
Hintergrund
Mode aus dem Labor
von Vanessa Kim
Von der Viehzucht bis hin zum Gerben – das für eine Handtasche benötigte Leder legt einen gewaltigen Weg zurück. Nicht nur in Sachen ökologischer Fussabdruck. Kein Wunder, dass Echtlederalternativen am Boomen sind.
Leder ist eine stetig wachsende milliardenschwere Industrie, deren Auswirkungen auf die Umwelt schwerwiegend sind. Nebst den unzähligen Rindern, die dafür getötet werden, sind auch die Treibhausgasemissionen, die Entwaldung sowie die Wasserverschmutzung nicht zu unterschätzen. Kein Wunder, dass Lederimitate gefragter sind denn je. Nebst Kunstleder aus Plastik hat der Markt mittlerweile auch pflanzliche Lederarten aus Pilzen, Kakteen oder Äpfel zu bieten. Letztere sind umweltschonender als Echt- und Kunststoffleder.
Nun haben Forscher der US-amerikanischen Tuft Universität ein lederähnliches Material aus Seidenproteinen entwickelt. Statt die Seide zu Stoffen zu verweben, werden die Fasern von Seidenraupenkokons in ihre einzelnen Proteinkomponenten zerlegt. Aus diesen aufgespaltenen Proteinen entsteht im Labor unter Zugabe von natürlichen Materialien wie Zellulose und Chitosan, das aus den Schalen von Krustentieren gewonnen wird, eine gelartige Masse. Diese wird mittels 3D-Druck zu einem lederartigen Material weiterverarbeitet, das Echtleder in puncto Haptik und physikalischen Eigenschaften in nichts nachsteht. Die Festigkeit und Flexibilität der Lederalternative lassen sich individuell bestimmen und die Oberflächenstruktur entsprechend anpassen – so ist auch eine Art von «Wildleder» möglich.
Diese biologisch abbaubare Lederalternative klingt vielversprechend. Zumal Produkte aus Seidenleder bei Bedarf wieder aufgelöst, in ihr gelartiges Grundmaterial regeneriert und zu neuen Produkten gedruckt werden können. So sollen übrigens auch die Fasern von getragenen Kleidungsstücken aus Seide beispielsweise zu neuen Schuhen verarbeitet werden können.
Schade nur, dass das Leder aus Seide nicht vegan ist. Denn für die Herstellung von Seide werden nach wie vor Seidenraupen getötet. Aus diesem Grund finde ich das Retorten-Leder Mylo nach wie vor vielversprechender, da es nicht nur nachhaltig, sondern auch vegan ist.
Um dir einen Überblick zu verschaffen, findest du hier eine Liste mit den gemäss der Tierschutzorganisation PETA besten Lederimitaten.
Auftaktbilder: Tufts University/Laia Mogas Soldevilla und ShutterstockWenn ich mal nicht als Open-Water-Diver unter Wasser bin, dann tauche ich in die Welt der Fashion ein. Auf den Strassen von Paris, Mailand und New York halte ich nach den neuesten Trends Ausschau und zeige dir, wie du sie fernab vom Modezirkus alltagstauglich umsetzt.