Die Nnormal «Race Vest» im Test: Ein Rucksack, der beim Laufen an Ort und Stelle bleibt
Produkttest

Die Nnormal «Race Vest» im Test: Ein Rucksack, der beim Laufen an Ort und Stelle bleibt

Siri Schubert
21.12.2023

Wer gern längere Strecken läuft, weiss: Was nach zehn Kilometern stresst, raubt einem bei Kilometer 20 den letzten Nerv. So ging es mir mit meinem alten Laufrucksack. Deshalb brauchte ich einen neuen. Dank cleverer Details bietet die Nnormal «Race Vest» Lösungen für die stressigsten Nervfaktoren.

Bei meinem letzten Berglauf reichte es mir. Sobald ich die Jacke aus dem Rucksack genommen hatte, schlackerte er bei jedem Schritt auf und ab. Er sass einfach nicht und liess sich auch nicht richtig auf meine Grösse festziehen. Mit Jacke war er zu eng, ohne zu weit. Als dann noch die fast leere Drink-Flask aus der Fronttasche des Rucksacks auf den matschigen Boden fiel, weil es keinen schlauen Befestigungsmechanismus gab und eine der Verschlussschnallen aus Plastik brach, hatte ich genug. Ein neuer Rucksack musste her, um meine alte und zugegebenermassen günstige No-Name-Laufweste zu ersetzen.

Da ich schon die «Kjerag»-Schuhe der Trailrunning-Marke Nnormal getestet habe und immer noch gerne in ihnen laufe, interessierte mich die «Race Vest» der gleichen Marke.

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    von Siri Schubert

Nnormal wurde erst 2022 von der Ultramarathon- und Bergsport-Legende Kilian Jornet gegründet. Natürlich war ich gespannt, wie sich der Rucksack mit den dazugehörigen Drink-Flasks in der Praxis bewähren würde.

Der erste Eindruck: Klein, leicht und flexibel

Der Rucksack kommt minimalistisch und schlank daher, ohne viele Schnallen, Bändel und andere Extras. Mit fünf Liter Fassungsvermögen ist er für einen Trailrunning-Rucksack eher auf der kleinen Seite. Die Küchenwaage zeigte beim Rucksack der Grösse S/M, der sich wie eine Weste tragen lässt, 155 Gramm an. Das ist leicht genug, um ihn auch bei Rennen auf dem Buckel zu haben. Und der Name «Race Vest» lässt ja bereits vermuten, dass er für ambitionierte Sportlerinnen und Sportler gemacht wurde.

Zwei Silikon-Flasks mit je 500 Millilitern Fassungsvermögen sind bei der Lieferung dabei. Dank ihrer grossen Öffnung lassen sich die flexiblen Flaschen gut füllen und reinigen. Das schätze ich besonders, wenn ich für einen langen Lauf die Flasks mit einem Elektrolyt-Getränk gefüllt habe. Dann ist eine gründliche Reinigung nötig, damit sich kein ekliger Biofilm oder Schimmel bildet. Die Flasks passen in die speziell zu diesem Zweck verstärkten Vordertaschen. Und: Zu meiner Freude gibt es dort Gummischlaufen, mit denen die Flasks fixiert werden. Ein Herausrutschen der halbleeren Flasche inklusive Landung im Matsch wird es damit wahrscheinlich nicht mehr geben.

Die Laufweste mit den beiden Flasks hat eine innen weiss beschichtete wasserdichte Rückentasche und eine kleine Pfeife, links oben im Bild.
Die Laufweste mit den beiden Flasks hat eine innen weiss beschichtete wasserdichte Rückentasche und eine kleine Pfeife, links oben im Bild.
Quelle: Siri Schubert

Bevor es mit dem Testen losgeht, packe ich noch ein paar Dinge in den Rucksack. Er hat genug Taschen für einen Energieriegel, ein paar Gummibärchen für den schnellen Energieschub, ein trockenes Langarmshirt, eine dünne, leichte Regenjacke, eine Rettungsdecke, ein bisschen Klebeband und eine Schnur, falls die Schnürsenkel reissen (ja, das gab’s auch schon). Ich bin positiv überrascht, wie viele Sachen in die kleine Weste passen. Da das Material sehr dehnbar ist, wird sie zwar etwas ausgebeult, was nicht so toll aussieht, aber alles lässt sich gut verstauen.

Was mir besonders gefällt: die wasserdichte, innen beschichtete Tasche mit Reissverschlüssen für die Kleidung zum Wechseln. Das ist wirklich praktisch, denn bei meinem alten Rucksack musste ich die trockenen Klamotten immer noch in einen leichten, wasserdichten Sack packen. Sonst waren sie entweder nass vom Schweiss, der durch den Rucksack drang, oder von einem plötzlichen Regenguss durchnässt. Auch mein Smartphone findet in der wasserdichten Tasche Platz. Da sich die Tasche am unteren Rücken befindet, kann ich zwar nicht darauf zugreifen, ohne den Rucksack auszuziehen, aber während ich laufe, schaue ich ohnehin nicht aufs Handy.

