Produkttest

Hoch die (Mens-)Tassen: 4 Frauen teilen ihre Erfahrungen

Nach meinem Besuch bei «Zero Waste»-Verfechterin Carla Opetnik habe ich einen Entschluss gefasst: Ich möchte meine Pflegeroutine (umwelt-)bewusster gestalten. Das Thema macht auch vor meiner Periode keinen Halt. Aber bin ich wirklich bereit für eine Menstruationstasse? Vier Frauen machen mir Mut.

Ich möchte meine Tampons mit einer Menstruationstasse ersetzen. Schon seit Langem. Um genau zu sein, steht mein Cup bereits sieben Monde auf meiner Kommode und starrt mich vorwurfsvoll an. Monat um Monat. Argumente für den Umstieg gibt es viele, nur der Mut dazu fehlt mir. Ich habe vier Frauen nach ihren Erfahrungen mit dem Mens-Cup gefragt. Das Fazit? Keine würde die Tasse wieder hergeben.

Maya, 25

Meine Periode hat mich seit meinem 12. Lebensjahr unter Druck gesetzt und verunsichert. Läuft mein Tampon aus? Habe ich schon einen roten Fleck an der Hose? Wie schmuggle ich Binden und Tampons möglichst unauffällig aus einem Raum voller Leute aufs Klo? All diese Fragen haben sich mit der Menstruationstasse in Luft aufgelöst. Zugegeben, es hat ein paar Tage gedauert, bis ich der Tasse vertraut habe. Da ich das Einsetzen und Rausnehmen anfangs noch nicht gut beherrscht und mehr als einmal ein Blutbad angerichtet habe, beschränkte ich ihren Gebrauch auf die Zeit daheim. Musste ich trotzdem mal kurz raus, habe ich zur Sicherheit zusätzlich eine Slipeinlage benutzt. Jetzt weiss ich jedoch: Eine Menstruationstasse kann ein wesentlich grösseres Volumen an Blut aufnehmen als ein Tampon. Bei den meisten Frauen reicht an den starken Tagen ein- bis dreimal Ausleeren. Mir hat das die Gestaltung meines Tages wesentlich vereinfacht.

Ich habe auch viel über mich selbst gelernt. Beim Wechseln der Tampons entstand bei mir immer der Eindruck, dass ich geradezu verblute. Erst mit der Menstruationstasse habe ich ein Gefühl dafür bekommen, wie viel Blut ich tatsächlich verliere. Auch das Einsetzen hilft beim Entwickeln eines neuen Körpergefühls. Man muss sein «Inneres» kennen, um die Tasse mit den Fingern korrekt platzieren zu können. Auch das Infektionsrisiko sinkt, weil am medizinischen Silikon keine Bakterien wachsen können. Dadurch entfällt der unangenehme Geruch, der bei Tampons entstehen kann.

Es gibt aber auch Aspekte, die ich nicht so toll finde. Das Leeren der Tasse auf öffentlichen Toiletten zum Beispiel. Für den Fall, dass ich in diese Lage komme, führe ich stets Intimpflegetücher oder eine kleine Spritzflasche mit Wasser mit mir. So kann ich die Tasse trotzdem sauber machen. Ein weiterer Minuspunkt: Der Unterdruck, der nach längerer Tragezeit entsteht. Ich zog mir aus Versehen beim Lösen des Unterdrucks sogar mein IUD heraus. Mag sein, dass ich es da noch nicht so im Griff hatte. Ich würde Mädels, die eine Spirale, Kette oder einen Ball zur Verhütung benutzen, vorsichtshalber zu einem Beratungsgespräch beim Frauenarzt raten.

Der Ruby Cup wird gefaltet und anschliessend eingeführt.
Der Ruby Cup wird gefaltet und anschliessend eingeführt.

Valentina, 32

Ich benutze die Mens-Kappe bereits kurz, bevor meine Menstruation startet. So leide ich unerklärlicherweise wenig bis gar nicht mehr an PMS. Zudem habe ich während meiner Periode kaum noch Schmerzen. Früher musste ich an den ersten drei Tagen laufend Schmerztabletten schlucken. Wenn das Einführen nicht auf Anhieb funktioniert, empfehle ich, nicht aufzugeben. Es ist eine Übungssache. Das Wichtigste ist, dass du die richtige Tasse für dich findest. Unterschiede gibt es in Sachen Grösse, Material und «Rückholzipfel». Das bereitet am Anfang Mühe, die Vorteile sind es jedoch wert. Mir hat es geholfen, mich mit anderen erfahrenen Cup-Nutzerinnen auszutauschen. Auf diese Weise habe ich für mich die richtige Technik zum Einführen gefunden.

Sybille, 30

Ich hatte schon von Menstruationstassen gehört, mich aber nie damit beschäftigt. Vermutlich, weil ich im Kontext von Drittweltländern auf sie aufmerksam geworden bin und mich daher nicht betroffen gefühlt habe. Als mir eine Kollegin dann erzählte, dass sie sich eine zugelegt hat, wurde ich neugierig. Besonders, weil man sie über mehrere Jahre hinweg verwenden kann. Vor der Handhabung hatte ich grossen Respekt. Wie bringe ich das Ding ohne Schnur wieder aus mir heraus? Läuft auch wirklich nichts aus? Nach gutem Zureden meiner Kollegin und den vielen positiv gestimmten Kommentaren zum Produkt, wagte ich einen Versuch.

Mittlerweile weiss ich, wie ich sie benutzen muss. Vor dem Einführen feuchte ich sie etwas mit Wasser an. Das macht die Sache einfacher. Um sie wieder rauszunehmen, drücke ich mit den Beckenbodenmuskeln etwas dagegen und greife den Zipfel. Dazu solltest du aber unbedingt saubere Hände und kurze Nägel haben, damit du dich nicht verletzt. Im Gegensatz zu Tampons musst du hier nämlich «reingreifen». Ich bin begeistert von der Tasse und kann überhaupt nicht nachvollziehen, wie es der Tampon geschafft hat, sich zu etablieren. Im Vergleich zum Cup hat er nur Nachteile: Ich muss ihn häufiger wechseln, die Schnur nervt bei jedem Toilettengang, er ist teuer, produziert Abfall und trocknet die Schleimhäute aus. Die Tasse ist vom Material her angenehmer zu tragen.

Michelle, 36

Den Menstruations-Cup benutze ich seit über einem Jahr und bin total zufrieden damit. Ich musste jedoch verschiedene Modelle testen, bis ich den Passenden fand. Einige waren zu gross, andere wiederum haben ein starkes Vakuum verursacht, sodass ich die Tasse fast nicht mehr herausgebracht habe. Damit du so lange wie möglich Freude an deinem Cup hast, musst du ihm Sorge tragen. Ich reinige meinen mit heissem Wasser und spraye ihn jeweils nach jedem Zyklus (manchmal auch zwischendurch) mit einem Desinfektionsspray ein. Von Zeit zu Zeit koche ich ihn aus. Da das Silikon dadurch aber spröde wird, solltest du das nicht allzu oft machen. Denk auch daran, dass transparente Cups sich schneller verfärben. Dafür ist der Cup, während du ihn trägst, nicht sichtbar und somit für Badi, Sauna und Co. geeignet.

Hier geht's zu allen Menstruationstassen.

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Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich. 


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