Ratgeber

Drunter oder drüber: Wohin denn jetzt mit dem Hemdkragen?

Kragen, die über Blazer und Pullover ragen, sind ein No-Go – zumindest denken das viele. Dabei sind sie höchstens ein Risiko. Eines, das sich lohnen kann.

Es sind Feinheiten, die deinen Look vollkommen machen. Die passenden Schuhe, die richtige Dosis Schmuck – oder die Art, wie du deinen Hemdkragen trägst. Letzteres wirft eine entscheidende Frage auf, sobald Pullover und Blazer ins Spiel kommen: drunter oder drüber? Wie so oft in der Mode lautet die Antwort: Geschmacksache. Wie so oft in der Mode haben die Leute trotzdem eine klare Vorstellung davon, was richtig oder falsch ist.

Drunter?
Drunter?
Quelle: Instagram: @teachingmensfashion
Oder drüber?
Oder drüber?
Quelle: Instagram: @thecarolinelin

Und falsch ist in den Augen der Mehrheit wohl ein Kragen, der über dem Halsausschnitt oder Revers trumpft. Das zeigen zahlreiche Reddit-Diskussionen zum Thema, wie auch eine kleine Umfrage in meinem Team. Der Konsens: Ein exponierter Kragen wirkt bestenfalls optisch unruhig, schlimmstenfalls schludrig und unseriös. Das gilt vor allem für die Kombination mit Blazern. Um es in den Worten meiner Kollegin Nati auszudrücken: «Ich denke dabei automatisch an ein offenes Hemd, viel Brusthaar und goldene Ketteli.»

Mafiosi, Disco und die 70er

An dieser Assoziation dürfte Al Pacino als Tony Montana aus dem 80er-Jahre Gangsterstreifen «Scarface» schuld sein. Oder ein anderer ikonischer Tony, der ein Jahrzehnt früher die Popkultur mit seinen Dance Moves eroberte. Tony Manero aus «Saturday Night Fever», gespielt von John Travolta. Vielleicht liegt es auch an den Bee Gees, die den Soundtrack zum Disco-Kultfilm beigesteuert haben und genauso Fan von ausladenden Kragen sind wie die beiden Tonys – oder gleich die ganzen 70er-Jahre. In keinem Jahrzehnt waren Kragen derart extravagant. Und in keinem Jahrzehnt wurden sie so selbstverständlich über Pullis oder Blazer getragen.

Heute strahlt der Look einen Retro-Vibe aus. Darin liegt der Reiz – und die Schwierigkeit. Schlecht gestylt, sieht es so aus, als gingest du zur Fasnacht. Mit etwas modischem Gespür verleihst du deinem Outfit damit jedoch einen Hauch Coolness, eine Prise Exzentrik. Deshalb ist der überlappende Kragen auf Laufstegen noch immer ein relevantes Stilelement. Egal ob rockig wie bei Saint Laurent oder minimalistisch wie bei Jil Sander.

Besonders elegant ist die Kombi mit Rollkragen unter dem offenen Hemd. Für eine angemessene Portion Retro kombinierst du ein Print-Shirt zum klassischen Anzug. Ein lässiges Alltagsoutfit kriegst du mit einem Oversize-Blazer und einer locker geschnittenen Bluse hin.

Influencerin Caroline Lin macht den Kragen-über-Revers-Look classy.
Influencerin Caroline Lin macht den Kragen-über-Revers-Look classy.
Quelle: Instagram: @thecarolinelin
Schauspieler Jeff Goldblum in einem dezenten 70er-Look.
Schauspieler Jeff Goldblum in einem dezenten 70er-Look.
Quelle: Instagram: @goodasgoldblum

Was die Kragen-über-Pulli-Kombi angeht, läufst du weniger Gefahr, wie ein Mafioso auf dem Weg zur Disco auszusehen. Dafür wie ein kleiner Junge in Schuluniform. Oder dessen nerdig-schrulliger Lehrer. Der Look funktioniert erstaunlicherweise jedoch am besten, wenn du mit diesen Klischees spielst. Etwas entspannter und weniger adrett wirkt es, wenn du das Hemd oben aufgeknöpft lässt.

Nochmal Goldblum, weil er eine Stilikone ist und alles tragen kann.
Nochmal Goldblum, weil er eine Stilikone ist und alles tragen kann.
Quelle: Instagram: @goodasgoldblum
Influencerin Anne Orion im dezenten Preppy-Look.
Influencerin Anne Orion im dezenten Preppy-Look.
Quelle: Instagram: @anneorion

Fazit

Den Kragen über Pullis oder Blazer zu tragen, ist definitiv kein modisches No-Go – aber es polarisiert. Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, verstaust du deine Kragen-Enden lieber sauber. Es ist die klassische Trageart und für Vorstellungsgespräche in Bank oder Buchhaltung wohl deine einzige Option. Wenn du jedoch gerne modisch experimentierst, darfst du dem Kragen ruhig auch mal das Rampenlicht überlassen.

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Hat grenzenlose Begeisterung für Schulterpolster, Stratocasters und Sashimi, aber nur begrenzt Nerven für schlechte Impressionen ihres Ostschweizer Dialekts.


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