

Den Garten voller Hühner – so züchtest du deine eigenen Eier

Du legst Wert auf hohe Qualität, insbesondere wenn's um die Frühstücks-Eier geht? Herkunft, Haltung und Hygiene sind Standards, bei welchen du nichts dem Zufall überlässt? Oder du traust den hiesigen Detailhändlern nicht über den Weg? Die Lösung: ein eigener Hühnerstall.
Friedliches Gegackere im eigenen Garten? Wer meint, Hühner seien nur auf Bauernhöfen zu finden, liegt falsch. Zahlreiche Privatpersonen halten inzwischen ihre eigenen Hühner. Dies ist auch kein Problem, sofern du dich an die Regeln hältst und den Hühnern ein schönes Zuhause gewährst. Was es dabei zu beachten gilt und was du für die hauseigene Eierproduktion brauchst, zeige ich dir in den nachfolgenden Zeilen.
Ein Stück Geschichte
Ursprünglich stammen sie aus dem indisch-indonesischen Raum, das Burma-Bankiva-Huhn gilt als Vorfahre unserer Haushühner. Generell haben Hühner einen ausgeprägten Geruchssinn, sehen dafür umso schlechter – was sie in der Dunkelheit beinahe hilflos macht. Ein Huhn lebt also wie der Mensch: es wacht mit dem Sonnenaufgang auf und zieht sich bei Sonnenuntergang ins Innere zurück. Am Morgen wird nach Futter gesucht, mittags pflegen sich die Hühner das Federkleid, danach steht erneut die Futtersuche im Mittelpunkt. Sie entwickeln eine Rangordnung und nutzen ihre Machtposition – wenn es sein muss mit brutalster Gewalt – auch stets aus.

Hühner sind «in»
Nicht nur fürs perfekte Frühstücks-Ei, auch als Haustiere werden Hühner immer beliebter. Während der Trend in den USA und in England längst Einzug gehalten hat, stösst er auch hierzulande auf immer grösser werdendes Interesse. Im heutigen Zeitalter ist es dem Menschen wichtig, einzigartig und speziell zu erscheinen – Katzen und Hunde sind hierfür zu langweilig und normal. Und: Hühner decken gleich mehrere Bedürfnisse und Booms gleichzeitig ab – vom Do-It-Yourself-Projektes des Hühnerstalls über den Anbau des eigenen Essens bis hin zur aussergewöhnlichen Haustierhaltung, es werden alle Bereiche bedient.

Weshalb Hühner?
Experten sind sich einig, dass der Mensch-Tier-Kontakt immer wichtiger wird – insbesondere im urbanen Bereich, wo Grünflächen immer seltener werden. Im Zusammenhang mit den oben erwähnten Trends scheint es offensichtlich, dass Hühner sich bestens eignen. Auch oder gerade im Kontakt mit unruhigen Kindern sind Hühner eine der vielen Therapie-Möglichkeiten. Sie sind die optimalen Haustiere: anhänglich, aufwandsarm, brauchen kaum Platz, fressen Küchenreste und sind einigermassen leise. Klar, hast du auch noch einen Hahn im Stall, kannst du den letzten Punkt streichen. Ausserdem sind sie – auch wenn es nicht den Anschein macht – weich, flauschig und ihr Gackern kann eine beruhigende Wirkung haben.
So einfach ist es dann doch nicht
Was gerne vergessen wird, ist die Tatsache, dass auch Hühner eine regelmässige Fütterung und einen sauberen Stall brauchen. Ausserdem brauchen sie viel Platz: vorgeschrieben sind sechs Hühner pro Quadratmeter, zu empfehlen sind aber maximal zwei. Zudem sollten sie einen Auslauf im Grünen von mindestens 30 bis 50 Quadratmeter haben – auch hier gilt: je mehr, desto besser und angenehmer für die Tiere. Optimal für den Rasen wäre zudem eine Unterteilung, sodass das abgenutzte Gras nachwachsen kann, während die Hühner auf der nächsten Wiese ihr Unwesen treiben. Mit Unwesen meine ich hier das Gescharre, welches die Unterlage doch arg beanspruchen kann.
Kost und Logis
Im Stall musst du erhöhte Sitzstangen anbringen, sonst fühlen sich die gefiederten Zweibeiner unwohl. Ausserdem sind Nester zum Legen der Eier Pflicht. Nur so kannst du deine eigenen Frühstückseier züchten. Du willst sie ja nicht auf dem Boden zerschellen sehen und die Reste wegputzen müssen. Ebenfalls sind genügend Futter- und Trinkstellen nötig. Die Hühner sollten sich nicht um ihr Futter streiten müssen. Wichtig sind hier nebst Körnern und Gemüseresten auch Kieselsteine. Ja, du hast richtig gelesen: Kieselsteine. Hühner benötigen diese, um die Körner im Kropf aufschliessen und Kalk für die Eierschalen aufnehmen zu können. Natürlich sollten die Steine entsprechend klein sein – nicht, dass sich die Tiere daran verschlucken.

Schlechtes Image, gutes Tier
In den vergangen Jahren wurde Poulet von einem der teureren Nahrungsmittel zur Billigware degradiert. Dies geschah vor allem durch die Massentierhaltung, welche mit der zunehmenden Nachfrage einherging. Und trotzdem sind Hühner als Haustiere so beliebt. Wohl eher gerade deswegen: um einen Beitrag gegen die Massentierhaltung zu leisten – wenn auch nur einen kleinen. Aber es fühlt sich richtig und gut an, selbst wenn du nur drei bis vier Hühnern ein besseres Leben und schöneres Zuhause bieten kannst. Sie danken es dir mit gesunden, feinen Eiern. Unterhaltsam sind sie überdies auch: in einem Hühnerstall wird es nie langweilig. An jeder Ecke gibt's etwas Interessantes zu beobachten.

