

Geltex von Sembella: Ein Matratzenschaum macht noch kein gutes Kopfkissen

Das Geltex-Kissen von Sembella hat eine besondere Form. Besonders für Menschen, die auf der Seite schlafen, soll es ein «perfekter Begleiter» sein. Stimmt das? Im Test finde ich es heraus.
Für einen guten Schlaf ist das Kopfkissen ein wichtiger Faktor. Viele Menschen kaufen mehrere, bis sie eines gefunden haben, das passt. Deshalb gibt es auch immer wieder Hersteller mit neuen Ideen – so wie das Geltex-Kissen, das ich für dich die vergangenen Wochen getestet habe.
Ich nähere mich dem Kissen zunächst, indem ich mir die Produktbeschreibung von Sembella anschaue. Zu den einzelnen Punkten:
«Speziell geformtes Kissen»
Ja, das sieht man. Bei den Abmessungen passt das Sembella-Kissen in keine der gängigen Form-Schubladen. Es ist 68 Zentimeter lang, 34 Zentimeter breit und um die elf Zentimeter hoch. Da geht schon mal kein Standard-Kissenbezug drauf.

Quelle: Martin Jungfer
«100 % GELTEX® Kern»
Merke: Es ist immer gut, im Marketing Grossbuchstaben zu verwenden. Versalien heben das Wort aus dem Einheitsbrei von Texten heraus. NEIN, natürlich nicht! Auch wenn Geltex ein R im Kreis dahinter hat, ist es nicht besser oder wichtiger. Denn dahinter steckt nichts anderes als ein bestimmter Polyurethanschaum. Er vereint die Eigenschaften von offenporigem Kaltschaum und elastischem Gel. Und der Hinweis auf «100 %» mag Reinheit suggerieren, aber eigentlich bedeutet es nur, dass dieser Kern eben nur aus diesem einen Material ist. Was die Herstellung günstiger macht. Ganz schön clever, diese Marketing-Menschen …
«Durchlüftungskanäle für angenehmes Schlafklima»
Hui, jetzt wird’s fancy! Also, die «Durchlüftungskanäle» könnte man auch Löcher nennen. Die sind in den Schaumrohling gestanzt worden. Sie sorgen dafür, dass die Mitte des Kissens noch etwas weicher ist, dein Kopf dort also stärker einsinkt. Die Durchlüftung ist allerdings rein physikalisch eingeschränkt, weil auf einem Ende des Tunnels dein Kopf liegt und das andere Ende auf der Matratze. Also eher ein Durchlüftungsstau. Ich habe im Test jedenfalls keine bessere Durchlüftung gespürt als in einem Kissen ohne Tunnel. Vermutlich hat ein Emmentaler eine bessere Durchlüftung als das Kissen, riecht aber auch strenger.

Quelle: Martin Jungfer
«waschbarer Bezug»
Zack, da ist doch für einmal klar auf den Punkt gebracht, worum es geht. Ich kann den Bezug des Geltex-Kissens abnehmen und bei 60 Grad waschen. Das ist auch wichtig, denn ich habe nur diesen einen Bezug. Einen anderen kann ich aufgrund der besonderen Form nicht aufziehen (siehe oben). Beim Bezug fällt auf, dass ich ihn nur auf einer Seite nutzen kann. Auf der Rückseite verläuft der Reissverschluss. Läge ich darauf, wäre das ziemlich unbequem. Aber auch die zum Liegen vorgesehene Seite finde ich nicht ideal. Der Bezug hat eine deutlich spürbare Struktur. Sogar das Wort «Geltex» (in Versalien natürlich) ist dort eingepresst. Ich könnte mir rein theoretisch über Nacht also einen Abdruck des Markennamens auf die Backe prägen, indem ich meinen Kopf richtig platziere. Will ich aber nicht.
Zwischen dem Geltex-Kern und dem Bezug gibt es noch eine dünne Schicht Zellstoff. Diese ist ziemlich schlampig aufgezogen und wirft an den Seiten unschöne Falten.

Quelle: Martin Jungfer
Wie gut schläft es sich auf dem Geltex-Kissen?
Grundsätzlich erinnert die Form des Geltex-Kissens von Sembella an ein Hundeguetzli: schmal in der Mitte, breiter an den Enden. Die Idee dahinter: Als Seitenschläfer liegt mein Kopf in der Mitte, während die breiteren Seiten meinen Nacken- und Schulterbereich stützen. Das funktioniert bei mir grundsätzlich ganz gut. Allerdings finde ich den Mittelteil des Kissens zu weich; hier verringern die Belüftungsröhren im Schaum die Stabilität spürbar.
Das Kissen bietet zwei Höhen, auf einer Seite sind es acht, auf der anderen Seite 11,5 Zentimeter. Die Höhe allein sagt jedoch wenig darüber aus, ob du bequem darauf liegst. Ein wichtiger Faktor ist die Festigkeit des Materials. Hier ist der Geltex-Schaum von Sembella im Vergleich zu anderen Kissen eher auf der weicheren Seite und bietet nur wenig Stützkraft.

Quelle: Martin Jungfer
Das könnte auch daran liegen, dass Geltex ursprünglich ein für Matratzen und Topper entwickelter Schaum ist. Er findet sich zum Beispiel in Matratzen der Marke Schlaraffia. Diese gehörte wie Sembella bis vor kurzem zur belgischen Recticel-Gruppe, deren Polyurethanschäume unter anderem für Isolationen, Lärmschutz und eben für Bettwaren verwendet werden. Seit 2022 sind Schlaraffia wie auch Sembella Teil der portugiesischen Aquinos Group.
Nun gibt es aber an Kopfkissen doch noch einmal leicht andere Anforderungen als bei einer Matratze. Betriebswirtschaftlich mag der Ansatz überzeugen, den Schaum, den man ohnehin produziert, auch noch in eine Kissenhülle zu stecken und zu verkaufen.
Mich überzeugt das Ergebnis nicht. Selbst die höhere Seite ist mir zu niedrig. Der Bezug des Kissens ist mir zu grob strukturiert, der Geltex-Schriftzug darauf völlig unnötig.

Quelle: Martin Jungfer
Fazit
Ein teures Stück Schaumstoff
Pro
- Bezug bei 60 Grad waschbar
- Belüftungslöcher im Schaumstoffkern
- unterschiedliche Höhen durch einfaches Drehen
Contra
- stark strukturierter Kissenbezug sorgt für Abdrücke im Gesicht
- schlampige Verarbeitung des dünnen Unterbezugs
- sehr weicher Schaumstoff, der zu stark nachgibt
- ungewöhnliche Masse verhindern Verwenden anderer Kissenbezüge



Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.