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New York City Marathon 2017 – a dream came true

Raphael Knecht
14.11.2017

Mit über 50 000 Läufern ist der 42.195 Kilometer lange Lauf rund um und in Manhattan der wohl berühmteste Marathon auf dieser Welt. Laura Cacioppo, begeisterte Läuferin und Finisherin des New York City Marathons 2017, erklärt mir im Interview, wie sie sich darauf vorbereitet hat, was das Laufen für sie bedeutet und motiviert dich, damit auch du nächstes Jahr die Ziellinie im Central Park überqueren kannst.

«Seit ich laufe, war es schon immer mein Traum, einmal am grossen, berühmten New York Marathon teilzunehmen. Viele sagen, die Teilnahme alleine sei die 500 USD Startgebühr wert. Ich als kompetitive Sportlernatur gab mich aber nie wirklich damit zufrieden, nur teilzunehmen und mitzulaufen: Go hard or go home. Das Rennen in unter vier Stunden zu beenden, würde mich zum glücklichsten Menschen machen.»

Laura am Engadiner Sommerlauf, dessen 26.2 Kilometer sie als Vorbereitung für New York bestritt.

Laufen heisst leben

Als ich mich bei der sympathischen Tessinerin nach dem Ursprung ihrer Laufkarriere erkundige, beginnen ihre Augen zu funkeln: «Laufen heisst für mich, frei zu sein. Stress bei der Arbeit? Probleme in der Beziehung? Deine Freunde benehmen sich mal wieder wie Idioten? Kein Problem. Sobald ich in meine Laufschuhe schlüpfe, bin ich in einer anderen Welt. Meiner Welt. Und ich beginne zu laufen. Meine Beine tragen mich dorthin, wo ich möchte. Es geht mir nicht primär um die Idylle der Landschaft, die kühle Morgenluft, den Sport als physische Betätigung oder jemandem etwas zu beweisen. Wenn ich laufe, dann denke ich an nichts.»

Wunderschöne Aussicht, abschalten und in die eigene Welt eintauchen. Hier: Mittagsrun am Genfersee.

Sie hält einen kurzen Moment inne, schweift mit dem Blick in die Ferne und lächelt. «Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Ich weiss nicht, wie ich dir das erklären soll. Ich lasse alles hinter mir und bin mit mir im Reinen. Es ist kein Davonlaufen, im Gegenteil. Ich sehe mich jeweils einem Ziel entgegenlaufen. Das Schöne ist, dass ich entscheide, was dieses Ziel ist. Stimmen die Beine, pushe und quäle ich mich. Bin ich faul, laufe ich trotzdem. Aber ich laufe. Und in exakt diesem Moment ist das alles, was ich brauche, um glücklich zu sein.»

Mit Laufen begann sie verhältnismässig spät, erzählt sie weiter. Andererseits spiele das Alter für sie keine Rolle: «Ich renne nicht für ein Land, für einen Vertrag oder für die Familie. Ich renne für mich. Und wenn ich versuche, schneller zu rennen, dann, weil ich das so will. Und es gibt keine Alterslimite, um Spass am Laufen zu haben.» Ob da nicht ein gewisser Ehrgeiz fehle, wundere ich mich. Sie scheint, meine Gedanken lesen zu können und fügt an: «Falls du jetzt denkst, ich renne, ohne meine Zeit zu messen, liegst du meilenweit daneben. Laufen heisst für mich leben, ja. Trotzdem: Ich will mich verbessern, ich habe Idole und hohe Anforderungen an mich selbst. Ohne Eigenantrieb, Wille und das Überwinden des inneren Schweinehundes geht gar nichts. Habe ich ein Rennen, gehe ich auch bei Wind, Nässe und Kälte laufen. Zögern bedeutet für mich, mental bereits aufgegeben zu haben.»

Laura am StraLugano-Lauf über die Halbmarathon-Distanz von 21 Kilometern.

How to get there

Angefangen zu rennen habe sie bereits in der Schule – gezwungenermassen, wie alle anderen Kinder. Diesem Umstand war es dann auch zu verdanken, dass Laura eine ganze Zeit lang nichts mehr mit dieser Sportart zu tun haben wollte. Bis eine Kollegin sie so lange anflehte, mit ihr laufen zu gehen, ehe sie ja sagte. Doch das Rennen, die Schuhe als einzige Ausrüstung und das unbeschreibliche Gefühl von Freiheit an jenem Samstagmorgen liessen sie nicht mehr los. «Es kann natürlich auch sein, dass das sonnige Wetter, die glasklare Maggia und die frische Tessiner Luft mitgeholfen haben. Aber seit diesem Tag war für mich nichts mehr wie früher. Ich begleitete meine Kollegin öfters beim Training und nahm dann – zusammen mit ihr – auch an meinem ersten Lauf teil. Es war der Hallwilerseelauf, ein wunderschönes Rennen. Kann ich jedem empfehlen.»

