Produkttest

Eureka Mignon Libra im Test: wiegt schwer

Mit der Mignon Libra spendiert Eureka ihrem Klassiker eine integrierte Waage. Auf die Nachkommastelle genau misst die Espressomühle den Kaffee ab. Das funktioniert super, aber nicht sauber.

Vor einiger Zeit habe ich mich von meiner Kaffeemühle getrennt. Meine Eureka Mignon Specialita wurde durch eine Baratza Sette 270wi ersetzt. Die Baratza ist hässlich und macht Krach. Dafür hat sie eine Waage direkt eingebaut. Das Plastikteil erfüllt seinen Zweck mit Bravour: Die von mir eingestellten 18,3 Gramm Kaffeemehl liefert die Mühle punktgenau. Ich würde sie ja gerne durch eine leisere und hübschere Mühle ersetzen – bisher gab es sowas aber nicht oder zumindest nicht im Preissegment von unter 1 000 Franken.

Jetzt liefert Eureka mit der Mignon Libra genau das, was ich will: Eine Mühle im klassischen Mignon-Design mit integrierter Waage. Ich will wissen, ob sich der Umstieg lohnt und habe mir beim Lieferanten ein Testgerät bestellt.

Bei der Neuen bleibt fast alles beim Alten

Wie jede Mignon arbeitet auch die Libra mit dem gleichen 55-Millimeter-Scheibenmahlwerk wie die Specialita. Der Mahlgrad lässt sich an einem stufenlosen Rad auf der oberen Seite der Mühle verstellen. Das ist für meinen Geschmack etwas zu klein geraten. Wer einen 3-D-Drucker hat, kann das Problem einfach lösen. Es gibt diverse Hacks, um ein grösseres Rad einzubauen.

Mir ist das stufenlose Rad an der Mignon Libra zur Bestimmung des Mahlgrades noch immer zu klein.
Mir ist das stufenlose Rad an der Mignon Libra zur Bestimmung des Mahlgrades noch immer zu klein.
Quelle: Simon Balissat

Neu an der Libra ist, dass ich den Siebträger jetzt einspannen kann. Der Siebträger kommt auf einen Träger zu sitzen, welche sich auf verschiedene Grössen einstellen lässt. Damit kann ich auch einen wuchtigen Siebträger, etwa von La Marzocco, gut in die Mühle einpassen. Dort sollte er auch fest sitzen, da das Kaffeemehl direkt in den Siebträger gemahlen wird.

Der eingespannte Siebträger sollte fest sitzen.
Der eingespannte Siebträger sollte fest sitzen.
Quelle: Simon Balissat

Manchmal voll daneben

Am Display lässt sich dann die gewünschte Menge Kaffee für einen Espresso oder einen Doppio in Gramm einstellen – und nur in Gramm. In früheren Versionen entschied bei Eureka die Dauer des Mahlvorgangs darüber, wie viel Kaffeemehl im Siebträger landet. Bei dieser Version der Libra bietet Eureka diese Möglichkeit gar nicht mehr an, was auch sinnvoll ist.

Kaffee nach Gewicht zu beziehen, ist nämlich viel genauer, als die Mahldauer vorzugeben. Ein Mahlwerk unterliegt immer gewissen Schwankungen. 10 Sekunden liefern mal 17 Gramm, mal 18 Gramm. Die Libra liefert immer exakt das Gewicht, was ich an der Mühle einstelle.

Einfach oder doppelt? Das Display der Eureka Mignon Libra.
Einfach oder doppelt? Das Display der Eureka Mignon Libra.
Quelle: Simon Balissat

Ist der Siebträger fest eingespannt, drücke ich die Taste für Espresso oder Doppio und die Mühle erledigt den Rest. Logischerweise darf ich den Siebträger während des Mahlvorgangs nicht berühren, da ich sonst die Waage stören würde. Das Mahlen funktioniert super, aber leider landet etwa ein Gramm Kaffee neben dem eingespannten Siebträger. Das ist ärgerlich und dürfte nicht passieren. Abhilfe schafft ein spezieller Trichteraufsatz, den ich zum Glück ohnehin schon gekauft hatte. Damit geht kein Krümel mehr daneben.

So viel geht bei einem Mahlvorgang daneben.
So viel geht bei einem Mahlvorgang daneben.
Quelle: Simon Balissat

Leise und präzise

Mit der Leistung der Libra bin ich sehr zufrieden, ich habe aber auch nichts anderes erwartet. Eureka stellt seit Jahren qualitativ hochwertige Kaffeemühlen her, was auch hier so ist. Das Scheibenmahlwerk liefert gewohnt konstante Ergebnisse und das Mahlwerk ist leise. Die Waage funktioniert auch perfekt. Sind die von mir eingestellten 18 Gramm noch nicht ganz erreicht, mahlt die Mühle noch einmal einen Bruchteil einer Sekunde, bis die 18 Gramm drin sind.

Zur Kontrolle habe ich das Kaffeemehl jeweils mit einer anderen Waage nachgewogen und bemerkt, dass eher 18.2 Gramm bei eingestellten 18 Gramm im Siebträger landen. Das allerdings konstant über mehrere Bezüge hinweg. Mit etwas unter 80 Dezibel ist die Libra zwar nicht flüsterleise, aber kein Vergleich zu den fast 90 Dezibel, mit denen mir die Baratza Sette jeden Morgen entgegenmotzt – das ist in etwa so laut wie ein Handschleifgerät und auf lange Zeit schädlich fürs Gehör.

Mit einem Trichteraufsatz geht nichts daneben.
Mit einem Trichteraufsatz geht nichts daneben.
Quelle: Simon Balissat

Was die Mühle nicht kann

Die Libra ist eine klare Espressomühle. Sie funktioniert auch nur mit einem eingespannten Siebträger. Ich habe versucht, Kaffee in einen Becher zu mahlen – das funktioniert nicht, die Maschine gibt eine Fehlermeldung aus. Selten ist die Fehlermeldung auch mit korrekt eingespanntem Siebträger erschienen. Dann musste ich jeweils den Siebträger kurz entfernen und wieder einsetzen.

Wenn du Flexibilität willst, bist du mit der Baratza Sette besser bedient, da sie auch für andere Zubereitungsarten wie Filterkaffee oder Bialetti gerüstet ist – du musst nicht zwingend direkt in den Siebträger mahlen. Dazu wird sogar ein Extra-Behälter mitgeliefert.

Fazit

Die Libra macht, was sie verspricht. Es ist eine Eureka Mignon mit integrierter Waage. Bist du auf der Suche nach einer Mühle, die du ausschliesslich für Siebträger benutzt, dann lohnt sich der Aufpreis zur klassischen Mignon auf jeden Fall, da du schlicht mehr Kontrolle hast und immer sichergehen kannst, dass gleich viel Kaffeemehl aus der Mühle kommt. Abzüge gibt es, weil ohne einen Trichteraufsatz viel Kaffeemehl neben dem Siebträger landet. Auch ist schade, dass ich einen Siebträger eingespannt haben muss, um die Waage zu benutzen und keinen Becher einsetzen kann. Ich spiele dennoch ernsthaft mit dem Gedanken, meine Baratza Sette durch die Libra zu ersetzen, da ich sie nur für Espressi brauche und gerne eine schönere und vor allem leisere Mühle hätte.

Titelfoto: Simon Balissat

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Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell. 


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