Ratgeber

Hör mal, wer da hämmert: Korpus bauen

Eine eigene Werkstatt. DER Heimwerker-Traum, den auch du dir erfüllen kannst. Von der Wahl des Raumes bis zum ergonomischen Arbeiten wird in dieser Serie alles thematisiert. Und dieses Mal wird endlich gebastelt.

Hast du die beiden ersten Beiträge dieser Serie verfolgt und befolgt, solltest du nun stolzer Besitzer einer gut eingerichteten Werkstatt sein. Das waren aber lediglich Aufwärmaufgaben, denn nun geht es an die Kür: Holzbau. Ich habe mich dazu entschieden, einen Korpus für die Werkstatt zu bauen. Aufbewahrungsmöglichkeiten kannst du nie genug haben. Die ganzen Kleinwerkzeuge und Verbrauchsmaterialien müssen schliesslich wiederauffindbar verstaut werden.

  • Ratgeber

    Hör mal, wer da hämmert: die Wahl des Raums

    von Carolin Teufelberger

  • Ratgeber

    Hör mal, wer da hämmert: die Einrichtung

    von Carolin Teufelberger

Skizziere deine Wünsche

Ein Korpus also. Nicht zu gross, damit er unter die Werkbank passt und mit Schubladen. Damit ich weiss, wie viel Holz benötigt wird, muss eine Skizze mit den ungefähren Massen her. Da ich so gut zeichne wie ein Kind im Vorschulalter, trete ich diese Aufgabe an meinen Freund ab. 60 Zentimeter hoch, 45 Zentimeter breit und 45 Zentimeter tief soll das Möbelstück werden. Darin befinden sich drei Schubladen in verschiedenen Grössen, die jeweils einen Griff benötigen. Um flexibel zu bleiben, möchte ich Räder an dem guten Stück.

Erst denken, dann kaufen.
Erst denken, dann kaufen.

Meine Einkaufsliste sieht demnach so aus:

  • OSB-Verlegeplatten
  • 3 Doppelpackungen Schubladenauszüge (In meinem Fall 40 Zentimeter lang)
  • 4 Möbelrollen
  • Gurtband
Material für den Korpus.
Material für den Korpus.

Ich habe mich für OSB-Platten entschieden, da diese ziemlich günstig und meiner Meinung nach optisch ansprechend sind. Kleiner Nachteil: Da es Verlegeplatten sind, haben sie seitlich Nut und Feder, die abgesägt werden müssen. Das ist aber schnell gemacht. Und wofür ist das Gurtband? Daraus mache ich meine Schubladengriffe.

Zuerst muss das Gerüst stehen

Im Schmuddeloutfit begebe ich mich in die Werkstatt und beginne mit dem Zuschneiden der Platten. Ich entscheide mich dafür, erst den eigentlichen Korpus zu bauen, bevor ich mich an die Schubladen mache. So kann ich diese nachher perfekt einpassen. Ich säge zwei Platten mit den Massen 60 x 45 Zentimeter (Seitenwände) und zwei in der Grösse 45 x 45 Zentimeter (Boden und Deckel) zu.

Weg mit der Nut.
Weg mit der Nut.

Die zugeschnittenen Holzplatten setze ich zu einem Rechteck, Kante auf Kante, zusammen. So kann ich die Stellen, an denen ich nachher eine Nut einfräse, an den Ecken über beide Seiten markieren. Vergiss nicht die Seiten zu nummerieren, damit du nachher noch weisst, welche Kante auf welche kommt. Dann nehme ich mir eine Flachdübelfräse zur Hand und setze sie an den Markierungen an.

So sollen die Kanten aufeinander liegen.
So sollen die Kanten aufeinander liegen.
Der Flachdübel hält die Holzplatten zusammen.
Der Flachdübel hält die Holzplatten zusammen.

