
Luft reinlassen: Der Aveine Weinbelüfter im Test
Es dauert Stunden, einen guten Wein zu karaffieren. Mit dem Weinbelüfter von Aveine sollst du dir die Zeit sparen können. Was taugt das kleine und teure Ding? Ich habe es zusammen mit Weinexperte Engin Erler getestet.
Dass die besinnliche Zeit des Jahres angefangen hat, habe ich vor zwei Wochen im Hausflur bemerkt. Die Verwaltung hat den mit Kürbis- und Herbstlaub-Clip-Arts gestalteten Hinweis abgehängt, der uns einen schönen Herbsturlaub wünschte. Das grafische Kunstwerk ist zwei nüchternen Seiten mit der Überschrift «Richtiges Lüften» gewichen. In vier Punkten wird darauf hingewiesen, dass sogenanntes Stosslüften das Raumklima im Winter entscheidend verbessert, ohne dabei die Heizkosten in die Höhe zu treiben.
Richtiges Lüften heisst: Während 5 bis höchstens 10 Minuten sind die Fenster vollständig zu öffnen (Stosslüften). Besonders wirksam ist die kurze Querlüftung (Durchzug).
Es geht ein laues Lüftlein
Was für meine Wohnung im Winter gilt, gilt auch für den Wein: Er braucht Luft. Vor allem Rotwein muss in eine Karaffe umgefüllt (karaffieren) werden und dort mindestens eine Stunde atmen. Das will ein Gerät nun innert Sekunden erledigen. Der Sauerstoff hilft dem Wein dabei, sein Aroma zu entfalten. Vor allem bei jungen Weinen wirken die Gerbstoffe so harmonischer und fühlen sich weniger pelzig auf der Zunge an. Leider warte ich seit Jahren darauf, dass die Verwaltung ein Merkblatt «Richtiges Lüften von Wein» im Hausflur befestigt. Ich wage daher selbst einen Versuch:
Richtiges Lüften heisst: Während einer bis höchstens 24 Stunden dem Wein Sauerstoff hinzuzufügen (Belüften). Besonders wirksam ist es, den Wein dazu in ein spezielles Gefäss umzuschütten (Karaffieren).
Der aufmerksamen Leserschaft ist nicht entgangen, dass es zwischen dem Lüften einer Wohnung und dem Lüften von Wein einen entscheidenden Unterschied gibt: Ist die Wohnung in wenigen Minuten stossgelüftet, dauert das Karaffieren von Wein mindestens eine Stunde. Ein Problem, das auch die Firma Aveine erkannt hat.

Das Gerät wird nach dem Öffnen auf die unbelüftete Weinflasche gesteckt. Beim Ausschenken fliesst der Wein durch das Gerät und wird mit Sauerstoff versetzt. Dabei lässt sich die Dauer der simulierten Belüftung auf einem Display festlegen. Die Stufen reichen von einer bis zu vierundzwanzig Stunden, wobei das Ausschenken immer gleich kurz dauert. Mit einer App lassen sich die Etiketten der auszuschenkenden Weine scannen, dann stellt sich die passende Belüftungszeit automatisch ein.
Der Wein ergiesst sich in einem dünnen Rinnsal sogleich ins Glas, egal ob ich eine Stunde oder vierundzwanzig Stunden eingestellt habe. Möglich macht es laut Hersteller eine Mikro-Sauerstoffanreicherung, die sonst in der Medizinaltechnik bei Herzoperationen zum Einsatz kommt. Eine Kartusche ist daher nicht notwendig, aufladen in der mitgelieferten Ladestation mit Mikro-USB-Anschluss (ja, Mikro-USB im Jahr 2022) genügt.

Quelle: Valentina Sproge
Weil ich zwar gerne Wein trinke, ihn aber nie belüfte, habe ich mir Hilfe von einem Experten geholt. Engin Erler ist Verkaufsleiter bei Von Salis Weine und hat sich für einen Blindtest zur Verfügung gestellt. Wir haben gemeinsam Weine aus drei Preisklassen gewählt. Wir wollen sicherstellen, dass der Belüfter nicht nur bei manchen Weinen funktioniert.
Mehr als warme Luft
Bei den drei getesteten Weinen hat Engin die Belüfteten auf Anhieb erkannt: «Das ist recht verblüffend, die Weine wirken, als hätten sie stundenlang atmen können.» Ist der Aveine damit eine klare Kaufempfehlung? «Mir wäre das Gerät mit über 400 Franken zu teuer. Aber für Weinliebhaber kann das durchaus eine sinnvolle Investition sein», sagt der Weinexperte.
Ob Wohnung oder Wein: Stosslüften ist bei beiden möglich. Wer das nötige Kleingeld hat, kann also in der stossgelüfteten Wohnung einen stossbelüfteten Rotwein geniessen und am Wochenende auf dem Stoos skifahren gehen. Stösschen!
Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell.