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Endlich: Harley-Davidson bringt die Pan America und will damit die Welt der Tourenbikes aufmischen

Harley-Davidson stellt am 22. Februar die Pan America vor. Damit dringt der Konzern in einen hart umkämpften Markt ein und will trotz neuer Strategie neue Kunden erobern.

Am 22. Februar 2021 ist es so weit. Harley-Davidson, krisengebeutelter Konzern unter neuer Leitung mit neuer Strategie, zeigt eines der letzten Motorräder, die unter alter Führung entwickelt wurden. Die Harley-Davidson Pan America soll einen komplett neuen Sektor für den mittlerweile 117 Jahre alten Konzern erobern.

Die Pan America ist das erste Tourenbike Harley-Davidsons. Damit tritt die Maschine mit 1250-cc-Motor gegen die Grössen auf dem Markt an. Bald schon stellen sich die Fragen: Ist die Pan America besser als die Honda Africa Twin? Als die Transalp? Als die BMW R 1250 GS? Oder einfacher: Kann die Pan America überhaupt was?

Neu. Abenteuerlich. Wirtschaftlich riskant? Die Harley-Davidson Pan America nimmt es mit den Grossen des Sektors auf
Neu. Abenteuerlich. Wirtschaftlich riskant? Die Harley-Davidson Pan America nimmt es mit den Grossen des Sektors auf
Quelle: harley-davidson.com

Der virtuelle Event vom 22. Februar soll erste Antworten liefern. Die Online-Anmeldefrist läuft.

Harley-Davidson Pan America in Zahlen, soweit bekannt

Harley-Davidson selbst gibt aktuell nur wenig offiziell bekannt. Die vollständigen Specs, die anno 2018 vielleicht mal herumgeschwirrt sein mögen, mögen stimmen. Oder auch nicht. Faktisch wissen wir bisher, dass die Pan America einen 1250-Kubik-Motor verbaut haben wird. Die wenigen Pan Americas, die bei offiziell lizenzierten Harley-Händlern stehen, sind nach wie vor mit dem Wort Prototype angeschrieben und Harley-Davidson selbst schreibt unter jede Seite, auf der die Pan America abgebildet ist, den Satz «Prototype Model shown», Prototyp gezeigt.

Der Prototyp der Harley-Davidson Pan America
Der Prototyp der Harley-Davidson Pan America
Quelle: Harley-Davidson Paris Bastille

Das indische Nachrichtenportal Times Now glaubt aber, einige Specs zu kennen. So soll die Pan America dasselbe TFT Display verbaut haben wie die elektrische LiveWire.

Das Display der Harley-Davidson LiveWire
Das Display der Harley-Davidson LiveWire
Quelle: Stephanie Tresch

Sollte das zutreffen, dann ist vom selben Entertainment System auszugehen wie bei der LiveWire. Das heisst, dass du dein Smartphone mit dem Bike koppeln, die Musik kontrollieren und Navigationsinformationen aus der Harley-Davidson App direkt auf das Display schicken kannst. In Kombination mit einem Smart Helmet, wenn das Teil denn so genannt werden kann, ist das ein grosser Schritt in Richtung smartes Ökosystem auf dem Motorrad.

Dazu geht die Indische Zeitschrift davon aus, dass die Pan America aufgrund ihrer Auslegung auf lange Fahrten mit elektronischen Hilfsmitteln wie dem Reflex Defensive Riders System RDRS ausgestattet wird. Das System umfasst Funktionen wie Kurven-ABS und computeroptimiertes Bremsen, das je nach Kurvenlage anders greift. Apropos Bremsen: Die Prototypen kommen auch, wie die LiveWire, mit Brembo-Bremsen.

Die Prototypen der Pan America kommen wie die LiveWire mit Bremsen aus dem Hause Brembo
Die Prototypen der Pan America kommen wie die LiveWire mit Bremsen aus dem Hause Brembo
Quelle: Stephanie Tresch

Der 1250-cc-Motor schafft es mit einem Sechsganggetriebe maximal 122 Newtonmeter Torque zu generieren. Der wassergekühlte Motor leistet etwa 150 PS.

Rest in Peace, Bronx?

Die Pan America sollte eigentlich schon auf dem Markt sein. Denn anno 2018 hat Harley das Tourenbike auf das Modelljahr 2020 angekündigt. Dann aber ist Ex-CEO Matt Levatich ersetzt worden, genau wie seine Strategie von wegen «More Roads to Harley-Davidson». Sein Nachfolger, Jochen Zeitz, hat den Konzern kurzerhand auf den Kopf gestellt, die Strategie in «Rewire» umbenannt und sein neues Unternehmen dahingehend neu verkabelt, dass er sich auf Harleys bisheriges Kernpublikum konzentriert: Alte Männer, meist weisser Hautfarbe. Stellt sich die Frage: Hat diese Fahrtrichtung Zukunft?

Ich sehe hier keine alten weissen Männer
Ich sehe hier keine alten weissen Männer
Quelle: harley-davidson.com

Es ist möglich, dass Zeitzs Strategie mit «Fokus auf das Kernpublikum» nur kurzfristig für etwas Luft sorgen soll und mittel- bis langfristig weitere Bikes aus anderen Sparten auf den Markt kommen werden. Denn eine Marktstrategie ist nie etwas, das heute für die Ewigkeit beschlossen wird. Die Idee könnte sein, dass die alten weissen Männer Harley aus der aktuellen Krise holen und der Konzern dann – zum Beispiel – in fünf Jahren beschliesst, auf junge Frauen abzuzielen und Motorräder für junge Frauen baut.

Auf unbestimmt verschoben oder ganz abgesagt: Die Harley-Davidson Bronx
Auf unbestimmt verschoben oder ganz abgesagt: Die Harley-Davidson Bronx
Quelle: harley-davidson.com

Fakt ist aber, dass Zeitzs Anfänge uns ein Bike gekostet haben: Die Harley-Davidson Bronx ist auf unbestimmt verschoben, kommt also wohl nie. Der Streetfighter hätte mit einem 975-cc-Motor die Konkurrenz zu Yamahas MT-10 und Co. werden sollen. Die Fahrer: Jung, urban, wendig und frech.

Bleibt aber eine Frage, auch wenn sich die Gerüchte so hartnäckig halten, dass sie bestätigt scheinen: Was ist mit dem Bike, das Harley lapidar «Future Custom Model» nennt?

Kommt das Future Custom Model mit 1200 Kubik?
Kommt das Future Custom Model mit 1200 Kubik?
Quelle: harley-davidson.com

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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