
Ratgeber
Retro-Look, süss oder simpel: Nur ein Thermodrucker überzeugt mich im Test
von Stefanie Lechthaler
Wichteln, wünschen, Weihnachtskarten schicken: Alles geht heute online oder mit Apps. Besinnlich ist das nicht – aber sinnvoll? Ich habe ein paar vermeintliche digitale Helferlein für Familien ausprobiert.
Besinnlichkeit und Stress: Zwei eigentlich konträre Begriffe rücken während der Weihnachtszeit nah zusammen. Es ist die Zeit der Musse, des Innehaltens und Geniessens auf der einen Seite. Auf der anderen fallen tausend Dinge an. Geschenke besorgen, Wohnung dekorieren, Präsente mit den Kindern basteln, Weihnachtsguetzli backen und zwischendurch auch noch an überdurchschnittlich vielen Festivitäten aufkreuzen.
Weihnachts-Apps oder -Websites können die Adventszeit etwas entspannter gestalten. Versprechen sie zumindest. Ich habe einige getestet und festgestellt: Die einen helfen tatsächlich, andere sind bloss pure Unterhaltung und ein paar verursachen am Ende sogar noch mehr Stress.
Die wenigsten wichteln heute noch klassisch mit Papier-Losen. Alleine für die Ziehung alle Beteiligten zu einem Termin zusammenzutrommeln, ist eine Challenge. Apps, die das Prozedere managen, machen also durchaus Sinn. Die «Wichtel App» versammelt alle virtuell und schickt die Namen via E-Mail oder zeigt sie dir auf der App an. Vorgängig hast du die Möglichkeit, Los-Paarungen wie Eheleute auszuschliessen. Und als lustige Side-Funktion weist du allen Teilnehmenden ein Emoji zu. Eine Wichtelgruppe ist kostenlos, jede zusätzliche kostet 1 Franken.
Fazit: einfach und nützlich.
Wer lieber online wichtelt, statt sich extra eine App aufs Smartphone herunterzuladen, wird bei Drawnames.de fündig. Meine Familie nutzt die Website, die in Deutschland auch als App verfügbar ist, seit Jahren. Du kannst die bestehenden Gruppen immer wieder reaktivieren. Alle Beteiligten erhalten per Mail einen Link, über den sie ihre Teilnahme bestätigen. Per Zufallsgenerator wird dann ausgelost, die «geheimen» Namen anschliessend per Mail verschickt. Das System schliesst Paarungen vom Vorjahr aus, sofern das gewünscht ist. Ebenfalls praktisch: Du kannst Wunschlisten anlegen, um deinem Wichtel die Geschenksuche etwas zu vereinfachen.
Fazit: praktisch und recyclebar.
Kinderträume sind grenzenlos, ihre Wunschlisten entsprechend lang. Eine App wie «dedeApp» bündelt ihre Wünsche elektronisch. Bei jedem Wunsch hinterlegst du einen entsprechenden Bestell-Link, was zeitintensiv ist. Dann teilst du die Liste mit den Schenkenden, die wiederum einen Haken bei jenem Wunsch setzen, den sie erfüllen wollen. Das Spielchen machst du dann jedes Jahr wieder mit neuen Produkten. Die gute alte Papier-Wunschliste in Kombination mit einer entsprechenden Whatsapp-Nachricht «Hallo Götti, ich wünsche mir das Zauberberg-Spiel von dir» ist definitiv schneller und effizienter.
Fazit: aufwendig und einmalig nutzbar.
Die App «Wishlists» funktioniert ähnlich. Auch hier legst du die Wunschliste mit einem Bestell-Link an und kannst sie anschliessend mit den Schenkenden teilen. Wählt jemand ein Produkt, rutscht es unter einen neuen Tab. Layout und Usability sind hier zwar etwas attraktiver als bei der «dedeApp», viel schneller bist du im Erstellen aber auch nicht. Wenn du zu jedem Produkt auch noch ein hübsches Bild hochlädst, schon gar nicht.
Fazit: hübsch, aber zeitintensiv.
Download für iOs, nicht erhältlich für Android
Du kannst auch bei uns auf Galaxus eine Art Wunschliste mit Produkten aus dem Shop versenden: Erstelle dazu einfach eine Merkliste via Pin-Icon und teile diese anschliessend mit deinen Kontakten, indem du auf die drei Punkte klickst.
