Ratgeber

Die Spülmaschine ist der beste Feind deiner Messer

Auch wenn dein Besteck «spülmaschinenfest» ist – in der Spülmaschine ist es in Gefahr. Besonders die Messer. Bist du trotzdem zu faul, mit der Hand zu spülen, gibt’s hier ein paar Überlebenstipps.

Die guten Kochmesser gehören nicht in die Spülmaschine. Soviel ist klar. Was aber ist mit den Messern, die ich im Alltag benutze? Dürfen sie in die Spülmaschine? Immerhin werden ja die meisten Bestecksets als «spülmaschinenfest» oder «spülmaschinentauglich» beworben und verkauft. Die Industrie kennt uns als Kundschaft mit Hang zur Bequemlichkeit eben.

Kürzlich habe ich gelernt, dass Messer nicht gleich Messer ist. Die Firmen haben die Spülmaschine aber im Hinterkopf, wenn sie Messer produzieren.

  • Hintergrund

    Darum sind gute Tafelmesser im Geschirrspüler in Gefahr

    von Martin Jungfer

Unter den Bestecksets am Markt finden sich kaum welche, die nicht für die Spülmaschine taugen. Ich will genauer wissen, was es mit den Labels auf sich hat, die mich bisher von Gabel über Löffel bis Messer bedenkenlos alles Besteck in die Maschine räumen liess. Ich frage Joachim Hauser. Er ist Ingenieur und arbeitet für das RAL Deutsche Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V.. Diese fast hundert Jahre alte Einrichtung ist der Hüter der RAL-Farbpalette und vergibt allerlei Gütezeichen, sogar welche für Gabionen oder für Ferien auf dem Bauernhof.

Im Gegensatz zu diesen Gütezeichen sind RAL-Registrierungen wie «spülmaschinenfest» nur eine Selbstverpflichtung in einem bestimmten Wirtschaftszweig. Es gibt keine unabhängigen Kontrollen oder neutralen Überwachungen. Als offizielle Gütesiegel taugen sie also nicht.

Im Fall von Besteck kann ein Unternehmen die Produktion als Auftrag an ein anderes Unternehmen vergeben. Mit der RAL-RG-Nummer werden Anforderungen zur Beschaffenheit und Qualität vereinbart. Hauser nennt das «qualitätsfördernde, prüftechnische oder andere ordnende Regelungen für Produkte oder Dienstleistungen».

Was bedeutet «spülmaschinenfest» gemäss Gütezeichen?

Soll ein Besteck «spülmaschinenfest» sein, müssen in einem Dauertest zwölf Teile des Bestecks in über 1000 Spülgängen die Güteanforderungen gemäss RAL-RG 604 erfüllen. Im Ergebnis dürfen bei mindestens zehn dieser Messer, Gabeln und Löffel keine Rostflecken festgestellt werden, die grösser als 0,4 Millimeter sind. Auch Risse sollten nicht auftreten. Das schafft der allergrösste Teil der im Massenmarkt verkauften Bestecke, weil dafür bei Messern die bewährte Legierung, das sogenannte Edelstahl 18/10, verwendet wird. Ob diese Messer dann lange scharf oder verschont von regenbogenartigen Verfärbungen bleiben? Darüber sagt das Label «spülmaschinenfest» leider nichts aus.
Die anderen Teile des Bestecks bestehen dann oft aus Chrom-Nickelstahl. In dieser Legierung ist zusätzlich Nickel enthalten, was Löffel und Gabeln noch robuster gegen Schläge macht.

Auch teurere Bestecksets, bei denen die Messer häufig Hohlheftmesser sind, also für Klinge und Griff unterschiedliches Material verwendet wird, werden fast immer als «spülmaschinenfest» verkauft.

Sollen Messer in die Spülmaschine?

Kannst du also alles bedenkenlos in Spülmaschine geben? Jein. Besonders den Monoblock-Edelstahl-Exemplaren macht die maschinelle Reinigung nicht viel aus. Sie sind ohnehin nicht für das ewige Leben gemacht, weil ihre Klingen irgendwann stumpf werden und kaum nachzuschärfen sind.

Bei Hohlheftmessern wird für die Klinge besonderer Stahl verwendet, damit sie besonders gut schneidet. Diese Klingen dunkeln im Lauf der Zeit und durch Gebrauch auch nicht nach, wie das bei Monoblockmessern passieren kann. Tendenziell hast du an den teureren Messern also viel länger Freude. Umso mehr lohnt es sich, diese per Hand zu spülen. Dabei sind sie nur kurz hohen Temperaturen ausgesetzt. In der Spülmaschine dagegen dauert ein Durchgang bis zu zwei oder drei Stunden, in denen die Messer permanent heissem Wasserdampf ausgesetzt sind. Das mögen sie nicht.

Wenn du nicht per Hand spülen willst, kannst du trotzdem einige Dinge richtig oder falsch machen:

  • Messer sollten in der Spülmaschine keine anderen Besteckteile berühren; besonders praktisch sind Spülmaschinen, in denen das Messer in Schubladen gelegt werden kann.
  • Gibt es keine Schublade, sondern einen Korb, räume die Besteckteile mit dem Griff nach unten ein. So läuft das Wasser von den Zinken der Gabel oder den Klingen der Messer besser ab.
  • Manche Essensreste, zum Beispiel Tomatensauce von der Pizza, enthalten Säuren, die das Metall angreifen können; die solltest du entweder vor dem Einsortieren abspülen oder die Spülmaschine direkt starten.
  • Ist das Messer nach dem Spülen in der Maschine noch feucht oder hat Tropfen, nimm es am besten sofort heraus und reibe es mit einem Tuch trocken. Auch Flugrost solltest du sofort mit einem Mikrofasertuch wegpolieren.
Mit einer Besteckschublade ist die Gefahr am geringsten, dass das Metall von Messerklingen anderes Besteck berührt.
Mit einer Besteckschublade ist die Gefahr am geringsten, dass das Metall von Messerklingen anderes Besteck berührt.
Quelle: Miele

Worauf solltest du beim Kauf deines Bestecks achten?

Hier einige Tipps, falls bei dir die Anschaffung eines neuen Bestecks ansteht:

  • Bei gutem Besteck beträgt die Stärke des Materials mindestens 2,5 Millimeter. Gemessen wird das an Gabel und Löffel oberhalb des Stempels am Griff.
  • Die Messer des Bestecks deiner Wahl sollten einen sauberen Wellenschliff haben. Wenn du lange Freude an scharfen Klingen haben möchtest, ist ein Hohlheftmesser eine gute Wahl.
  • Bei hochwertigem Besteck sollten die Hersteller eine Garantie geben, wie lange du Teile der Serie noch nachkaufen kannst. Entweder für den Fall, dass ein Teil beschädigt wird oder du das Set erweitern möchtest.
  • Ganz billige Bestecksets erkennst du meistens daran, dass die Zwischenräume der Gabel nicht auspoliert sind, sondern Kanten vom Ausstanzen geblieben sind.

Umfrage

Wie hältst du es mit deinen Messern?

  • Messer landen bei mir immer in der Spülmaschine. Sind sie kaputt, gibt's eben neue.
    68%
  • Meine Messer sind mir heilig. Nie im Leben kommen die in die Maschine.
    9%
  • Mal so, mal so. Manchmal spüle ich sie per Hand, manchmal mit der Maschine.
    23%

Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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