Hintergrund

Milchpumpe im Einsatz

Wir begleiten das Paar Fabienne und Peter während ihrer Schwangerschaft, der Geburt und im Wochenbett. Das Stillen hat sich jetzt nach kleinen Anlaufschwierigkeiten gut eingependelt. Der Familienalltag mit einem Neugeborenen ist immer wieder für Überraschungen gut. «Flexibilität» ist das Zauberwort. Nun folgen weitere Stolpersteine.

Norina Wartmann, freiberufliche Hebamme hat das Paar Fabienne und Peter während der Schwangerschaft und bei der Geburt liebevoll begleitet. Mittlerweile ist ihr erstes Kind geboren und zusammen verbringen sie jetzt die so wichtige und schöne Kennenlernzeit. Sie haben gemerkt, dass das Stillen die Bindung stärkt. Nun geht es um den Einsatz einer Milchpumpe.

Die gesamte Vorgeschichte vom Paar findest du am Berichtende als weitere Themen aufgelistet.

Milchpumpe – gute Unterstützung bei Brustentzündung

«Hoi Chantal, ich glaube, ich habe eine Brustentzündung.» Mit diesen Worten kontaktiert mich Fabienne an einem frühen Sonntagmorgen. Seit Samstag verspürt sie Schmerzen in ihrer linken Brust und die letzte Nacht konnte sie deswegen kaum schlafen. Am Morgen hat Fabienne eine Rötung entdeckt und mich angerufen.

Fabienne erläutert mir die Situation etwas genauer: «Ich verstehe das nicht, jetzt haben wir 3 Monate problemlos gestillt und jetzt das. Mir brummt der Kopf sowieso schon von unserem Umzug. Am Freitag und Samstag waren wir den ganzen Tag am Einpacken, Auspacken und Putzen. Benjamin wurde von meiner Mutter betreut und mir immer zum Stillen gebracht. Ich habe da schon gemerkt, dass er links nicht schön getrunken hat. Da habe ich ihn mehr rechts trinken lassen. Die linke Brust weist nun gegen die Achselhöhlen hin eine rote Stelle auf. Beim Abtasten spüre ich eine Verhärtung und es tut mir weh.»

Stress kann häufig ein Grund für einen Milchstau sein. Denn das Stresshormon hemmt die Produktion und behindert den Milchfluss. Daraus kann sich ein Milchstau entwickeln und Bakterien können sich ansammeln. Dies kann wiederum zu einer lokalen Entzündung führen mit Fieber und anderen grippeähnlichen Symptomen. Leider ist genau das Fabienne passiert.

Bist du auch von einem Milchstau oder einer Brustentzündung betroffen?

Damit sich ein Milchstau lösen und eine Entzündung entsprechend zurück gehen kann, solltest du unbedingt diese Punkte beachten:

  1. Leg dich zwei bis drei Tage ins Bett.
  2. Gib den ganzen Haushalt ab und kümmere dich in erster Linie um dein Kind und deine Brust.
  3. Biete die entzündete Brust so oft es geht an. Mindestens alle zwei bis drei Stunden, Tag wie auch in der Nacht. Schau, dass das Kinn vom Kind hin zur Verhärtung zeigt. Die Saugtechnik hilft ebenfalls die Verhärtung zu lösen.
  4. Lege vor dem Stillen einen warmen Wickel auf die Brust. Das öffnet die Blutgefässe und die Milchausgänge. Die Milch fliesst besser und die körpereigenen Abwehrstoffe gelangen einfacher zur Entzündungsstelle.
  5. Nach dem Entleeren hilft die Kühlung der Brust. Das hemmt die Entzündung und bringt Linderung der Schmerzen. Verwende dazu aber kein Eis, das wäre zu kalt. Für das Wärmen und Kühlen kannst du beispielsweise dafür vorgesehene Thermo Pads einsetzen.
  6. Trinkt das Kind zu wenig, kannst du die restliche Milch mit der Hand ausstreichen oder mit der Milchpumpe abpumpen. Dabei kannst du die verhärtete Stelle zusätzlich sanft massieren.
  7. Falls das mehrmalige Stillen sowie die Milchpumpe in den nächsten 12 bis 24 Stunden keine Abhilfe schaffen und die Entzündung nicht zurück geht, solltest du einen Gynäkologen aufsuchen.

Im Dschungel der Milchpumpen

Milchpumpen kommen nicht nur bei Brustentzündungen zum Einsatz. Wenn die Mama zwecks Arbeit oder Freizeit abwesend ist, kann das Kind trotzdem von der Muttermilch profitieren. In seltenen Fällen ist auch eine Stillpause nötig und hält so die Milchproduktion trotzdem aufrecht. Einfach Milch abpumpen und jemand anderes kann das Baby damit füttern.

Auf dem Markt erhälst du verschiedene Modelle von Milchpumpen. Überleg dir vor dem Kauf, wie oft und für welchen Zweck du eine Pumpe brauchst. Für einen seltenen und einfachen Einsatz unterwegs sind Handpumpen praktisch. Für den täglichen Gebrauch empfehle ich ein elektrisches Modell. Je nach Produkt hast du sogar beide Möglichkeiten inklusive. Alternativ kannst du die Pumpe auch mieten. Bei beiden Varianten beteiligen sich die Krankenkassen an den Kosten. Informiere dich dazu direkt bei deiner eigenen Krankenkasse.

Abpumpen – so klappt’s

Damit das Abpumpen mit einer Brustpumpe problemlos funktioniert, solltest du als erstes die passende Trichtergrösse für deine Brustwarze auswählen (in den Sets oft enthalten). Die Brustwarze darf während des Saugens nicht am Trichter reiben, das begünstigt wunde Warzen. Zu grosse Trichter ziehen zu viel vom Brustvorhof ein und drücken dadurch die Milchausgänge zusammen. Die Brustwarze muss sich zudem während des Pumpens zentriert im Tunnel der Haube frei bewegen können.

