Hintergrund

Getestet: Der Küchenroboter für faule Köche

Aurel Stevens
17.7.2017

Der Moulinex Companion ist eine multifunktionale Küchenmaschine. Das Spezielle an diesem Gerät: Es kann auch kochen! Dank vieler automatischer Programme soll der «Roboter» auch unbegabten Köchen kulinarische Erfolgserlebnisse ermöglichen.

Mal schauen, wie sich das Ding bei mir Zuhause macht. Den ersten Gag musste ich schon vor der Inbetriebnahme machen: Meiner Frau habe ich nichts vom bevorstehenden Produkttest erzählt.

Ich: «Du, heute Abend bringt noch jemand eine Küchenmaschine vorbei.»

Frau: «Was?! Sowas besprechen wir vor dem Kauf!»

Ich: «Sie war aber soooo billig!»

Frau: «Das ist echt nicht in Ordnung, die bringst du zurück!»

Ich: «Jetzt schau sie dir doch erst mal an.»

Da ich fast immer mit dem Velo unterwegs bin, hat Filiz aus dem HR mir die Kartons mit dem Auto mitgebracht. Danke Filiz! Mit drei riesigen Kartons in den Armen schleppte ich mich zurück in die Wohnung.

Wenn du einen entsetzten Schrei gehört hast, der in halb Zürich zu hören war: ist meine Frau gewesen.

Bei unserer beengten Küche war mir ja im Voraus klar, dass das Ding keine Chance haben würde. Denn der Moulinex Companion ist gross. Er braucht nicht nur einiges an Abstellfläche, auch für das üppige Zubehör müsste ich eigens einen Küchenschrank leerräumen. Denn ich habe nicht nur die Basismaschine bekommen, sondern auch das umfangreiche Zubehörset sollte getestet werden.

Die Inhalte des Hauptkartons.

Dafür kann der Companion auch einiges: Er gehört zur Klasse der All-in-One-Maschinen und kann nicht nur mahlen und mixen, sondern auch kneten, dünsten, dämpfen und schmoren. Für jede Funktion gibt es vordefinierte Programme, die man anpassen kann, wenn man möchte. Einen Kochherd und einen Ofen macht die Maschine natürlich nicht überflüssig; die Maschine kann aber immerhin bis 130° erhitzen und so Zwiebeln nach dem Häckseln gleich anschwitzen. Oder Teig nach dem Kneten in der Wärme aufgehen lassen.

Zunächst gab’s nochmals ein ärgerliches Grunzen von mir. «Eine Million Menüs» verspricht das Buch mit 100 Vorspeisen, 100 Hauptmahlzeiten und 100 Nachspeisen, das als Inspiration mitgeliefert wird. Ach so: 100×100×100 = 1 Million. Netter Versuch, Moulinex-Marketing! Dann hat der «Tiptopf» unglaubliche zwei Millionen Menüs zu bieten.

Das möchte ich ausprobieren

Immerhin, während des Blätterns entdecke ich durchaus einige Speisen, die ich ausprobieren möchte. Vor allem die Windbeutel haben es mir angetan! Die hatte meine Mutter damals manchmal – viel zu selten! – gebacken. Mal schauen, ob unserem kleinen Monster die Süssspeise ebenso gut schmeckt wie mir.

Das zweite, das ich ausprobieren möchte, ist ein Brot. Wenn ich uns so einen Knet-o-mat ins Haus geholt habe, will ich wissen, ob die Maschine bei dieser Arbeit eine Erleichterung ist. Hier sollte der Companion seine Vorteile ausspielen können: Dank der Kochfunktion kann man den Teig gleich in der Maschine aufgehen lassen.

Ebenso muss natürlich ein ganzes Menü auf den Plan. Denn Moulinex wirbt ja damit, dass man dank diverser Aufsätze mehrere Dinge gleichzeitig erledigen kann. Ich bin schon jetzt gespannt, ob und wie das Vorhaben logistisch aufgehen wird.

