Ratgeber

Das perfekte Kopfkissen ist für jeden und jede ein anderes

Für den erholsamen Schlaf ist das passende Kopfkissen mindestens so wichtig wie die Matratze. Hier einige Tipps, damit du für dich das richtige findest.

Zur Geschichte des Kopfkissens ist die Studienlage relativ dünn. Wohl haben die Ägypter als eine der ersten Kulturen beim Schlafen auch überlegt, wo der Kopf ruhen soll. Ihre Lösung: spezielle Gestelle aus Metall, Holz oder Stein. Auf solchen Rundbögen sollte der müde Ägypter sein Haupt legen, um Ruhe zu finden. Na ja.

Diese ägyptische Kopfstütze datiert auf die Zeit von 1300 bis 1200 vor Christus. Sie ist im Kunsthistorischen Museum in Wien ausgestellt.
Diese ägyptische Kopfstütze datiert auf die Zeit von 1300 bis 1200 vor Christus. Sie ist im Kunsthistorischen Museum in Wien ausgestellt.
Quelle: ©KHM-Museumsverband

Griechen und Römer setzen ein paar Jahrhunderte später auf weiches Material. Die Wissenschaft nimmt heute an, dass beide Kulturen pflanzliche und tierische Materialien nutzten, um Kopfkissen herzustellen. Vermögende hatten verzierte Bettgestelle, in denen auch Kissen aus Tierfellen, Leinen oder Leder einen Platz hatten. Die Füllung bestand aus Heu, Schilf, teils bereits aus Federn. Im weiteren Verlauf der Geschichte hat sich dann in Europa das Daunen- oder Federkissen durchgesetzt – natürlich zunächst nur für die Oberschicht. Wer arm war, schlief weiterhin auf Stroh.

Beim Kopfkissen-Kauf die richtigen Fragen stellen

Dank Industrialisierung und Massenproduktion sind Kopfkissen heute bereits für wenig Geld zu haben. Allein knapp 1000 Kopfkissen sind bei uns im Shop zu finden. Es gibt Füllungen aus Naturmaterialien und Kunststoffen, verschiedene Höhen und Grössen. Wenn du ein Kissen für dich suchst, solltest du folgende Dinge überlegen.

Wie ist deine Schlafposition?

Schläfst du bevorzugt auf dem Bauch, wähle ein möglichst flaches Kissen um die fünf Zentimeter Höhe. Schläfst du auf der Seite, ist ein höheres Kissen das richtige für dich. Für Rückenschläferinnen und Rückenschläfer ist ein mittelhohes Kissen das passende. Grundsätzlich soll das Kopfkissen deine Wirbelsäule unterstützen. Hast du als Bauchschläferin ein zu hohes Kissen, dann überstreckt der Nacken und du wirst mit Schmerzen aufwachen. Schläfst du auf der Seite und dein Kopf kippt seitlich zu stark ab, hast du dasselbe Problem. Das passende Kissen hält Kopf und Nacken beim Schlafen in einer möglichst geraden Linie.

Ich habe mich im Absatz oben zunächst um konkrete Angaben zur Höhe in Zentimetern gedrückt. Denn diese hängt von einigen Faktoren ab: Wie breit sind deine Schultern, wie hart oder weich ist deine Matratze? Wie ist deine Schlafposition? Dazu kommt noch: Wie sehr gibt dein Kopfkissen nach, verändert also seine Höhe?

Trotzdem hier einige Anhaltspunkte – ausgehend von einem Nackenstützkissen:

Rückenschläfer:

  • weiche Matratze (H1): 5 bis 8 Zentimeter
  • mittelharte Matratze (H2): 6 bis 8 Zentimeter
  • harte Matratze (H3): 7 bis 9 Zentimeter

Seitenschläfer Frauen:

  • weiche Matratze (H1): 6 bis 7 Zentimeter
  • mittelharte Matratze (H2): 6 bis 8 Zentimeter
  • harte Matratze (H3): 7 bis 8 Zentimeter

Seitenschläfer Männer:

  • weiche Matratze (H1): 9 bis 10 Zentimeter
  • mittelharte Matratze (H2): 10 bis 11 Zentimeter
  • harte Matratze (H3): 11 bis 12 Zentimeter

Die Unterschiede in den Empfehlungen erklären sich, weil du auf einer weichen Matratze mit der Schulter als männlicher und damit eher schwererer Seitenschläfer stärker einsinkst und somit weniger Kissenhöhe brauchst, um deinen Nacken gerade zu halten. Bei Frauen werden zum einen schmalere Schultern angenommen, zum anderen geringeres Gewicht. Daraus resultieren dann abweichende Empfehlungen für die Kissenhöhe.

Es ist also gar nicht so einfach, die richtige Kissenhöhe zu finden, weil so viele Dinge eine Rolle spielen. Wenn du mit einem Kissen herumprobieren willst, kannst du eines kaufen, bei dem du die Höhe anpassen kannst, zum Beispiel durch herausnehmbare Elemente.

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Womit ist das Kissen gefüllt?

Füllungen für Kissen sind heute längst nicht mehr nur Federn und Daunen. In der Hülle stecken immer häufiger Naturstoffe wie Hirse oder Zirbenflocken. Aus der Industrie kommen Schaumstoffe, deren Namen nach Hightech klingen. Die richtige Wahl hängt hier stark von deinen persönlichen Vorlieben ab.

Ist dir der Gedanke zuwider, dass für dein Daunenkissen Enten oder Gänse gerupft werden müssen, setzt du auf Material aus Pflanzen oder Schaumstoff. Reagierst du allergisch auf Hausstaubmilben, sind synthetische Fasern mit hoher Luftdurchlässigkeit eine gute Wahl. Auch Federn und Daunen sind möglich, dann solltest du darauf achten, dass die Kissen immer gut durchlüftet und einfach mit mindestens 60 Grad Temperatur zu waschen sind. Denn die kleinen Biester überleben Temperaturen darunter in aller Regel und plagen dich weiter.

