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Kaiserschnitt-Defizite lassen sich durchs Stillen ausgleichen

Anne Fischer
11.4.2023

Lange Zeit dachte man, dass Babys, die per Kaiserschnitt zur Welt kommen, benachteiligt sind. Eine Studie aus den Niederlanden kommt jetzt zu einem anderen Ergebnis.

Erhöhtes Risiko für Allergien, Asthma oder Adipositas – Mediziner warnen seit jeher vor den negativen Folgen, die eine Kaiserschnittgeburt nach sich ziehen kann. Der Grund: Bei einer natürlichen Geburt kommt das Kind mit wichtigen Bakterien aus dem Vaginal- oder Darmsekret der Mutter in Berührung. Diese Bakterien siedeln sich im Darm des Neugeborenen an und werden Teil des Mikrobioms des Neugeborenen.

Das Mikrobiom – die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die den Menschen besiedeln – ist an lebensnotwendigen physiologischen Vorgängen wie der Verdauung beteiligt. Dabei gilt die Erstbesiedlung durch die Mikroben der Mutter als besonders wichtig: Studien haben gezeigt, dass Kaiserschnittkinder eine andere Darmflora haben als vaginal geborene Kinder. Man ging also davon aus, dass Kaiserschnittkinder ein Defizit an Mikroorganismen aufweisen.

Studie mit 120 Mutter-Kind-Paaren

Das widerlegt nun eine neue Studie eines niederländischen Forscherteams. Demnach kommen auch Kaiserschnittbabys mit diesen wichtigen Bakterien in Kontakt. Für die Erhebung wurden insgesamt 120 Mutter-Kind-Paare in den ersten 30 Tagen nach der Geburt begleitet. Untersucht wurden etwa Muttermilch, Haut, Speichel und Nasenrachenraum. Die Ergebnisse der Untersuchung lassen darauf schließen, dass die wichtigen Bakterien auch nach der Geburt an das Neugeborene weitergegeben werden.

Fast 60 Prozent des gesamten Baby-Mikrobioms stammt von der Mutter – und das unabhängig davon, wie das Kind auf die Welt gekommen ist. Bei fehlendem Vaginalkontakt könnten andere Mikrobenquellen wie Haut, Speichel und Muttermilch den zunächst nachteiligen Effekt des Kaiserschnitts auf das Säuglingsmikrobiom ausgleichen, schreiben die Forscher. Vor allem das Stillen konnte den anfänglichen Rückstand bei Kaiserschnittbabys ausgleichen. Wieder einmal erwies sich die Muttermilch als Wunder der Natur: Wurden die Kinder natürlich entbunden, stammte die mikrobielle Flora der Art der Bakterien eher aus dem Vaginal- und Darmtrakt ihrer Mutter. Bei den Kaiserschnittbabys stammten sie dagegen eher aus der Muttermilch.

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Weitere Untersuchungen sind nötig

«Die Evolution hat sichergestellt, dass Mikroben auf die eine oder andere Weise auf den Säugling übermittelt werden», erklärt Studienleiter Wouter de Steenhuijsen Piters in einer Pressemitteilung. Welche Rolle diese Zusammensetzung spielt, müssen nun weitere Studien zeigen. Ebenso könnten weitere Untersuchungen Aufschluss darüber geben, woher die restlichen 40 Prozent des Mikrobioms stammen. «Es wäre interessant, diesen unbekannten Anteil zu stratifizieren, um herauszufinden, woher all die Mikroben kommen. Ob zum Beispiel die Väter, Geschwister oder Umwelt dazu beitragen», sagt De Steenhuijsen Piters. Zudem könnte untersucht werden, wie sich die Entwicklung des Mikrobioms bei Babys auf deren Langzeitgesundheit auswirkt.

Titelfoto: Unsplash/Wren Meinberg

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