
Hintergrund
Kann mir «MLB The Show 25» Baseball schmackhaft machen?
von Simon Balissat
Sie waren so gut wie abgestiegen und das Team drohte auseinanderzufallen. Dann wurden die Viertliga-Amateure des FC Dübendorf zu den Werbegesichtern der Galaxus-Kampagne – und starteten zeitgleich auch sportlich durch.
Die Sonne steht tief über dem Platz, auf dem Rasen herrscht Hochstimmung. Es ist die perfekte Fussball-Idylle. Ein Abend, wie gemacht für den lockeren Saisonausklang der Viertliga-Mannschaft des FC Dübendorf. Trainer Ralf Todzi hat sein Team ein letztes Mal vor der Sommerpause um sich versammelt. Und bei aller guten Laune: So ganz locker lassen will er dann doch nicht, es gibt schliesslich neue Ziele. Warum auch nicht? Die Mannschaft lebt ja wieder. Beinahe wären unsere Werbegesichter aus dem echten Leben als Team erledigt gewesen.
«Viele Spieler hätten aufgehört, wenn wir in die fünfte Liga abgestiegen wären. Dann hätte es die ganze Mannschaft inklusive Trainer nicht mehr gegeben.»
Gedanken von gestern. Hier und jetzt ruft Trainer Todzi seinen Spielern mit Blick auf die neue Spielrunde zu: «Es wird zu einhundert Prozent eine geile Saison!» Und er nutzt die Gelegenheit, um ein paar Ansagen für die trainingsfreie Zeit zu machen: Weiter an der Grundlagenausdauer arbeiten! Übrigens: Das eine oder andere Kilo zu viel muss bei einigen auch noch weg. Nach der Aufholjagd der letzten Wochen soll es zukünftig nur noch aufwärts gehen. Da steht ein Team auf dem Rasen, das sich gefunden und gefangen hat. Im letzten Moment.
Heute sind über 20 Spieler auf dem Platz, die Bock auf Fussball haben. Sie lassen den Ball laufen, lachen und klatschen ab. Die Zeit als Punktelieferant der Liga hat die Mannschaft hinter sich gelassen, dabei sah sie noch vor ein paar Wochen wie ein sicherer Absteiger aus. 0:5, 1:4, 1:5, 2:2, 0:3, 4:6 – bis Ende April waren die Ergebnisse ziemlich trostlos.
Wer so oft verliert wie die dritte Mannschaft des FC Dübendorf, muss sich entscheiden: Einfach aufgeben oder weitermachen – und dabei auch mal über sich selbst lachen. Die Mannschaft entschied sich für Möglichkeit zwei. Viele Spieler waren sofort dabei, als die Anfrage für die Galaxus-Kampagne kam.
Nicht nur in den Spots und auf den Plakaten zeigte die Mannschaft ihr wahres Gesicht, es passierte auf einmal was: «Sportlich war es super, das war eine riesige Motivation für die Mannschaft. Ein richtiger Hype, wir hatten auf einmal Fans», sagt Aussenverteidiger Roberto Russo, der die Folgen einer unverhofften Karriere als Werbefigur geniessen kann.
«Wenn du irgendwo einen Match schauen gehst und kommst zwischendrin selbst in der Werbung, dann fühlst du dich schon wie ein Star. Natürlich sind wir es nicht, aber es ist schon geil.»
Dass zu den guten Gefühlen auch noch Siege in Serie kamen, machte die Sache noch geiler. Nach und nach kehrten verletzte Spieler zurück und halfen dem Team auf dem Weg zum sportlichen Glück.
Die «Stars» finden sich nicht nur in Spots und auf Plakaten, sondern auch auf dem Platz wieder. Als erfolgreiche Einheit, die Spass hat und sogar von gegnerischen Teams Zuspruch bekommt: «Auch andere Mannschaften konnten sich mit uns identifizieren und haben gesagt: wir sind genau gleich», sagt Flügelstürmer Enis Morina, der immer noch grinsen muss, wenn er an den Match gegen den FC Fällanden denkt.
«Da war die Tribüne voll! Das hat richtig Spass gemacht. 120 Leute waren sicher da, sonst kommen vielleicht 20. Bei dem Spiel waren es fast mehr als bei der ersten Mannschaft.»
Mit Fans und neuem Schwung im Rücken hiess es am Ende 4:0 – ein Kantersieg zur endgültigen Rettung. Und obendrauf gab es Anerkennung vom Gegner. «Die Fällander waren überrascht», erzählt Morina, der zu hören bekam: «Ihr wart Letzter? Das kann ja nicht sein!»
All das, was den Amateurfussball manchmal mühsam macht, ist vergessen: Die Trainingseinheiten, in denen es nur wenige Spieler auf den Platz schaffen, wenn mal wieder die Arbeit vorgeht. Der wachsende Frust durch hohe Niederlagen. Die aufkommenden Fragen, ob Aufhören nicht doch die bessere Idee wäre. Auf dem Dübendorfer Trainingsplatz ist zu spüren, dass nun wieder Vieles stimmt.
Nicht nur, als die Mannschaft ein «Happy Birthday» für ihren Coach anstimmt, der nun mit einem grossen Team die neue Saison in Angriff nimmt. Sie sind nicht die Galaktischen wie Real Madrid, aber die «Galaxusschen» aus Dübendorf haben ihre eigene Erfolgsgeschichte geschrieben. Mit einem Happy End, das gleichzeitig ein Neuanfang ist.
Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.