Der Test

Die Windbeutel

Beim Schreiben ist mir aufgefallen, dass die Dinger in der Schweiz eher «Ofechüechli» genannt werden. Meine Mutter nannte die Windbeutel, und deshalb heissen sie jetzt halt so. Der Teig war tatsächlich in Windeseile gemacht:

  • Butter schmelzen
  • mit dem Mehl zu einem fettigen Klumpen vermischen
  • Form abwaschen (und abkühlen)
  • Teig wieder rein, 4 Eier durch die Öffnung im Deckel reinkippen
  • Mit einem Esslöffel Häufchen auf dem Backblech machen
  • 20 – 25 Minuten in den Ofen schieben

In einem Speed-Run sollte man die Windbeutel in einer halben Stunde auf den Tisch zaubern können. Im Rezept stand tatsächlich, dass man mit dem Esslöffel Teighäufchen macht. Für ein optisch ansprechenderes Resultat arbeite ich nächstes Mal mit einem Spritzbeutel.

Die Windbeutel kann man auch einfach so essen. Da sie aber aufgehen und inneren hohl und nicht zu süss sind, kann man sie mit Schlagrahm, Vanillecreme oder zur Not mit Nutella füllen.

Das Brot

Das Brot war zunächst ein Fehlschlag. Ich hatte vergessen, eine Halterung unten am Topf zu montieren. Das warme Hefewasser lief unten zur Maschine raus. Ich fluchte herzhaft über das Gerät und – nachdem ich den Fehler bei mir gefunden hatte – über mich selbst. Immerhin konnte ich dabei überprüfen, dass sich die Maschine tatsächlich ziemlich einfach säubern lässt.

Im zweiten Versuch gelang dann das Brot ganz ordentlich. Ich stutzte ein wenig, dass die Maschine den Teig bald nur Karussell fahren liess. Unter kneten stelle ich mir eigentlich etwas anderes vor:

Es hat aber trotzdem geschmeckt, jedenfalls nicht schlechter als von Hand geknetet. Praktisch ist, dass der Teig nach dem «Kneten» gleich 40 Minuten bei 30° gewärmt wird und schön aufgeht.

Das Menü

Der Companion wirbt damit, dass man diverse Dinge gleichzeitig erledigen kann. Dazu können die Aufsätze zu einem imposanten Turm gestapelt werden. Puh, mal schauen, wie ich mich logistisch schlage. Beim Kochen halte ich das nicht gerade für meine Stärke, wo ich lieber nicht zu viele Dinge gleichzeitig mache. Ich nehme mir folgendes Menü vor:

  • Ratatouille
  • Boeuf Bourgignon
  • Reis

Beim Vorhaben, alles gleichzeitig zu tun, bin ich gescheitert. Das Ratatouille gelang ganz in Ordnung, jedoch brauchte ich die Maschine, um Zwiebeln zu hacken und anzuschwitzen. Das Gemüse konnte gar nie in den Dampfteil der Maschine wandern. Das Boeuf Bourgignon ist ebenfalls anständig geraten. Hier konnte die Maschine voll ihre Vorteile ausspielen, denn das Gericht konnte stundenlang geschmort werden. Und ja, ich gebs zu, den Reis habe ich separat in einer Pfanne gekocht.

Fazit

Der Companion hat die Menüs zufriedenstellend hingekriegt. Da gibt es nichts zu meckern. Die Reinigung läuft stressfrei ab und alle Teile sind spülmaschinenfest. Wie schon oben angemerkt war mir bereits vor dem Test klar, dass die Maschine nicht bei uns bleiben wird. Sie ist schlicht zu gross und wir würden sie nicht oft genug nutzen, damit sich der stolze Preis rechnet.

Für wen ist der Companion geeignet? Unser Haushalt gehört ja offensichtlich nicht dazu.

Ich denke, die primäre Zielgruppe sind Menschen, die kochen (lernen) möchten und es sich nicht zutrauen. Ihnen werden die automatischen Programme und das idiotensichere Rezeptbuch eine gute Hilfestellung sein. Nachdem man die verschiedenen Programme und Aufsätze kennt, kann kaum mehr etwas schiefgehen.

Da das Gerät gross und teuer ist, muss man bereit sein, sich auf das All-in-One-Gerät einzulassen. Es macht nur Sinn, wenn man es denn auch konsequent nutzt. Wer nur die Häcksel-Funktion regelmässig benötigt, ist mit einem Mixer billiger und besser bedient. Wer nur Teig kneten will, stellt sich eher eine KitchenAid hin, die genau dafür gemacht wurde.

Moulinex hat uns das Gerät für den Test zur Verfügung gestellt. Merci!

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Ich bändige das Editorial Team. Hauptberuflicher Schreiberling, nebenberuflicher Papa. Mich interessieren Technik, Computer und HiFi. Ich fahre bei jedem Wetter Velo und bin meistens gut gelaunt.

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