Damit die Platten zusammengesteckt werden können, muss eine Nut in der Kante selbst und eine am Seitenrand gemacht werden. In eine Seite steckst du einen Flachdübel (Lamello) und verleimst ihn mit Holzleim. Füge dann etwas Leim auf die Kanten und stecke die zweite Platte darauf. Das machst du mit allen vier Holzplatten. Mit Schraubzwingen hältst du die Konstruktion zusammen, bis der Leim trocken ist. Dieser Schritt dauert eine Weile, ist mir aufgefallen. Und da noch drei Schubladen kommen und ein Luftdruck-Tacker in der Nähe lag, habe ich mir die Sache etwas einfacher gemacht, muss ich zugeben.

Nach dem Verleimen muss der Korpus gut zusammengedrückt trocknen.
Nach dem Verleimen muss der Korpus gut zusammengedrückt trocknen.

Für die Rückseite greife ich auf eine dünne MDF-Platte zurück, damit das Schränkchen nicht ganz so massiv wird. Miss von Kante zu Kante und schneide die Platte auf diese Grösse zu. Auch hier kommt der erwähnte Tacker zum Einsatz. Da stehe ich Ikea in nichts nach. Halte das Ding gut fest, da ziemlich Druck zusammenkommt und «bostitche» erst einmal die Ecken fest. Danach nach eigenem Gutdünken die gesamte Seitenlänge festtackern.

Der Tacker erweist sich als Glücksgriff.
Der Tacker erweist sich als Glücksgriff.

Schubladendenken

Das Grundgerüst steht, nun mache ich mich an die Schubladen. Die unterste soll bei mir etwas höher sein, um grössere Werkzeuge zu verstauen. 30 Zentimeter ist die Zahl meiner Wahl. Für die Breite wird die Innenseite gemessen, du musst aber noch die Breite der Auszüge abziehen. Lege sie dafür am besten kurz in die Box. Auch bei der Tiefe wird weniger berechnet, da die Schublade sonst heraussteht. Da meine Auszüge 40 Zentimeter lang sind, wähle ich dieselbe Länge für die Lade. So komme ich auf eine Schubladendimension von 30 x 39,5 x 40 Zentimeter.

Miss mit den Auszügen in der Box.
Miss mit den Auszügen in der Box.

Wieder werden die vier Seiten zugesägt und zu einem Rechteck formiert. Dieses Mal kommt aber die faule Variante zum Einsatz: Es wird getackert, nicht geleimt. Dafür alle aufeinanderliegenden Kanten zusammen «bostitchen». Mag zwar etwas uneleganter sein, doch das ist mir in diesem Fall egal. Die Zeitersparnis ist gross und optisch wird mein Möbelstück nicht beeinträchtigt. Dennoch muss das Ganze gut halten, darauf lege ich Wert. Und das tut es. Für den Boden der Schublade wähle ich, wie für die Rückwand des Korpus, MDF-Platten. Auch diese gut mit dem Druckluft-Tacker befestigen.

Mit dem Tacker geht das richtig flott.
Mit dem Tacker geht das richtig flott.

Damit die Schublade rollt, müssen die Auszüge nun an Lade sowie Box. An Letzterer werden die Auszüge etwas nach innen versetzt mit dem Rädchen nach vorne angebracht. Bohre die Löcher vor, damit sich die Schrauben besser hineindrehen lassen. Da die dazugehörigen Schräubchen relativ klein und kurz sind, darf das Loch aber nicht zu gross sein. An der Lade tust du in etwa dasselbe. Ich habe die Auszüge gleich hinter der Holzverbindung angebracht. Das Rädchen ist dieses Mal aber hinten, damit die Schublade auch ganz hineinrollt. Ist alles festgeschraubt, geht es an den Praxistest. Ist dieser bestanden, kannst du dich an die anderen zwei Schubladen machen.

Die Auszüge innen im Korpus ...
Die Auszüge innen im Korpus ...
... und an der Schublade gut festschrauben.
... und an der Schublade gut festschrauben.