Auch am diesjährigen Greifenseelauf nahm Laura teil, immer mit New York als grosses Ziel vor Augen.

Doch alleine mit Laufeinheiten und der Teilnahme an Läufen ist die Vorbereitung für New York noch nicht gegessen. Nein, auch die korrekte Ernährung spielt eine entscheidende Rolle. Ebenso die Art und Weise der Trainingseinheiten. «Einfach nur immer Laufen bringt dich zwar weiter, aber nicht ans Ziel», meint Laura. Daher hat sie einen ehemaligen Kollegen aus dem Gymnasium aufgesucht, der inzwischen sein eigenes Personal-Training-Studio an der Universität in Genf betreibt. Gabriele Guzman, Gründer von Raimi Performance und Personal Trainer, stellte für Laura einen gezielten Trainingsplan zusammen, wie sie sich auf New York und den Marathon vorzubereiten hat. Dazu gehörten nicht nur die Zutaten für ihre Mahlzeiten, sondern auch Intervall-Trainings, Kraft-Sessions im Fitnessstudio und Ruhetage. «Denn dein Körper braucht Zeit, sich zu erholen und das Geleistete zu verarbeiten. Du kannst nicht bis ans Ende der Welt laufen und dann das Gefühl haben, alles zu schaffen. Ohne Pause geht gar nichts.» Lauras Stimme wird lauter, als sie diese Worte von sich gibt. Ich notiere mir das Ganze eifrig als wichtiges Argument.

Schliesslich helfe auch die passende Ausrüstung: «Der passende Laufschuh ist die unumgängliche Basis für jedes Rennen! Mit einem perfekten Schuh läufst du problemlos über Stock und Stein, während ein schlechter Schuh deinen Run komplett ruinieren kann. Und im schlechtesten Fall zudem auch deine Gesundheit längerfristig beeinträchtigt.» Aus diesem Grund profitierte Laura auch vom Angebot der kostenlosen Laufanalyse bei Galaxus, in Zusammenarbeit mit New Balance. Hier halfen ihr Spezialisten, den richtigen Schuh zu finden. «Kompliment an den Staff von New Balance: Sie haben mir zwar einen ihrer Schuhe für kürzere Läufe empfohlen, gaben jedoch auch ehrlich zu, dass meine bisherigen Asics für den Marathon die bessere Wahl seien. Was ich dann bei einer eineinhalbstündigen Trainingseinheit auch noch selbst herausgefunden habe. Anyway, die Ehrlichkeit und Professionalität der New-Balance-Crew hat mich beeindruckt. Bravo!»

Professionalität in drei Schritten: Zuerst wurde ein 3D-Scan der Füsse erstellt, dann die passenden Schuhe gewählt und am Schluss der Laufstil auf der Aussenanlage analysiert.

Kurz vor dem Start

In der letzten Woche vor New York hiess es dann, ordentlich Pasta essen, um haufenweise Kohlenhydrate reinzuschaufeln. «Ich als gebürtige Tessinerin mit dem italienischen Pass habe Pasta für mein Leben gern. Dabei muss nicht mal eine Sauce drauf. Die Teigwaren alleine reichen schon. Sofern es die richtigen sind – da lege ich grossen Wert drauf. Meine Nonna hat mich seit meiner Geburt mit Pasta gemästet. Vielleicht habe ich auch deshalb das Rennen liebgewonnen. Sonst hätte ich wohl in New York ins Ziel rollen müssen.» In der Vorbereitungsphase standen vor allem eierhaltige Speisen, Gemüse, Früchte, rotes Fleisch und Teigwaren auf dem Ernährungsplan. «Es gab aber auch 'cheat days'. Zumindest habe ich mir einige davon gegönnt. Aber pssssst, bitte nicht meinem Coach weitersagen.»

Kurz vor der Startnummern-Ausgabe: Ein Touristen-Schnappschuss im Jacob K. Javits Convention Center.