Theoretisch sollten in die Vordertasche auch Trailrunning-Stöcke passen. Gemeint sind ultraleichte Trailrunning-Stöcke aus Carbon und nicht die umfunktionierten Wanderstöcke, die ich aktuell noch nutze. Meine sind leider zu gross, aber da ich meist Shorts mit integrierten Stockschlaufen trage, ist das für mich kein Problem. Wie sich das Laufen mit Stöcken in der Fronttasche anfühlt, konnte ich so allerdings nicht testen.

Leichte, faltbare Trailrunning-Stöcke, wie ich sie noch nicht habe, finden in der Vordertasche Platz.
Leichte, faltbare Trailrunning-Stöcke, wie ich sie noch nicht habe, finden in der Vordertasche Platz.
Quelle: Nnormal

Kleines Detail: An einem der Gummizüge befindet sich eine kleine Pfeife aus Plastik, mit der ich im Notfall auf mich aufmerksam machen kann. Der Ton ist allerdings sehr hoch und etwas fiepsig. Sicher besser als nichts, aber wer auf Nummer sicher gehen will, nimmt vielleicht noch eine Pfeife mit mehr Klangvolumen mit.

Der Praxistest: Sitzt gut, bietet viel Platz und Zugang zu allem, was ich brauche

Beim ersten Anziehen gefallen mir die Passform und das System mit elastischen Bändern, mit denen ich den Rucksack genau auf meine Grösse einstellen kann. Nehme ich etwas heraus, kann ich ganz einfach nachziehen. Durch die Haken und die verstärkten Schlaufen kann ich den Gummizug auch in der Höhe so anpassen, dass er gut sitzt, ohne zu stören oder zu drücken.

Durch die verstärkten Schlaufen und die Gummizüge lässt sich das Haltesystem einfach und vielfältig anpassen.
Durch die verstärkten Schlaufen und die Gummizüge lässt sich das Haltesystem einfach und vielfältig anpassen.
Quelle: Siri Schubert

Beim Laufen rutscht und wackelt nichts. Der Rucksack sitzt bequem, egal, ob ich ihn mit Kleidung bepacke oder nur für Drink-Flasks und Snacks nutze. Inzwischen habe ich ihn schon mehr als drei Monate im Einsatz und das elastische Verschlusssystem mit den kleinen Haken, die eine genaue Einstellung ermöglichen, hat noch die gleiche Spannung wie am Anfang. Klar, wenn ich auf längere Winterläufe zusätzlich noch eine wärmende Schicht wie diese Dynafit-Weste mitnehmen möchte, wird der Rucksack schnell zu klein. Aber für Läufe ohne spezielle Winterkleidung ist er gross genug.

Auch eine 2-Liter-Trinkblase passt gut in den Rucksack, der Schlauch lässt sich vorne befestigen.
Auch eine 2-Liter-Trinkblase passt gut in den Rucksack, der Schlauch lässt sich vorne befestigen.
Quelle: Siri Schubert

Da ich bei längeren Läufen statt der Flasks gerne eine Trinkblase nutze, wie sie etwa Camelbak anbietet, steckte ich sie in das Rückenfach der Lauf-Weste und klemmte den Schlauch unter einen der Gummizüge an der Vorderseite. Auch diese Variante funktionierte gut und bietet mir die Möglichkeit, je nach Dauer, Wärme und Trinkbedürfnis die passende Trinkmöglichkeit dabei zu haben.

Fazit: Ein Laufrucksack, der passt und flexibel ist

Mit gefällt die «Race Vest» von Nnormal wegen ihres geringen Gewichts, der passgenauen Einstellungsmöglichkeiten mit Gummizug und der durchdachten Taschen. Vor allem die wasserdichte Rückentasche mit Reissverschlüssen für die Wechselklamotten hat es mir angetan. Beim Laufen bleibt der Rucksack eng an meinem Körper und hüpft nicht bei jedem Schritt mit.

Mit fünf Litern Fassungsvermögen ist er eher klein, aber durch den flexiblen Stoff konnte ich bei moderaten Temperaturen alles mitnehmen, was ich brauchte. Und in erster Linie sind das ja Getränke, die ich dank der Flasks während des Laufs trinken kann, und Snacks, die ich in den gut zugänglichen Fronttaschen verstauen kann. Für mich ist der minimalistisch gehaltene Rucksack eine gute Lösung, die mehr bietet als ein Laufgurt und für die meisten meiner Läufe geeignet ist.

Titelfoto: Siri Schubert

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Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.


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