
Ratgeber
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von Stephanie Vinzens
Einst in der Männermode beheimatet, hat der Schlips endgültig seinen Weg in den Kleiderschrank vieler Frauen gefunden. So trägst du das formelle Accessoire im Alltag.
Auf den Strassen der vergangenen Fashion Weeks fiel mir ein Accessoire besonders auf: die Krawatte. Traditionell in der Männermode getragen, bahnte sich der Schlips in den letzten Jahren seinen Weg in die Frauenmode. Das mag unter anderem daran liegen, dass Tailoring, also formelle Kleidung wie Blazer und Hemden, gerade einen Aufschwung erlebt. Davon profitiert natürlich auch der Schlips. Gleichzeitig verschwimmen die Grenzen zwischen Womens- und Menswear. Brands zeigen in einer Modenschau immer öfter gleich beide Kollektionen, kreieren Unisex-Kleidung, lassen männlich gelesene Models in weiblich konotierten Kleidungsstücken über den Laufsteg schreiten und umgekehrt.
Frauen in Krawatten sind natürlich keine Erfindung dieses Jahrzehnts. Film- und Stilikone Marlene Dietrich trug bereits in den 30er-Jahren Schlips, Rockstar Patti Smith in den 70ern und Prinzessin Diana in den 90ern – ihre Krawatte mit Elefantenmotiv wurde nach ihrem Tod sogar für umgerechnet über 4000 Franken versteigert. Und natürlich wäre da noch Popstar Avril Lavigne, deren Tanktop-Krawatten-Kombi wir jedoch lieber in den Nullerjahren ruhen lassen.
Mag die Krawatte in den vergangenen Dekaden in der Frauenmode noch etwas fremdartig gewirkt haben, ist ihr Anblick mittlerweile nichts Ungewöhnliches mehr. Dass das formelle Accessoire von den Besucherinnen der Fashion Weeks diesen Herbst so rege getragen wurde, lag unter anderem an den Kollektionen für die Herbst- und Wintersaison 2023, die Anfang Jahr gezeigt wurden. In den Womenswear-Kollektionen von Brands wie Alexander McQueen, Dior, David Koma, GCDS oder Hermès war der Schlips prominent vertreten. Valentino zeigte unter dem Motto «Black Tie» 73 Looks – allesamt mit Krawatte oder krawatte-ähnlichen Ausschnitten.
Inspiriert wurde Creative Director Pierpaolo Piccioli von seiner 15-jährigen Tochter. Für einen Abend mit ihren Freundinnen stibitzte sie einen schwarzen Anzug samt weissem Hemd und schwarzer Krawatte aus Papas Kleiderschrank. «Ich war erstaunt, denn sie hatte mich noch nie in einem Anzug ins Büro gehen sehen», so der Designer gegenüber Vogue. Er realisierte, dass sein Kind keine festgefahrenen Ideen darüber hatte, wie formelle Kleidung in der Gesellschaft betrachtet wird. «Es hat ihr einfach gefallen, es war etwas Neues für sie. Ich denke, so sollten wir die Mode angehen: als eine persönliche Wahl der Freiheit.»
Piccioli selbst nahm sich die Freiheit heraus, Krawatten in einen neuen Kontext zu setzen. Er zeigte sie zu bodenlangen Hemdkleidern, transparenten Blusen, Miniröcken und festlichen Verzierungen wie Pailletten, Federn und Rüschen. Damit schlug er eine Brücke zwischen Abend- und Businesskleidung. Obwohl die Krawatte heutzutage gerne auch etwas freier interpretiert werden kann, gibt es beim Styling einige Punkte zu beachten.
Weil es zu jedem No-Go eine Antithese gibt, bin ich eigentlich kein Fan von Stylingregeln. Dennoch muss ich an diesem Punkt sagen: Bitte trage Krawatten nur über Hemdkragen. Einen Schlips lose um den Hals zu legen, wirkt so gut wie immer verkleidet. Das Hemd kann von mir aus cropped und durchsichtig sein oder keine Ärmel haben, aber am Kragen solltest du nicht sparen – auch wenn dir ein weniger formeller Look vorschwebt.
Ein geschmackvoller Stilbruch gelingt dir stattdessen, indem du lässige Kleidungsstücke wie etwa eine Bikerjacke, eine Jeans oder einen Minirock zum Hemd kombinierst. Für einen entspannten Feierabend-Vibe kannst du die Bluse auch leicht aufknöpfen und den Krawattenknoten lockern. Die meiner Meinung nach einzige stilvolle Art, eine Krawatte zu einem Tanktop oder T-Shirt zu tragen, ist, sie nicht traditionell zu knoten, sondern um den Hals zu wickeln wie ein feiner Schal.
Was die Länge der gebundenen Krawatte angeht: Heutzutage gilt, dass die breiteste Stelle etwa auf Höhe des Hosenbundes liegen soll. Je nach Look und Vorliebe kannst du dir hier jedoch etwas Spielraum lassen. Insbesondere in der Frauenmode darf der Schlips für einen entspannten Look auch mal etwas länger baumeln, oder für einen Retro-Look etwas kürzer. Die Breite der Krawatte sollte grundsätzlich auf das Revers des Blazers abgestimmt sein und mit der Kragenbreite harmonieren. Ein schmales Revers verlangt demnach nach einer schmalen Krawatte. Aber auch hier gilt: Alles eine Frage des persönlichen Geschmacks. Regeln dürfen gerne gebrochen werden – solange du unter deiner Krawatte einen Kragen trägst.
Titelbild: SpotlightHat grenzenlose Begeisterung für Schulterpolster, Stratocasters und Sashimi, aber nur begrenzt Nerven für schlechte Impressionen ihres Ostschweizer Dialekts.