
Hintergrund
Dieses altmodische Accessoire erlebt gerade ein grosses Comeback
von Stephanie Vinzens
Das eine ist irgendwie extravagant und nicht gerade alltagstauglich, das andere trendgebend und oft schnell ausverkauft. Welche kleinen und feinen Details ausserdem den Unterschied zwischen Haute-Couture- und Prêt-à-porter-Kollektionen ausmachen, erfährst du hier.
Zweimal pro Jahr steht in New York, Mailand, Kopenhagen und Paris alles im Zeichen der Mode. Dann ist Fashion Week. Entweder für die Saisons Herbst und Winter oder für den kommenden Frühling und Sommer. Das ist einleuchtend, da bleiben eigentlich keine Fragen offen. Das heisst … eine schon: Was hat es mit der Extrawurst für Paris auf sich? Denn die Stadt an der Seine unterscheidet als einzige der Metropolen zusätzlich zwischen den Attributen Prêt-à-porter und Haute Couture. Wieso das so ist und was die einen Kollektionen von den anderen unterscheidet:
… ist schnell erklärt. Es bedeutet so viel wie Ready-to-wear oder «tragefertige Kleidung». Die Kollektionen werden in den üblichen, standardisierten Konfektionsgrössen hergestellt – für die breite Masse quasi. Beziehungsweise den Teil davon, der sich Brands wie Saint Laurent, Loewe oder Jil Sander leisten kann und will.
Der Knackpunkt ist: Was du auf dem Laufsteg präsentiert bekommst, wandert exakt so in die Läden, on- und offline. Du kannst es bestellen oder kaufen gehen, hoffen, dass es gut sitzt und dann aussehen wie alle anderen, die sich das gleiche Teil geleistet haben. Ganz anders verhält es sich da bei der …
Die High Fashion oder genauer gesagt «gehobene Schneiderei», beschreibt ausschliesslich mass- und handgefertigte Teile für ein erlesenes, ich sag mal steinreiches, Klientel. Schnelllebigkeit und unüberlegter Konsum sind hier Fremdworte. Stattdessen werden Perlen präzise per Hand platziert, Stoffe nach jahrhundertealter Tradition gewebt und jedes Stück exakt auf die Masse der Kundin zugeschnitten. Dass dir auf der nächsten Cocktail-Party jemand im gleichen Kleid begegnet, ist also ausgeschlossen.
Das Interessante an der Haute Couture? Ihre Exklusivität bezieht sich nicht nur auf den überschaubaren Kreis der finanziell betuchten Kundschaft. Auch die Modehäuser selbst, die sich offiziell mit dem Prädikat «gehoben» schmücken wollen, müssen so einige Kriterien erfüllen. Diese stellt die Chambre Syndicale de la Haute Couture, eine Institution, die bereits 1868 in Paris gegründet wurde. So müssen die Brands zum Beispiel in Paris ihren Hauptsitz haben und dort ein Minimum an 15 Angestellten beschäftigen. Sie müssen jede Saison eine Kollektion aus mindestens 35 Teilen präsentieren und verpflichten sich zudem, ihre Kundinnen für Anproben in ihrem Atelier zu empfangen, um tatsächlich massgeschneiderte Unikate kreieren zu können.
Und wenn ein Brand davon träumt, dem illustren Kreis beizutreten? Braucht er zuerst einmal eine Empfehlung einer der (aktuell 45) bereits anerkannten «Maisons de Couture». Dazu zählen unter anderem:
In der Serie «Mode-Wörter» versuche ich regelmässig Licht ins Kommunikations-Dunkel zu bringen. Falls auch du manchmal lost in translation bist, kann ich bestimmt weiterhelfen – einfach mit deinem Input in die Kommentare sliden.
Auftaktbild: Schiaparelli Haute Couture Herbst/Winter '22 via SpotlightImmer zu haben für gute Hits, noch bessere Trips und klirrende Drinks.