Die mittlere Lade soll 15 Zentimeter hoch werden. Tiefe und Breite sollten gleich wie bei der ersten Lade sein, sofern dein Grundgerüst nicht wie vom Winde verweht dasteht. Auch die restlichen Schritte bleiben dieselben. Stelle sicher, dass du etwa einen Zentimeter Platz zwischen den beiden Schubladen lässt, damit sie sich reibungslos öffnen lassen. Die letzte Schublade passe ich dann den Gegebenheiten an. Tiefe und Breite sind wieder gleich, bei der Höhe ziehe ich zwei Zentimeter für Zwischenräume ab.

Das Zwischenergebnis kann sich schon sehen lassen.
Das Zwischenergebnis kann sich schon sehen lassen.

An vorderster Front

Nun sollten alle Schubladen gut funktionieren, aber optisch lässt der Korpus noch etwas zu wünschen übrig. An den Seiten hast du nun Hohlräume wegen der Schubladenauszüge. Ich säge mir also noch drei Fronten zu, die bis an den äusseren Rand gehen und an der Schublade befestigt werden. Für die unterste messe ich für die Höhe vom Boden bis zum oberen Schubladenrand. Die Breite sollte 45 Zentimeter betragen. Nach dem Zuschneiden kann die Front, wie soll es anders sein, angetackert werden. Ich bin unterdessen zu einem riesigen Fan dieses Werkzeugs geworden. Ich hatte anfangs Vorbehalte, weil es sich nicht ganz richtig angefühlt hat, eine solche Abkürzung zu nehmen. Aber es funktioniert schlichtweg gut.

Puck, die Stubenfliege.
Puck, die Stubenfliege.

Um die Front richtig an der Schublade zu platzieren, solltest du dir die Seitenränder der Lade an der Holzplatte markieren. Danach kannst du die Schublade entfernen und sie an den markierten Stellen auf die Front legen. Das machst du nun auch für die anderen zwei Frontverkleidungen. Aus bekannten Gründen empfehle ich dir dazwischen einen Zentimeter Platz zu lassen.

Fahrbarer Untersatz

Gut sieht das Ding schon aus, aber momentan lassen sich die Schubladen nur mit ordentlich Gefriemel öffnen. Griffe müssen her. Und zwar keine handelsüblichen, die ein Vermögen kosten, sondern von der Marke Eigenbau. Gurtbänder sind günstig zu kaufen und relativ robust. Schneide sie auf die gewünschte Länge zu und versiegle die Enden mit einem Feuerzeug. Mache nun mit einer Ahle seitlich zwei Löcher und schraube sie an der Schublade fest. Das Gurtband darf nicht gespannt sein, damit du mit deiner Hand gut hineingreifen kannst.

Griffe der Marke Eigenbau.
Griffe der Marke Eigenbau.

Nun folgen die Räder. Das ist eine fixe Sache. Markiere dir die Stellen am Unterboden, an denen die Räder angebracht werden sollen und bohre kleine Löcher vor. Anschliessend verschraubst du sie fest und fertig ist dein selbstgemachter Korpus.

Die Räder sollten keine grosse Herausforderung darstellen.
Die Räder sollten keine grosse Herausforderung darstellen.

Ordnung ist das halbe Leben

In diesem Korpus lässt sich nun alles Mögliche griffbereit aufbewahren. Für zusätzliche Ordnung kannst du entweder Trennwände einpassen oder Besteckkästen zweckentfremden. Oder du lässt sie so wie sie ist, und wirfst alles rein.

Nach einigen Stunden Arbeit ist der Korpus fertig.
Nach einigen Stunden Arbeit ist der Korpus fertig.

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Meinen Horizont erweitern: So einfach lässt sich mein Leben zusammenfassen. Ich liebe es, neue Menschen, Gedanken und Lebenswelten kennenzulernen,. Journalistische Abenteuer lauern überall; ob beim Reisen, Lesen, Kochen, Filme schauen oder Heimwerken.


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