Das Abpumpen der Muttermilch gelingt nicht jeder Frau auf Anhieb. Wichtig ist, dass man sich am Ort wohl fühlt, wo man Milch abpumpt. Wenn du die Brust vor oder während dem Abpumpen leicht massierst, wirst du den Milchspendereflex rascher auslösen. Die Milch fliesst leichter. Ein warmer Wickel fördert den Milchfluss zusätzlich. Wenn die Zeit drängt, können beide Brüste gleichzeitig abgepumpt werden.

Der Milchspendereflex wird in einer Stillmahlzeit bzw. einer Pumpeinheit mehrmals ausgelöst. Wenn die Milch nicht mehr so regelmässig fliesst, benötigt es wieder eine Stimulation. Das Baby zieht dann jeweils schneller und sanfter, es nuckelt. Sobald der Milchspendereflex wieder ausgelöst wird, zieht es wieder kräftiger, regelmässig, langsamer und schluckt hörbar. Dieser Wechsel zwischen den zwei verschiedenen Saugtechniken kann man auch mit einer Brustpumpe simulieren. Je nach Modell sind sie sogar schon integriert und können ganz einfach per Knopfdruck aktiviert werden.
Manchen Müttern hilft es, wenn sie ein Foto oder Video ihres Kindes während des Abpumpens anschauen, um den Milchfluss anzuregen. Wenn möglich sollte bei Abwesenheit im Trinkrhythmus des Kindes abgepumpt werden, sodass die Nachfrage den Bedarf des Kindes auch weiterhin regelt und deckt.

Muttermilch sollte nach dem Abpumpen so rasch als möglich gekühlt werden, weil warme Milch ein Nährboden für Bakterien bildet. Sie kann jedoch bis sechs Stunden bei Raumtemperatur stehen bleiben, sofern keine Kühlmöglichkeit besteht. Im Kühlschrank lässt sie sich bis fünf Tage problemlos halten, tiefgekühlt bis maximal 1 Jahr. Achte darauf, dass du nur so viel Muttermilch wie nötig aufbereitest. Einmal aufgetaut und aufgewärmt, sollte sie nicht wieder verwendet werden. Die Milch kann am einfachsten in einem warmen Wasserbad oder einem Flaschenwärmer erwärmt werden. Wird die Milch über 40 Grad erwärmt, gehen wichtige Vitamine kaputt, weil diese sehr wärmeempfindlich sind. Überschüssige Milch, kann unter anderem für Breimahlzeiten, zum Baden, für Muttermilchcrème oder Muttermilchschmuck verwendet werden. Es ist auch möglich, Muttermilch mittels Brustmassage manuell zu gewinnen.

Saugverwirrung – was ist das?

Die Saugtechnik, die ein Kind an der Brust bereits im Bauch der Mama übt und in der Regel rasch kann, unterscheidet sich vom Saugen an einem Schnuller oder Schoppenflasche. Bis das Kind das Stillen an der Brust automatisiert hat und problemlos beherrscht, sollte auf künstliche Sauger verzichtet werden. Durch die verschiedenen Saugmuster, mit denen das Kind konfrontiert wird, kann es zu einer sogenannten Saugverwirrung kommen. Das Kind verweigert dann im schlimmsten Fall das Stillen an der Brust. Es gibt verschiedene Möglichkeiten dem Säugling Muttermilch oder Pulvermilch zu verabreichen. Auf dem Markt gibt es verschiedene Becher oder Löffel für die alternative Fütterung.

Puh – nochmals die Kurve gekriegt...

Fabienne ruft mich nochmals an: «Die Rötung ist verschwunden und der Schmerz ist deutlich geringer geworden. Auch die Verhärtung wird langsam immer kleiner und weicher. Mir geht es inzwischen viel besser. Peter hat sowieso wegen dem Umzug noch freie Arbeitstage und kann mich entlasten. Ich bin sehr erleichtert.» Wir besprechen telefonisch, dass Fabienne sich jetzt noch zwei lockere Tage gönnt und weiterhin auf ihre Brust Acht gibt. Oft kann man eine Behandlung mit Antibiotika umgehen, wenn man die beginnende Brustentzündung sofort und richtig behandelt und zu sich Sorge trägt.

Stillend unterwegs – das ist im nächsten Blog das Thema. Ausserdem erzähle ich euch etwas über die Einführung der Beikost und die Stilldauer.

Zur Vorgeschichte von Fabienne und Peter:

  • Hintergrund

    Juhuii, wir sind schwanger oder Hilfe unsere Welt steht Kopf?

    von Norina Wartmann

  • Hintergrund

    Oh, meine Fruchtblase ist geplatzt!

    von Norina Wartmann

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    Geburtsbeginn: Schau, du siehst langsam den Kopf!

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    Stillen versus nicht stillen!

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Ich bin verheiratet und Mutter von zwei Söhnen. Als gelernte Pflegefachfrau HF habe ich im Spital Stans auf der Wochenbettstation und im Spital Lachen als Leiterin des Stillambulatoriums gearbeitet.
Nach meiner Weiterbildung zur Stillberaterin IBCLC
und zur «Schlafberaterin 1001kindernacht» bin ich aktuell freiberufliche Stillberaterin IBCLC im Kanton Zug und führe eine eigene Praxis in Unterägeri. Nebenbei bin ich Präsidentin im Vorstand des Vereins kindLine, welcher das einzigartige Familienzentrum im Kanton Zug betreibt.<br><a href="http://stillberatung-haeusler.ch/" target="_blank">www.stillberatung-haeusler.ch</a> 


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