
Hintergrund
Da brüt mir doch einer ein Küken, oder gleich mehrere
von Patrick Vogt
Unsere Mission «Hühnereier ausbrüten» ist zum Leben erwacht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Gleichzeitig zeichnet sich ab, dass das eine oder andere Ei auf der Strecke bleiben wird.
Machen wir alles richtig? Haben wir etwas vergessen? Kommt das gut? Passiert da überhaupt jemals was? Diese und ähnliche Gedanken kreisen mir im Kopf, seit wir bei uns zu Hause den Inkubator mit Hühnereiern gefüllt und eingestellt haben. Wie es überhaupt dazu kam, kannst du im vorigen Beitrag nachlesen.
Ja, es tut sich was und ja, es scheint gut zu kommen.
Der Reihe nach: Die ersten drei Tage der Brut verlaufen ereignislos. In dieser Phase sind die Embryos extrem empfindlich. Wir lassen den Brutkasten daher geschlossen und bewegen die Eier nicht.
Ausser zwei Dutzend Hühnereier, die (hoffentlich) vor sich hin brüten, gibt es also nichts zu sehen. Trotzdem bin ich nervös und stehe öfter vor dem Inkubator als nötig. Ich laufe wie auf Eiern und würde sie am liebsten aus der künstlich erzeugten Nestwärme holen und gleich selbst ausbrüten. Dass ich es nicht tue, ist wohl einem Restfunken an Vernunft in mir zu verdanken. Ich reisse mich also zusammen und vertraue auf die Zuverlässigkeit unserer Leihmutter: dem Inkubator.
Am vierten Tag kommt buchstäblich Bewegung in die Brut. Ich aktiviere die automatische Wendefunktion. Der Inkubator dreht die Eier nun mehrmals täglich. Das verhindert, dass die Embryos an den Membranen der Eierschale festkleben und früher oder später absterben. Bei der Naturbrut übernimmt die Henne das Drehen der Eier.
Durch die Drehfunktion mache ich eine erste traurige Entdeckung: Ein Ei ist beschädigt. Wann, wo und wie das passiert ist, kann ich nicht nachvollziehen. Sicher ist, dass daraus kein Küken mehr schlüpfen wird. Leider wird es bis zum Schlüpftag wohl nicht das einzige Ei gewesen sein, das ich vorzeitig aus dem Inkubator nehmen muss. Warum das so ist, erkläre ich dir später.
Mittlerweile darf ich den Brutkasten täglich kurz öffnen, um frische Luft rein zu lassen. Diese Gelegenheit nutze ich am achten Tag, um die Eier zu schieren. Das heisst, ich durchleuchte sie und kontrolliere, ob sich im Inneren etwas tut. Dafür verwende ich eine Schierlampe mit speziellem Aufsatz, auf dem ich das Ei auflegen kann. Zumindest die Hellen lassen sich auch mit einer starken Taschenlampe durchleuchten. Trotzdem gehe ich lieber auf Nummer sicher. Ich will ja nichts falsch machen.
Gleich beim ersten Ei, das ich unter die Lupe oder besser gesagt über die Schierlampe nehme, bin ich euphorisiert. Ich entdecke einen dunklen Punkt – das muss der Embryo sein. Und um ihn herum ziehen sich feine Blutäderchen wie ein Spinnennetz.
Weil ein Foto in diesem Brutstadium möglicherweise nicht sehr aussagekräftig ist, habe ich zur Verdeutlichung ein Video aufgenommen. Jetzt ist klar ersichtlich, dass es in diesem Ei lebendig zu- und hergeht. Das mit meinen eigenen Augen zu sehen, ist aufregend, erhebend und auf wohltuende Art auch ein bisschen unheimlich.
Während meine Frau und ich in Feierlaune sind, bleibt unsere vierjährige Tochter zunächst recht gelassen. «Sie bringt die Bewegungen im Ei wohl noch nicht mit einem werdenden Küken in Verbindung», denke ich … und werde postwendend korrigiert. Schon am nächsten Tag erzählt sie ihren Gottis aufgeregt davon, dass in unseren Eiern «Bibelis» heranwachsen und wie sie schon herumflitzen. Zumindest werden sie das bald, hoffentlich.
Nicht in allen Eiern aus dem Brutkasten entdecke ich Anzeichen auf Leben. Manche haben schlicht eine zu dunkle Schale, bei anderen sehe ich nicht mehr als einen dunklen Fleck. Es wäre wohl vermessen zu erwarten, dass aus jedem einzelnen Ei schliesslich ein Küken schlüpft.
Trotzdem lasse ich alle Eier vorläufig im Inkubator. In ein paar Tagen werde ich sie ein zweites Mal kontrollieren, um auf der sicheren Seite zu sein. Anschliessend werde ich mich wohl oder übel von den Eiern trennen, in denen der Lebensfunke nicht übersprang. Um Platz zu schaffen für die Küken, die dann voller Leben die Eierschale knacken werden.
Willst du wissen, wie es mit unserem Brutversuch weitergeht? Dann folge mir als Autor. So verpasst du garantiert nicht, mit wie vielen Eiern wir in die entscheidende Brutphase gehen.
Titelfoto: Patrick VogtIch bin Vollblut-Papi und -Ehemann, Teilzeit-Nerd und -Hühnerbauer, Katzenbändiger und Tierliebhaber. Ich wüsste gerne alles und weiss doch nichts. Können tue ich noch viel weniger, dafür lerne ich täglich etwas Neues dazu. Was mir liegt, ist der Umgang mit Worten, gesprochen und geschrieben. Und das darf ich hier unter Beweis stellen.