschiedene Pilates-Formen und Trends entwickelt haben.
Pilates: Diese Formen gibt es
- Mat Pilates:Die wohl ursprünglichste Form von Pilates, bei der du die Übungen auf einer Matte durchführst. Dabei konzentrierst du dich auf den Einsatz des eigenen Körpergewichts zur Stärkung der Muskulatur und zur Verbesserung der Körperkontrolle. Übungen im Stehen wechseln sich mit jenen im Liegen ab.

- Reformer Pilates: Bei dieser Methode kommen spezielle Geräte wie der Pilates-Reformer (ein Gerät mit elastischen Federn statt Gewichten) zum Einsatz, um Widerstand und Unterstützung bei den Übungen zu bieten. Auf diese Weise werden die Übungen vielfältiger und intensiver, ohne dass du Gefahr läufst, dich zu überheben.
- Aerial Pilates: Tücher oder Hängematten kommen bei dieser Form zum Einsatz, um Übungen in der Luft durchzuführen. Es fördert die Dehnung, das Gleichgewicht und die Core-Stärke (also die Kernmuskulatur am Rumpf) – und sieht wunderschön aus.
- Contemporary Pilates: Hier wird klassisches Pilates um wissenschaftliches und physiotherapeutisches Wissen erweitert. Oft setzt man diese Form in der Rehabilitation ein, um zum Beispiel eingeschränkte Beweglichkeit oder Verletzungen zu therapieren.
- Pilates für Schwangere: Bei dieser Form geht man speziell auf die Bedürfnisse von schwangeren Frauen ein. Ziel sind Übungen, die die (Beckenboden-) Muskulatur stärken und den Körper auf die Geburt vorbereiten sollen.
- Pilates für Senioren: Wer bis ins hohe Alter fit sein möchte, für den ist Pilates eine gute Möglichkeit, um mobil und gelenkig zu bleiben. Spezielle Angebote richten ihre Übungen ganz auf ältere Personen aus und sind selbstverständlich weniger intensiv.
Darüber hinaus gibt es aber auch neue Trends, etwa das erwähnte Wall-Pilates, das vor allem auf TikTok boomt. Beim Wand-Pilates beziehst du zuhause deine Wände mit ins Übungsspektrum ein. Daraus hat sich eine eigene Challenge entwickelt, an der man per Video teilnehmen kann.
Warum ist Pilates gut für dich? Die Vorteile im Überblick
Ein Training für den gesamten Körper
So wie Yoga verfolgt auch Pilates einen ganzheitlichen Ansatz der Körperfitness (aber mit deutlich weniger Verrenkungen): Du brauchst kein einseitiges Training, das dich auf Dauer womöglich langweilt. Stattdessen trainierst du deinen gesamten Körper in nur einer Trainingseinheit, also nicht nur Arme und Oberkörper, oder Beine und Po, sondern von Kopf bis Fuß nahezu jede Muskelpartie. So, wie es sich der Erfinder dieses Sports, Joseph Hubertus Pilates, ursprünglich einmal ausgedacht hat. Seiner Philosophie nach verbindet Pilates körperliche und geistige Gesundheit] miteinander.
Daraus entwickelte er eine Methode, um die Fitness und das Wohlbefinden seiner Schüler zu fördern. Seine Technik konzentriert sich darauf, die Kernmuskulatur zu stärken, die Körperhaltung zu verbessern und die Atmung zu fördern. Während beim Yoga die Bauchatmung trainiert wird, steht jedoch beim Pilates eher die seitliche Brustkorbatmung im Vordergrund.
Bei Pilates geht es um Beweglichkeit, Ausdauer, Kraft und Kontrolle, weshalb die Übungen auch meist dynamisch ausgeführt werden. Hier trennen sich abermals die Ansätze von Yoga und Pilates, denn im Yoga (abgesehen von Sonderformen) werden die Bewegungen meist kurzfristig gehalten. Das oberste Ziel im Pilates: eine starke Mitte, das sogenannte «Powerhouse». Das Powerhouse ist die Grundlage für körperliche Gesundheit und Wohlbefinden.
Ganz einfach loslegen: Es braucht wenig Dinge für Pilates
Den inneren Schweinehund überwinden, muss man bei jedem neuen Sport. Das Schöne an Pilates aber ist: Du kannst es ohne große Investitionen überall ausführen. Denn abgesehen von sportlicher Kleidung brauchst du nicht mehr als eine geeignete Matte. Wer mag, legt sich noch einen Pilates-Ball, einen Ring oder Therabänder zu oder erhöht mit Gewichten die Intensität der Übungen.
Einfache Einsteiger-Übungen findest du zum Beispiel bei YouTube. Dort kannst du erste, kostenlose Übungsstunden absolvieren und schauen, ob dir der Sport Spaß macht. Wenn du das Level erhöhen willst und auch andere Formen von Pilates ausprobieren möchtest, empfiehlt sich aber eine Schnupperstunde in einem professionellen Studio.
Diese Benefits für deine Gesundheit hat Pilates
Auf körperlicher Ebene trägt Pilates zur Stärkung der Muskulatur bei, insbesondere des Rumpfs. Das führt zu einer besseren Stabilität und Haltung – gut gegen Büro- und Schreibtischrücken.
Wissenschaftlich bewiesen sind auch die Vorteile von Pilates für den Beckenboden. Die vielseitigen Übungen stärken ihn nachhaltig, was sich speziell bei Frauen zum Beispiel nach einer Geburt positiv bemerkbar macht.
Für Frauen bietet Pilates außer Übungen, die gezielt auf die Schwangerschaft vorbereiten, zudem Vorteile hinsichtlich Menstruation und Menopause. So ergab eine Studie: Physiologische und psychosomatische Symptome in den Wechseljahren lassen sich durch regelmäßige Pilates-Einheiten nachhaltig verbessern.
Powerhouse: Wie Pilates auf den Körper wirkt
Auch bei Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Herzklopfen und Schwindelgefühlen – Pilates wirkt. Das gilt selbst für starke Menstruationsschmerzen, wie eine andere Studie nachgewiesen hat. Auch sie betont den positiven Effekt auf einen gestärkten Beckenboden durch Pilates.
Da Pilates viele Dehnübungen beinhaltet, verbessert es die Flexibilität von Muskeln und Gelenken und fördert somit deine generelle Beweglichkeit und motorischen Fähigkeiten. Auch sinkt das Risiko für ernstere Verletzungen im Falle eines Sturzes oder Unfalls. Rückenschmerzen und Muskelverspannungen lassen sich ebenso behandeln.
Auch auf mentaler Ebene stärkt dich Pilates
Auf geistiger Ebene trägt Pilates zur Stressreduktion bei, da du mit der Konzentration auf Atmung und Bewegungen einen Zustand tiefer Entspannung erreichen kannst. Studien belegen diese Effekte. Körperliche Herausforderungen zu meistern, die Fitness zu verbessern und sich somit wohler im eigenen Körper zu fühlen – all das stärkt dein Selbstvertrauen.
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Notizbuch, Kamera, Laptop oder Smartphone. Leben heißt für mich festhalten – analog oder digital. Immer mit dabei: mein iPod Shuffle. Die Mischung macht’s eben. Das spiegelt sich auch in den Themen wider, über die ich schreibe.