Schwitzt du nachts stark, sind Füllungen aus Rosshaar, Schafschurwolle oder Kamelflaumhaar eine gute Sache. Sie transportieren Feuchtigkeit besonders gut ab. Redaktionskollege Simon Balissat ist schon länger ein Fan von Kamelhaar und setzt bei seiner Decke voll darauf.

  • Produkttest

    Vier Gründe für eine Kamelhaardecke – vor allem bei Hitze

    von Simon Balissat

Eine gute Durchlüftung bieten Kopfkissen, die mit Schaumstoffflocken oder Hohlfaserkugeln gefüllt sind. Letztere bieten in der Regel höheres Volumen, sind etwas kuscheliger und damit wärmer.

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Dinkel oder Hirse im Kissen sind eine gute Idee, wenn du Naturmaterial ohne Tierleid bevorzugst. Auf einem solchen Kopfkissen liegst du etwas fester, trotzdem sind sie anpassungsfähig. Veränderst du deine Schlafposition, rieselt das Material quasi nach. Dein Nacken wird allerdings weniger gestützt als bei Kissen mit Schaumstoffen (siehe unten).

Wie fest soll dein Kopfkissen sein?

Im Zusammenspiel mit der Höhe des Kopfkissens (siehe oben) entscheidet die Festigkeit darüber, wie gut dein Nacken gestützt wird. So kann ein hohes Kissen bei zu wenig Festigkeit schnell sehr flach werden. Häufig trifft das bei Daunen- und Federkissen zu. Diese sind am Morgen häufig flach wie eine Flunder und müssen dann wieder ausgeschüttet werden – Frau Holle lässt grüssen.

Kopfkissen mit Füllungen aus kleinen Kunststoffkügelchen halten die Form besser, zum Teil bekommst du von den Herstellern sogar Material zum Auffüllen, um die Höhe und Festigkeit anpassen zu können. Solche Kissen findest du im Shop mit dem Filter «Stützkraft = anpassbar».

Gut in Form bleiben auch Kopfkissen mit thermoelastischem Schaum, so wie jene mit Viskose- oder Gelschaum oder aus Latex. Allerdings sind diese zum Teil fast zu hart. Und Kissen mit dem sogenannten Memory Foam, wie die beiden hier gezeigten, gewöhnungsbedürftig, wenn du unruhig schläfst

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Wie gross soll dein Kopfkissen sein?

Die kurze Antwort: Es soll weder zu klein noch zu gross sein. «Du Schlaumeier!» magst du dir vielleicht denken. Was heisst das konkret? Fachleute mit Orthopädie-Expertise empfehlen schmalere Kissen, zum Beispiel 40 mal 80 Zentimeter, oft auch als «Komfortkissen» bezeichnet. Auch andere rechteckige Formate sind sinnvoll. Vom klassischen quadratischen Kissen, dem «Standardkissen» wird hingegen eher abgeraten. Diese, in Deutschland mit 80 Zentimetern Seitenlänge, in der Schweiz mit 65 Zentimetern üblich, eignen sich jedoch, wenn du zum Beispiel abends im Bett noch liest und etwas höher liegen möchtest. Zum Schlafen könntest du dann auf ein eigenes Kissen wechseln.

Wie lange kann ich ein Kopfkissen benutzen?

Abhängig von der Füllung des Kissens, solltest du es früher oder später austauschen, konkret nach einem bis drei Jahren – Expertinnen und Experten, die mit dem Verkauf von Kopfkissen Geld verdienen, raten zu einem früheren Wechsel, andere geben dir etwas mehr Zeit.

Mit etwa einem Jahr am wenigsten lang sollten Kissen mit Daunen und Federn als Füllung genutzt werden. Durch die tägliche Nutzung liegst du die Füllung quasi platt. Aufschütteln hilft nur bedingt. Und beim Waschen und Trocknen können die Federn und Daunen verklumpen, was sich auch negativ auf die Stützkraft und den Komfort auswirkt. Die Grösse von Kolonien an Milben und die Menge an Schweiss, die sich in einem Kissen nach längerer Zeit ansammeln können, kannst du dir selbst vorstellen.

Schafwolle wird eine grosse Selbstreinigungskraft zugeschrieben und kann deshalb länger im Einsatz bleiben als Federn und Daunen – zwei bis drei Jahre.

Länger, bis drei Jahre, kannst du Kissen mit Latex als Füllung benutzen. Das Material hat Poren, durch die es gut durchlüftet wird. Die hat zwar Viskose auch, allerdings lässt die Stützkraft früher nach, weshalb du diese tendenziell etwas eher austauschen solltest.

Das eine perfekte Kissen gibt es nicht

Alle Menschen schlafen anders, hat andere Vorlieben und Bedürfnisse. Das eine perfekte Kopfkissen kann es deshalb nicht geben. Hier hilft nur Ausprobieren und Lernen. Ich zum Beispiel habe inzwischen mehrere Kopfkissen im Schrank im Gästezimmer. Es sind Kopfkissen, die meine Frau oder ich einmal ausprobiert haben, aber dann als für uns ungeeignet wieder weggelegt haben. Immerhin erfreut sich unser Kissenmenü bei Übernachtungsgästen im Haus grosser Beliebtheit. Bei uns soll niemand wie im alten Ägypten nächtigen müssen.

Auf welchem Kissen schläfst du am besten? Welche Tipps hast du für oder welche an die Community hast du? Schreibe unten deinen Beitrag zum Thema Kissen ins Kommentarfeld.

Titelfoto: Wikimedia Commons

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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