Im Herzen oder in der Pfanne?
Wenn die Hühner einmal keine Eier mehr legen, gibt es zwei Möglichkeiten. Du behältst sie, schaust zu ihnen und pflegst sie wie jedes andere Haustier. Oder du lässt sie schlachten und isst oder verkaufst das Geflügelfleisch. Auch wenn die zweite Variante sehr brutal und herzlos klingt, ist es durchaus eine Möglichkeit. Die meisten privaten Hühnerbesitzer bringen es jedoch nicht fertig, die Tiere zu schlachten oder schlachten zu lassen. Zu sehr sind sie zu einer verschworenen Einheit geworden – genau wie dies bei einem Hund oder einer Katze der Fall ist. Mit der Ausnahme, dass deren Fleisch nicht gegessen wird.
Besser geht nicht
Frischer können Eier eigentlich gar nicht sein, da sie direkt von der «Quelle» kommen. 100 Prozent biologisch und, wenn du dir Mühe gibst und dich an die Regeln hältst, auch aus garantiert glücklicher Tierhaltung. Und diese Unterschiede, die schmeckst du – bei jedem Frühstücksei. Zur korrekten Haltung gehört auch ein ruhiges Plätzchen, denn Hühner mögen keinen Lärm. Bei schlechtem Wetter müssen sie irgendwo unterstehen und in die Wärme können, ausserdem schützt du so sie so in der Nacht vor Raubtieren. Welche Rasse du dir anschaffst, ist dir überlassen: die sogenannten Italiener legen gar im Winter Eier. Es gibt solche, die Eier mit grünen Schalen legen, kleine, grosse, aktivere und ruhigere Rassen. Am besten erkundigst du dich bei einem Hühnerhändler oder Bauern.

Zu zweit lebt's sich besser
Mindestens zwei Hühner solltest du zu Beginn haben, wenn du dich für einen eigenen Hühnerstall entscheidest. Es dürfen gerne auch mehr sein – wichtig ist, dass die Tiere genügend Platz im Stall und Auslauf haben. Bedenke dies unbedingt bei der Wahl der Anzahl Hühner. Ebenfalls müssen sich die Tiere von Anfang an kennen. Sei es, dass du verschiedene Rassen oder Tiere von verschiedenen Händlern zusammennimmst und sie gemeinsam im neuen Stall und Gehege platzierst oder dass du Hühner wählst, die bereits vorher zusammengelebt haben. Ein Hahn kannst du immer dazu nehmen, das gibt keine Probleme. Aber fremde Hühner können zu brutalen Kämpfen führen. Mit einer Art Sandkasten gönnst du deinen Tieren zudem das gewisse Etwas – darin können sie gemütlich ihr Gefieder pflegen. Kleine Notiz am Rande: Zum Eierlegen brauchen Hühner keinen Hahn, für den Nachwuchs schon.

Ein Hobby, das Zeit braucht
Obwohl Hühner relativ wenig Pflege brauchen, solltest du dir überlegen, ob du wirklich Zeit und Lust dazu hast. Denn wenn es dir keinen Spass mehr macht, hast du einen Garten voller Hühner und einen riesigen Stall oder Gehege, die du loswerden musst. Wie gesagt, eine Möglichkeit wäre das Schlachten. Den Stall kannst du wiederverkaufen. Aber den Tieren tust du so keinen Gefallen. Du musst dir täglich die Zeit nehmen, die Eier einzusammeln, den Stall zu säubern und das Futter nachzufüllen. Hältst du die Hühner als Haustiere und nicht nur zur Zucht, braucht ihr anhängliches Wesen ebenfalls deine Zuneigung. Übrigens: Hühner kannst du auch mieten. So siehst du, ob mehr daraus werden kann als nur ein Mitschwimmen im Trend-Strom.

Und was sagt das Gesetz?
Seit dem 1. Januar 2010 ist es obligatorisch, die Geflügelhaltung zu registrieren – auch als Hobby oder für Privatpersonen. Ziel ist es, dass so die adäquate Tierhaltung, die entsprechende Gesundheit, die effiziente Bekämpfung von Tierseuchen und die lückenlose Rückverfolgbarkeit von tierischen Lebensmitteln gewährleistet sind. Die Bodenneigung des Geheges darf 12% nicht überschreiten und der Kot darf auf begehbaren Flächen nicht offen herumliegen. Mindestens 20% der Fläche im Stall muss mit Einstreu, das den Kot bindet, belegt werden. In jedem Fall ist es ratsam, sich vorher mit den Nachbarn abzusprechen. Obwohl offiziell keine Erlaubnis eingeholt werden muss, können so Streitfälle vermieden werden. Wenn kein Hahn zu den Hühnern hinzukommt, ist der Lärm kein Problem. Beim Hahn sieht die Lage etwas anders aus und das Okay der Nachbarn sollte eingeholt werden. Dann steht der eigenen Eierfabrik nichts mehr im Wege.
Galaxus für den Hühnerstall


Wenn ich nicht gerade haufenweise Süsses futtere, triffst du mich in irgendeiner Turnhalle an: Ich spiele und coache leidenschaftlich gerne Unihockey. An Regentagen schraube ich an meinen selbst zusammengestellten PCs, Robotern oder sonstigem Elektro-Spielzeug, wobei die Musik mein stetiger Begleiter ist. Ohne hüglige Cyclocross-Touren und intensive Langlauf-Sessions könnte ich nur schwer leben.