Ich bin weder leidenschaftliche Köchin, noch passionierte Bäckerin. Zur Adventszeit sind aber selbst bei mir Weihnachtsguetzli-Sessions mit den Kindern ein Muss. Immer schön nach Rezept, damit nichts schiefgeht. Entsprechend habe ich mich nach einer App umgesehen, um die wichtigsten Rezepte zusammengefasst zu haben und nicht jedes einzelne ergoogeln zu müssen. Das Ergebnis meiner Suche im App Store ist ernüchternd: Der einzige Fund ist eine altbackene Applikation mit unleserlicher Schnörkelschrift, die erst noch kostet. Also habe ich auf einen Klassiker zurückgegriffen und überrascht festgestellt: Mit der Stichwortsuche «Weihnachten» spuckt die Betty-Bossi-App genau das aus, was ich gesucht habe – von Brunsli über Spitzbuben bis hin zu Cornflakes-Schokohäufchen.
Fazit: kompakt und übersichtlich.
Eine Alternative zur Betty-Bossi-App ist die «Guetzli-Backstube» von Migusto, der Kochplattform der Migros. Mir gefällt die Website, vor allem in der etwas grösseren Desktop- und Tablet-Ansicht: Sie ist hübsch und übersichtlich aufbereitet, du findest eine Vielzahl von Links zu verschiedenen Weihnachtsguetzli-Rezepten.
Fazit: attraktiv und umfangreich.
Weisst du noch, als wir Weihnachtskarten per Post verschickten? Ein, zwei nostalgische Kärtchen von befreundeten Familien flattern bei uns heute noch im Dezember ins Haus, mehr aber nicht mehr. Schade eigentlich. Wobei ich mir den Aufwand und die Kosten ja selbst auch nicht antue. Ich hab’s nun mit einer von vielen digitalen Alternativen namens «Christmas Editor», versucht und was soll ich sagen – das Ergebnis ist weder hübsch, noch lustig. Höchstens schnell erstellt und zweckmässig. Du kannst zwischen mehreren kitschig-weihnachtlichen Frames auswählen, fixfertige Schriftzüge oder Text-Eigenkreationen platzieren und Filter über die Karte legen. Abspeichern, verschicken, fertig. Ist genauso wenig sinnlich, wie’s klingt.
Fazit: schnell, aber lieblos.
Wenn schon virtuelle Weihnachtsgrüsse, dann richtig trashig. Die Kurzvideos von «Elf yourself» haben inzwischen Kultstatus, funktionieren mit bekannten Gesichtern aber immer noch. Du verwandelst dich und deine Freunde oder Familienmitglieder in tanzende Elfen, indem du Fotos ihrer Gesichter auf die Figuren setzt. Jeden Tag stehen drei freie Choreografien zur Auswahl, der Rest kostet.
Fazit: trashig und unterhaltend.
Musikalische Kompromisse gibt’s im Weihnachts-Genre nicht. Entweder du gibst dich dem Kitsch hin oder du lässt es mit der Weihnachtsmusik gleich bleiben. Ich bin für Ersteres, zumal mich erst Weihnachtslieder vollends in saisongerechte Stimmung bringen. «Das Weihnachtsradio» geht weit über die klassische Christmas-Playlist mit den immer gleichen Kultsongs hinaus. Du hast die Wahl zwischen neun Kanälen, «Hits» zum Beispiel, «Kinder» oder – jesses! – «Tropical». Anschliessend kannst du die Audioinhalte via Airplay auf deinem heimischen Lautsprecher oder einem anderen Gerät wiedergeben. Viel mehr Funktionen hast du nicht. Und brauchst du auch nicht.
Fazit: simpel und schnulzig.
Download für iOs, nicht erhältlich für Android
Wie lautet die zweite Strophe von «O Tannenbaum» schon wieder? Und was um Himmels Willen folgt im Refrain auf «Stille Nacht, heilige Nacht»? Wer beim Weihnachtsfest auf gemeinsames Singen besteht, dürfte die alljährliche Songtextsuche kennen. Fündig wirst du auf der Website des Familien-Clubs der Migros, Famigros.ch. Die Texte der 14 bekanntesten deutschsprachigen Weihnachtslieder stehen dort als PDF zum Download zur Verfügung.
Fazit: schlicht und praktisch.
Der Home-Bildschirm auf meinem Smartphone ist dank dieses Beitrags in den vergangenen Tagen und Wochen um eine ganze Slide gewachsen. Tatsächlich existieren Apps und Websites rund ums Thema Weihnachten in Hülle und Fülle – die Vielzahl davon ist jedoch unbrauchbar. Die meisten werde ich also gleich wieder löschen. Ein paar rutschen aber in den neu geschaffenen Ordner «🎄Weihnachten🎄». Hübsch verpackt für nächstes Jahr.
Auftaktfoto: Katja FischerAnna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.