In New York angekommen, war die Marathon-Stimmung, die in der Luft lag, bereits am Freitagabend greifbar. Überall Läufer, die ihre letzten Kilometer abspulten, um am Sonntag für das Rennen ihres Lebens gerüstet zu sein. «Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich besser sogar schon am Donnerstag angereist wäre. Mit der Verspätung, der unzähligen Einreisehürden und der Zeitverschiebung war ein ganzer Tag dann doch etwas gar wenig Akklimatisierungszeit. Ich empfehle jedem, so früh als möglich vor Ort zu sein. Denn alles ist anders. Und die ganze Vorbereitung zuhause soll ja nicht umsonst gewesen sein.» Auch der Wetterbericht für den Marathon passte: Bewölkt, 19 Grad. Einzig die möglichen morgendlichen Regenschauer hinterliessen einige Falten auf ihrer Stirn. Am Samstagmorgen folgte die letzte kurze Trainingssession im Central Park, dem Zielgelände für den Marathon, am Samstagabend dann der letzte Teller Pasta. Danach ging's früh ins Bett. Ein letzter Check, ob die Ausrüstung komplett und ready ist. Denn am Tag darauf war es so weit: Lauras grosser Traum sollte endlich in die Tat umgesetzt werden.

Die Krönung – der TCS New York City Marathon

Tolle Stimmung, viele Läufer und noch mehr Zuschauer: Der Big Apple machte seinem Namen alle Ehre.

Ein Auszug aus Lauras Marathon-Tagebuch:

  • 5:15 Uhr: Aufstehen, duschen und anziehen
  • 5:16 Uhr: Blick aus dem Fenster – ja, es ist bewölkt und nein, es regnet nicht
  • 5:45 Uhr: Fahrt mit dem Bus an den Start nach Staten Island, kurz vor der Verrazano Bridge
  • 7:00 Uhr: Ankunft im Startgelände, Sicherheitscheck inkl. Leibesvisitation, Metalldetektoren usw.
  • 8:00 Uhr: Kleines Frühstück, Aufwärm-Übungen und spannender Small Talk mit anderen Läufern
  • 8:45 Uhr: Das Warten geht mir langsam auf die Nerven, ich werde unruhiger
  • 9:20 Uhr: Die Elite der Frauen startet (nach 40 Jahren gewinnt erstmals wieder eine Amerikanerin)
  • 9:50 Uhr: Die Elite der Männer startet (der Schweizer Tadesse Abraham wird bemerkenswerter Fünfter)
  • 10:30 Uhr: Gefühlte 100. Pipi-Pause, die Nervosität steigt ins Unerträgliche und ich will endlich starten
  • 10:45 Uhr: Es ist so weit und der Startschuss für meine Welle fällt (und es beginnt zu regnen, aber nur leicht)
  • 11:45 Uhr: Inzwischen sind wir in Brooklyn, ich bin bei Kilometer 10 durch, mein Tempo stimmt und ich fühle mich gut
  • 12:45 Uhr: Brooklyn ist geschafft, ich laufe gerade in Queens ein, nach wie vor fühle ich mich gut
  • 13:45 Uhr: Ein kleines Tief bei Kilometer 30 in der Bronx überbrücke ich mit einem Schluck Wasser und Power-Gel-Shots, der Fahrplan stimmt aber immer noch
  • 14:20 Uhr: Kilometer 35 ist geschafft, ich bin mittlerweile in Manhattan und kurz vor dem Central Park. Eine solch lange Strecke bin ich noch nie an einem Stück gelaufen – und das bekomme ich nun auch zu spüren. Die Beine sind schwer, ich spüre leichtes Unwohlsein im Bauch und meine Gedanken sind nicht mehr so frei wie zu Beginn
  • 14:50 Uhr: Kilometer 40 habe ich soeben hinter mir gelassen und ich will nur noch eine warme Mahlzeit, ein heisses Bad und meine Füsse hochlagern
  • 14:57 Uhr: Es ist geschafft, ich habe die Ziellinie nach 4 Stunden, 12 Minuten und 43 Sekunden überquert und mein Traum ist endlich wahr geworden. Tränen laufen mir über die Wangen und ich finde vor lauter Freude den Ausgang nicht. Sogleich weist mich das strenge Security-Personal zurecht und schubst mich zum Exit
  • 15:35 Uhr: Ich bin endlich zurück im Hotel und unter der Dusche – es ist noch zu früh, das eben Geleistete zu verarbeiten. Ich habe soeben meinen ersten Marathon beendet und dies erst noch im grossen New York
Laura (im blauen Shirt) kurz vor dem Ziel – sie leidet, aber sie kämpft bis zum Schluss.

