

Ein Licht, ein Tisch und ich: Die Xiaomi Mi Desk Lamp im Test

Ihr habt es so gewollt. Habt euch per Umfrage für ein Review dieser Lampe ausgesprochen. Ich darf es ausbaden. Nun denn. Kommt mit in eine Nacht voller Gedanken, erhellt von der «Xiaomi Mi LED Desk Lamp» und kanalisiert mit Hilfe der Tomaten-Technik.
Wann ist ein Licht ein gutes Licht? Was erwarte ich ausser Helligkeit noch von ihm? Energiesparend sollte es sein und in unserer hyperindividualisierten Zeit natürlich nach meinen Bedürfnissen einstellbar. Auf jeden Fall sollte es ordentlich aussehen, wenn es auf meinem Schreibtisch steht. So oberflächlich bin ich, dazu stehe ich. Und da die Designfrage jeder für sich beantworten muss, mach ich’s kurz: Mir gefällt die Lampe von Xiaomi. Sie ist schlank, weiss und gut verarbeitet. Passt perfekt auf meinen kleinen Schreibtisch. Als einzige Extravaganz gönnt sie sich eine rote Kabelschlaufe.



Licht!
Und jetzt wird es kompliziert. Also nicht das Einschalten an sich, im Gegenteil. Ich weiss es sehr zu schätzen, dass die Xiaomi einen geradezu altmodischen Druck- und Drehknopf und nicht irgendwelche Touch-Sensoren mit Fingerabdruckscanner und Körperfettgehaltbestimmung hat. Draufdrücken: einschalten. Drehen: heller oder dunkler. Drücken und drehen: Die Lichttemperatur lässt sich von mollig warmen 2700 Kelvin bis zu frostigen 6500 Kelvin verstellen. So einfach ist das. Und der Weissabgleich meiner Kamera sagt, dass das mit den Kelvin ungefähr hinkommt. Aber das ist noch kein Review und Fragen sind da.

Einstellungen in der App
Im Grunde stimmt alles. Aber um die Lampe nicht nur nach Gefühl einzustellen, musst du die «Mi Home»-App installieren. Die ist ansprechend gestaltet und vor allem dann sinnvoll, wenn du mehrere Smarthome-Geräte von Xiaomi im Einsatz hast. Bei einer Schreibtischlampe hatte ich bislang noch nicht das Bedürfnis, sie vom Sofa aus fernzusteuern oder zu timen. Aber nur mit der App hast du die Möglichkeit, auf die Lichtmodi zuzugreifen, die Lichttemperatur in Kelvin zu überprüfen und den Standard beim Einschalten nach deinen Wünschen anzupassen.
Der Lesemodus setzt die Helligkeit auf 100 Prozent und die Farbtemperatur auf 4000 Kelvin. Ich empfinde das als angenehm und passend. Bei mir steht der Lampenkopf, der sich bis zu einem Winkel von 135 Grad aufklappen lässt, ziemlich genau im rechten Winkel. So blicke ich nicht in die LEDs und die Schreibtischfläche ist satt ausgeleuchtet.
Der PC-Modus dimmt die Helligkeit auf 30 Prozent und setzt die Farbtemperatur auf den niedrigsten möglichen Wert von 2700 Kelvin. Das soll das eher bläulich-kalte Bildschirmlicht ausgleichen und die Augen schonen. Wenn es dunkel wird, drehe ich in jedem Fall die Helligkeit hoch und bevorzuge trotz allem ein kühleres Licht, um nicht müde zu werden.
Der Kindermodus macht nichts anderes, als die Farbtemperatur auf maximal 4000 Kelvin zu begrenzen. Das weniger bläuliche Licht bekommt den empfindlichen Augen der Kleinen besser. Kurz nach 22 Uhr tapst mein kleiner Sohn aus seinem Zimmer, starrt gequält ins Licht, reibt sich die Augen und trollt sich wieder. Ich hoffe, der Modus wirkt.

Mit dem Lichtspektrum komme ich mehr als gut klar, eigentlich genügt mir der Bereich bis 4000 Kelvin vollkommen. Klar ist auch, dass die Helligkeit stimmen muss. Und seitdem die guten alten Watt-Angaben nicht mehr die Referenz sind, ist die Lage mit Candela, Lumen, Lux, Flux & Co. unübersichtlich.

Es findet sich die Faustformel Watt x 10 = Lumen, dann entspräche der Lichtstrom der Xiaomi (300 lm) einer Glühbirne mit 30 Watt oder einer Energiesparlampe mit 7 Watt. Ausserdem lese ich, dass ein Büro mit 500 Lux ausgeleuchtet sein sollte. Die zentral auf der Tischplatte gemessene Beleuchtungsstärke bei waagerechtem Lampenkopf gibt Xiaomi mit 750 Lux an. Ich messe im Lesemodus bei 100 Prozent Helligkeit durchschnittlich 766 Lux, die Helligkeit nimmt zu den Seiten deutlich ab. Hier gibt's unter «Specs» eine Grafik dazu.

Besonders flimmerfrei und augenschonend soll die Xiaomi Desk Lamp sein. Das ist für mich schwer zu beurteilen. Ich sehe kein Flimmern. Kontrollblick zur Deckenlampe: kein Flimmern zu erkennen. Auf dem Laptop? Nichts. Spät abends über Lampenflimmern nachzudenken macht müde und führt zu nichts. Aber die Widerstände und Kondensatoren, die im Verbund mit einem «dimming chip» für gleichmässigen Gleichstrom sorgen sollen, werden ihren Job schon machen. Mich wach und meine bestehende Myopie in Grenzen halten. Myopie? Ein kürzeres Wort für Kurzsichtigkeit. Das habe ich dank Xiaomi schon mal gelernt.
Der Pomodoro-Modus
Und ich lerne auch noch den Pomodoro-Modus kennen, der die Aufschieberitis besiegen und beim konzentrierten Arbeiten helfen soll. Die Methode geht auf den Italiener Francesco Cirillo zurück und basiert auf der Idee, sich die Arbeit in überschaubare Häppchen einzuteilen, diese konzentriert abzuarbeiten und dazwischen kurze Pausen einzulegen. Der tomatige Name rührt daher, dass der gute Mann so einen Küchenwecker besass.

In der App kannst du die Länge deiner Arbeitsphasen und Pausen definieren. Wenn du den Pomodoro-Modus startest und es Zeit für eine Pause wird, dimmt sich das Licht und pulsiert ein wenig. Geht die Arbeitsbeleuchtung wieder an, machst du weiter. Das ist ganz nett. Geht auch mit dem Küchenwecker oder Handy-Timer. Und es geht nur mit Selbstdisziplin. Pech für mich. Es ist spät und ich hoffe, dass du ein paar Erkenntnisse gewonnen hast.

Fazit
Xiaomi hat das Licht nicht neu erfunden. Das ist auch nicht nötig. Wenn dir die Xiaomi Desk Lamp optisch gefällt und du nicht mehr als eine Tischfläche ausleuchten willst, kannst du zugreifen. Ihr Licht wird dich wahrscheinlich nicht enttäuschen und du hast alle Chancen, für dich angenehme Einstellungen zu finden. Ich brauche dafür nicht mal die App und freue mich an dem schönen Drehknopf. Falls dich doch etwas stören sollte: Die Lampe wiegt nur 800 Gramm, du brauchst keine Möbelpacker um sie zurückzuschicken. Bei mir bleibt sie definitiv stehen. Gute Nacht.


Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.