

K-Tipp-Test: Wenn Mückenschutz die Gesundheit gefährdet

K-Tipp und «Kassensturz» haben Anti-Mücken-Sprays im Labor testen lassen. Noch selten hat mich ein Ergebnis so ernüchtert: Die meisten Mittel wirken zwar, dafür setzt du mit ihnen die Gesundheit deines Kindes aufs Spiel. Nur ein Produkt hat gewirkt und ist nicht gefährlich.
Als Kind wurde ich von den Mücken regelrecht gefressen, es war kein Spass. Ich hätte halt süsses Blut, hiess es da jeweils von den Erwachsenen. Heute weiss ich, dass das Blödsinn ist. Heute werde ich auch kaum mehr von Mücken gestochen. Zu verdanken habe ich das meiner Frau und meiner Tochter, die von diesen blutdürstigen, summenden Plagegeistern offensichtlich als attraktivere Opfer taxiert werden.
Damit meine Liebsten trotzdem einigermassen unbeschadet durch die Mückensaison kommen, brauchen also auch wir Gegenmittel. Im Schlafzimmer setzen wir auf Mückenstecker mit Essenzfläschchen und draussen auf Mückensprays. Letztere haben die Schweizer Konsumentenmagazine K-Tipp und «Kassensturz» mal wieder genauer unter die Lupe genommen. Das grundsätzliche Urteil: vernichtend.
Fast alle Mückensprays wirken
Die gute Nachricht: Acht der zehn getesteten Mückensprays wirken. Wie lange sie das tun, ist wiederum unterschiedlich. Während etwa der Antimücken-Klassiker «Anti Brumm Forte» mit einer Wirkungsdauer von mehr als sieben Stunden die Testbestnote erhält, musst du dich mit den anderen Mitteln früher wieder einsprühen, um nicht gestochen zu werden.

Eine ungenügende Wirkungsdauer haben laut K-Tipp-Test zwei Mückensprays, darunter der sensitive Insektenschutz von Kik. Trotzdem landet dieser Spray noch auf dem Testpodest. Wie kann das sein?
Fast alle Mückensprays sind riskant
Die schlechte Nachricht: Acht der zehn getesteten Mückensprays sind für Kinder ein Gesundheitsrisiko. Sie enthalten allergene, wahrscheinlich krebserregende und fruchtbarkeitsschädigende Duftstoffe. In «Anti Brumm Forte» etwa hat das Labor fünf stark allergene Stoffe nachgewiesen. Deshalb reicht es trotz der längsten Wirkungsdauer im Test in der Endabrechnung nur für ein knappes «Genügend».
Sechs Mückensprays und damit mehr als die Hälfte der Testprodukte stattet der K-Tipp wegen potenziell gesundheitsgefährdender Duftstoffe mit dem Gesamturteil «Schlecht» aus. Auch oder gerade Insektenschutzmittel, die auf natürlichen Wirkstoffen basieren, werden dabei nicht verschont.
Natürlich ist nicht automatisch gut
Auch wenn du zu «natürlicher» Mückenabwehr greifst, ist die Gesundheitsgefahr nicht gebannt. Zwar haben natürliche Moleküle den Vorteil, dass sie biologisch abbaubar sind. «Das heisst aber nicht, dass sie für den Menschen gut sind», hält Pie Müller vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut fest. Schliesslich seien die grössten Gifte natürlichen Ursprungs.
Apropos Gift: In zwei der getesteten Mückensprays hat das Labor sogar verbotene Duftstoffe entdeckt: Lyral ist der aggressivste aller allergenen Duftstoffe. Lilial wiederum kann nach Angaben der Europäischen Chemikalienagentur unfruchtbar machen und dem Kind im Mutterleib schaden. Für beide fehlbaren Mückensprays ist die Martec Handels AG verantwortlich. Sie lässt auf Anfrage der Konsumentenschützer verlauten, dass sie künftig auf die verbotenen Duftstoffe verzichten werde.
Dieser Mückenspray enthält verbotene Substanzen. Oder enthielt.Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Stellt sich die Frage, wie es überhaupt sein kann, dass Mückensprays mit verbotenen Inhaltsstoffen verkauft werden. Insektensprays gelten als zulassungspflichtige Biozidprodukte. Werden seit der Zulassung einer oder mehrere Inhaltsstoffe verboten, ist der Hersteller eigentlich verpflichtet, sein Produkt entsprechend anzupassen. Tut er das nicht und kontrolliert es niemand, muss offenbar erst der Konsumentenschutz mit dem Finger darauf zeigen, wie es der Mückenspray-Test exemplarisch aufzeigt. Denn das Bundesamt für Gesundheit wird erst auf Anfrage des K-Tipp aktiv. Es klärt nun ab, ob die Hersteller ihre Sprays sofort aus dem Handel nehmen müssen oder ob es ihnen eine Frist gewährt.
Die strenge Bewertung
Abgesehen von den beiden Mückensprays mit den verbotenen Stoffen sind alle Produkte im Test legal erhältlich. Bei den heiklen Inhaltsstoffen wird kein Grenzwert überschritten. Dass trotzdem fast alle Testprodukte durchfallen, erklärt Andreas Schildknecht, Testleiter K-Tipp, im «Kassensturz»: «Mückensprays werden in der Regel grossflächig aufgetragen wie beispielsweise eine Hautcreme. Deshalb haben wir sie im Test auch wie ein kosmetisches Produkt behandelt.» Klingt einleuchtend. Per Gesetz gelten Mückensprays allerdings als Biozide zur Schädlingsbekämpfung, weshalb die Grenzwerte für heikle Stoffe höher sind. «Viele Hersteller bewerben ihre Produkte auch für Kinder», so Andreas Schildknecht weiter, «und wir möchten die Leute möglichst gut schützen. Deshalb waren wir so streng.»
Der exklusive Testsieger
Im Mückenspray-Test von K-Tipp und «Kassensturz» gibt es übrigens einen klaren Gewinner. Das Anti Insect Sensitive enthält demnach keine riskanten Duftstoffe und schützt während etwa fünf Stunden vor Mücken. Dafür gibt es das einzige «Gut» im Test. Den Testsieger kriegst du nur bei unserem Mutterunternehmen Migros. Und auch dort nur in der Filiale, nicht online. Warum auch immer.

Quelle: Migros Online / Screenshot
Hast du nun trotzdem Bedenken, was den Einsatz von Mückenspray angeht, es gibt Alternativen. Redaktionskollege Martin Jungfer hat dazu schon vor einigen Jahren in die Tasten gehauen. Auf dass die fiesen Blutsauger möglichst nicht zum Stich kommen.
Wie schützt du dich vor lästigen Stechmücken? Jucken die dich überhaupt? Oder hast du vielleicht sogar einen Geheimtipp, den du mit der Community teilen möchtest?


Ich bin Vollblut-Papi und -Ehemann, Teilzeit-Nerd und -Hühnerbauer, Katzenbändiger und Tierliebhaber. Ich wüsste gerne alles und weiss doch nichts. Können tue ich noch viel weniger, dafür lerne ich täglich etwas Neues dazu. Was mir liegt, ist der Umgang mit Worten, gesprochen und geschrieben. Und das darf ich hier unter Beweis stellen.