Auf Wolke 7

«Am Tag danach gönnte ich mir als erstes ein üppiges Frühstück. Aber so richtig ungesund mit Pancakes, Waffeln, Sirup, Cornflakes, Bagels, Donuts, Muffins und allem, was sonst noch so dazugehört. Obwohl ich auch sonst sehr auf meine Ernährung achte: Es war mir ehrlich gesagt sche***egal, ich habe es mir verdient. Und es tat so gut. Meine Beine spürte ich erstaunlicherweise erst am Dienstag... die berühmt-berüchtigte 48-Stunden-Regel der Marathon-Läufer, wie ich später erfahren habe. Meine Leistung vom Sonntag trug mich aber wie auf Wolken durch die Strassen von New York.»

Erschöpft, aber zufrieden strahlt Laura fürs offizielle Finisher-Foto nach dem Zieleinlauf.

Ob sie enttäuscht sei, ihr hoch gestecktes Ziel nicht erreicht zu haben, frage ich sie. «Obwohl ich die vier Stunden nicht unterboten habe, bin ich mehr als zufrieden mit meiner Leistung. Die zahlreichen Höhenmeter, die unterschiedlichen Unterlagen und das Klima liessen keine bessere Zeit zu. Und hey, es war mein allererster Marathon! Als Zeichen meines Triumphes trug ich die Finisher-Medaille daher dann auch am Montag den ganzen Tag offen um den Hals. Und, wie es in den USA so üblich ist, erhielt ich Gratulationen von wildfremden Menschen auf der Strasse, in den Shops wurde ich vom Personal angesprochen und Touristen wollten ein Foto von oder mit mir. Eine kleine Frau, für einen Moment lang ganz gross. Daran könnte ich mich gewöhnen.» Abermals lächelt sie und blickt in den Himmel empor. Und fügt an: «Darf ich dir was verraten? Kurz vor dem Ziel dachte ich: Das ist der erste und letzte Marathon meines Lebens. Nachdem, was ich seither aber alles erlebt habe, kann ich es kaum erwarten, mich auf mein nächstes Ziel vorzubereiten.» Sie nimmt die Antwort meiner Folgefrage vorweg: «Wo und was das sein wird, weiss ich noch nicht.»

Das Objekt der Begierde: Die Medaille, inkl. Gravur auf der Rückseite. Anm. d. Red.: Beim Interview liess Laura die Medaille keine Sekunde los.

Einen der wichtigsten Tipps, den sie zukünftigen Läuferinnen und Läufern mit auf den Weg geben möchte, sei ein ganz einfacher: «Gib niemals auf und fordere dich selbst heraus. Du musst niemandem etwas beweisen – ausser dir selbst. Denn am Ende des Tages musst nur du mit dir selbst zufrieden sein. Dann hast du dein Ziel erreicht.» Auch das massgeschneiderte Trainings- und Ernährungsprogramm habe ihr geholfen, meint sie. Genauso wie ein verständnisvolles, geduldiges und unterstützendes Umfeld. Sie hält den Mahnfinger hoch: «Trainieren kannst du jederzeit und überall, sofern du es auch wirklich willst. Ausreden gibt es keine... sonst bist du im falschen Sport.» Und abschliessend sagt sie noch: «Sei stets positiv, glaube an dich und setze dir ein Ziel. So hast du etwas, worauf du dich vorbereiten und wofür du trainieren kannst. Es gibt dir Motivation und deinem Training ausserdem einen Sinn.»

Lauras Ausrüstung

Body Attack YamBam Bar (15 x 80g) (Coconut, Peanut, 15 Stk., 1200 g)
Sportnahrung

Body Attack YamBam Bar (15 x 80g)

Coconut, Peanut, 15 Stk., 1200 g

New Balance WVNGOWB2 Fresh Foam Vongo v2 (37.5)
Laufschuhe

New Balance WVNGOWB2 Fresh Foam Vongo v2

37.5

New Balance WVNGOWB2 Fresh Foam Vongo v2 (37.5)

New Balance WVNGOWB2 Fresh Foam Vongo v2

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Wenn ich nicht gerade haufenweise Süsses futtere, triffst du mich in irgendeiner Turnhalle an: Ich spiele und coache leidenschaftlich gerne Unihockey. An Regentagen schraube ich an meinen selbst zusammengestellten PCs, Robotern oder sonstigem Elektro-Spielzeug, wobei die Musik mein stetiger Begleiter ist. Ohne hüglige Cyclocross-Touren und intensive Langlauf-Sessions könnte ich nur schwer leben. 


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