Hintergrund

Knappe Zeit, Fachbegriffe und Nervosität: Warum du besser vorbereitet zum Arzt gehen solltest

Du sitzt im Wartezimmer in der Praxis und plötzlich setzt dein Hirn aus – vor lauter Aufregung weißt du nicht mehr, was du alles fragen wolltest. Kommt dir bekannt vor? Dann ist dieser Artikel für dich. Und eine App könnte dir auch helfen.

Erst wartest du wochenlang auf einen Termin, dann vergehen die Minuten wie im Flug und du hast noch nicht einmal alle deine Fragen gestellt. Ein Termin bei Arzt oder Ärztin kann mit vielen Unsicherheiten verbunden sein: Zeitdruck in der Praxis und Nervosität rundum die eigene Symptomatik führen oft dazu, dass du nach dem lang ersehnten Termin nicht schlauer und auch nicht auf dem Weg der Besserung bist.

Vorbereitet zum Arzttermin: Warum ist das wichtig?

Schweizer Hausarztpraxen stehen seit der Pandemie unter großem Druck. Anfragen haben sich 2022 im Vergleich zu Prä-Covid-Zeiten vervierfacht. Das zeigt ein Bericht in der Schweizerischen Ärztezeitung. Anamnese, Diagnose und Therapiegespräche müssen trotzdem sauber durchgeführt werden.

Eine gute Vorbereitung hilft dir daher, den Arzt oder die Ärztin bei der gründlichen Anamnese und in der weiteren Behandlung zu unterstützen und eigene Unsicherheiten zu mildern.

Arztvorbereitung: Wann ist sie besonders wichtig?

Welche Informationen für deine individuelle Behandlung wichtig sind, kannst du bei deinem Ärzteteam vorab erfragen. Generell rät Portmann dazu, Wichtiges zu notieren: Welche Medikamente nimmst du ein? Gibt es Vorerkrankungen in der Familie? Gibt es Allergien und Unverträglichkeiten? Welche Fragen sind dir im Gespräch besonders wichtig? Und: Welche Beschwerden hast du?

Eine gute Vorbereitung schadet grundsätzlich nie. Dennoch gibt es Situationen, in denen sie besonders wichtig ist. Da geht es dann auch um mehr als die eigenen Fragen präsent zu haben, familiäre Vorerkrankungen zu kennen oder die Symptome präzise beschreiben zu können. Zum Beispiel bei akuten Terminen, wenn gezielte Folgeuntersuchungen geplant sind. Dr. Portmann sagt:

«Gewisse Ultraschalluntersuchungen sollten nüchtern stattfinden und je nach geplanter Blut-, Urin- oder Stuhluntersuchung sollte der Patient auf gewisse Alltagsaktivitäten oder auf die Einnahme von gewissen Lebensmitteln verzichten und auch gewisse Medikamente nicht einnehmen.»

Auch chronisch Kranken oder Menschen mit Mehrfacherkrankungen hilft es, sich gut vorzubereiten.

Für die saubere Diagnose: Symptome richtig benennen

Schreibe deine Symptome daher möglichst beschreibend auf und bringe deine Notizen auf einem Zettel mit zum Gespräch. Zusätzlich hilft es deinem Arzt oder deiner Ärztin, wenn du vorab eine «Priorisierung der Symptome» vornimmst. Heißt: Welche deiner Beschwerden sind gerade besonders akut?

Das ist bei Patienten und Patientinnen mit mehreren Symptomen wichtig: «Wir können im Arztgespräch nicht immer alle Symptome besprechen», sagt der Hausarzt. «Wenn vorab eine Priorisierung stattgefunden hat, fällt es uns leichter, ein oder zwei Probleme im Gespräch effektiv abzuklären und zu behandeln.»

Dr. Google: Wie nützlich ist die Selbstdiagnose im Internet?

Ob die Selbstdiagnose vorab sinnvoll ist, sei eine Frage der Persönlichkeit. Menschen, die sich schnell sorgen und sehr ängstlich sind, sollten besser die Finger von der Symptomrecherche lassen, denn: «Die Information führt oft nur zu noch mehr Sorgen und Angst.»

Anders ist das bei Menschen mit einer grundsätzlich positiven Haltung, die Informationen im Internet entsprechend einordnen können: «Ich habe schon erlebt, dass Informationen vom Patienten aus dem Internet nützlich waren, um schneller zur Diagnose zu kommen.»

Generell gilt: Informiere dich nur über seriöse Quellen und offizielle Gesundheitsseiten, zum Beispiel über das Bundesamt für Gesundheit oder den Webauftritt deiner Krankenkasse.

Digitale Gesundheitsanwendungen: So nützlich sind Apps für dich

Auch digitale Gesundheitsanwendungen erobern den Schweizer Markt. Sie sollen das Gesundheitssystem einfacher machen und die Vorsorge für Patientinnen und Patienten erleichtern. Eine dieser Anwendungen ist die App Well: Sie soll Patienten und Patientinnen, Arztpraxen, Apotheken und Krankenkassen digital miteinander verbinden.

Titelfoto: shutterstock

7 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Ich liebe blumige Formulierungen und sinnbildliche Sprache. Kluge Metaphern sind mein Kryptonit, auch wenn es manchmal besser ist, einfach auf den Punkt zu kommen. Alle meine Texte werden von meinen Katzen redigiert: Das ist keine Metapher, sondern ich glaube «Vermenschlichung des Haustiers». Abseits des Schreibtisches gehe ich gerne wandern, musiziere am Lagerfeuer oder schleppe meinen müden Körper zum Sport oder manchmal auch auf eine Party. 


Gesundheit
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Hintergrund

Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Hintergrund

    Hey Männer, der Beckenboden ist nicht nur ein Frauending!

    von Ann-Kathrin Schäfer

  • Hintergrund

    Wie ein neues Schuljahr alte Routinen durcheinander bringt

    von Michael Restin

  • Hintergrund

    Dein Smartphone weiss, wo du warst – und das ist ein Problem

    von Oliver Herren