

Darum solltest du beim Kauf von Mährobotern, Hochdruckreinigern und Teichpumpen auf den Stecker achten

Seit diesem Jahr gilt eine neue, strenge Norm in der Schweiz. Viele Geräte für den Aussenbereich müssen jetzt zwingend einen IP55-konformen Stecker haben.
SN 441011 – das ist die magische Kombination aus Buchstaben und Zahlen, die dein Leben sicherer machen soll. Wegen der Schweizerischen Norm (SN) kannst du seit 1. Januar 2025 nur noch Geräte, die einen IP55-konformen Stecker haben, kaufen.

Gültig ist sie SN 441011 für Geräte, welche – im schönsten Behördendeutsch – «unbeaufsichtigt über einen längeren Zeitraum im Einsatz sind und nicht handgeführt sind». Das sind zum Beispiel Steckdosenverteiler, auch Kabeltrommeln fallen darunter. Und die Norm gilt auch für «Geräte, die aufgrund ihrer Art und der Verwendung eine erhöhte Schutzart erfordern», wie zum Beispiel Hochdruckreiniger und Betonmischer. (Das komplette achtseitige Werk mit den Festlegungen kannst du dir bei Interesse hier als PDF herunterladen.)
Wichtig für dich: Du bist verantwortlich dafür, dass das neue Gerät, das du dir anschaffst, der Norm entspricht. Schweizer Händlern ist es seit Jahresbeginn untersagt, alte, nicht normgerechte Geräte zu verkaufen. Bei Galaxus haben fleissige Menschen im Hintergrund das Sortiment bereinigt. Das sollte überall so sein, aber es gibt keine Garantie, dass nicht irgendwer noch Restbestände verkauft – egal ob ein Marktplatz-Händler hier bei uns oder ein stationäres Geschäft da draussen in der realen Welt.
Wenn du im Ausland zum Beispiel eine neue Teichpumpe einkaufst, bist du als Importeur dafür verantwortlich, dass das Teil den korrekten Schweizer IP55-Stecker hat. Darauf weist Severo Nicoli vom Eidgenössischen Starkstrominspektorat (ESTI) hin, dem ich Fragen zur SN 441011 gestellt habe. Er sagt, dass es «sinnvoll und wünschenswert» sei, wenn die Produkte eines ausländischen Shops die Gesetzgebung des Ziellandes einhalten würden. Vermutlich aber kümmert sich ein deutscher Händler eben vorrangig darum, die deutschen Stecker-Vorschriften einzuhalten. Und die sind anders als die in der Schweiz. Denn: Stecker und Steckdosen – das ist auch in einem zusammenwachsenden Europa immer noch nationalstaatlich geregelt.
Du solltest übrigens nicht auf die Idee kommen, die SN 441011 mit Adaptern zu umgehen. Ein Gerät mit IP44-Stecker darfst du nicht mit einem Adapter aufrüsten, um Kosten zu sparen. Auch das ist in der Broschüre klar geregelt. Möglich wäre hingegen, dass eine Fachkraft mit entsprechendem Diplom das Gerät umrüstet und mit IP55-Stecker versieht.
Bestandsschutz für alte Geräte
Als ich von der SN 441011 gehört habe, hatte ich schon befürchtet, ich müsste meinen fünf Jahre alten Mähroboter ersetzen. Am Kabel zur Ladestation hängt nämlich noch ein IP44-Stecker. Der ist gegen Spritzwasser geschützt, nicht aber gegen «starkes Strahlwasser». Auch bei Dreck und Staub schützt IP55 besser. (Mein Kollege Martin Jud hat in diesem Beitrag alle Schutzarten aufgelistet und erklärt.)
Auch wenn mein Mähroboter also ein etwas unsicherer Veteran ist, darf ich ihn doch behalten und weiter betreiben. Denn, so erklärt Severo Nicoli, für Altgeräte gilt ein Bestandsschutz.
Dieser gilt auch für Steckdosen im Aussenbereich. Gemäss SN 441011 müssen neu installierte Steckdosen die Schutzart IP55 aufweisen. Für den Laien erkennbar ist das an einem Gummiring.
Bisherige Steckdosen dürfen bleiben und auch weiter benutzt werden. Sie sind aber oft nur IP44-geschützt. Oft haben sie einen Deckel zum Aufklappen. Ist er geschlossen, kann wenig bis kein Wasser eindringen. Ist allerdings ein Gerät eingesteckt, bleibt der Deckel offen und die Schutzwirkung ist deutlich kleiner. Deshalb wurden die Vorschriften hier ebenfalls verschärft, um mehr Sicherheit zu bieten.
Sparen an der Sicherheit
Es dürften noch viele Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte vergehen, bis die neuen Regeln der SN 441011 (so langsam weisst du die Nummer auswendig, oder?) überall umgesetzt sind. Wegen des Bestandsschutzes dürften es sich die meisten Hausbesitzer sparen, den Elektriker mit der Umrüstung zu beauftragen. Zumal sogar eine defekte IP44er-Dose nicht mit der IP55-Version ersetzt werden muss, sollte zum Beispiel nur der Klappdeckel abgebrochen sein. Hier muss lediglich der vorherige Schutz durch ein Ersatzteil wiederhergestellt werden.
Es ist zudem nicht ausgeschlossen, dass Sparfüchse Geräte im Ausland kaufen, die nicht der Norm entsprechen. Zwar ist in einem Merkblatt des ESTI die Rede davon, dass die Einhaltung der Norm in Stichproben kontrolliert werde. Auf Nachfrage kann Severo Nicoli allerdings nicht sagen, wie diese Stichproben konkret aussehen. Und ich erfahre auch keine Zahlen, wie oft es allenfalls bereits Beanstandungen gegeben habe. «Wir führen hierfür keine Statistik.» Man setzt also offensichtlich auf die Eigenverantwortung der Anwender.
Anmerkung und Ergänzung (26. März 2025): Mein obiger Beitrag zu den Folgen der Norm SN 441011 hat überraschend viele Kommentare und auch Rückfragen ausgelöst. Das dürfte durchaus daran liegen, dass ich zum Beispiel ein Titelbild gewählt habe, das eine Aussensteckdose aus der Zeit vor Gültigkeit der neuen Norm zeigt. Beim nachträglich von mir ergänzten Foto unten handelte es sich entgegen meiner ersten Aussage leider auch nicht um eine IP55-Installation gemäss neuer Norm. Darauf hat mich Leser Renzo Argirò hingewiesen, der in Ebmatingen ein Elektro-Fachgeschäft betreibt und die Thematik damit aus beruflicher Praxis sehr gut kennt. Die Verwirrung kommt seiner Ansicht nach auch daher, dass bis Ende 2024 als IP44 zertifizierte Aussensteckdosen durch die neue Norm quasi ein Downgrade erfahren haben auf IP21. Der entsprechende Aufdruck wird allerdings natürlich bei bereits produzierten und verkauften Dosen nicht nachträglich geändert.

Wichtig ist: Neue Steckdosen, die die neue Norm erfüllen, also IP55-zertifiziert sind, haben einen roten oder auch einen schwarzen Gummi-Einsatz. Das schützt vor Strahlwasser während ein Gerät eingesteckt ist. Es gibt übrigens neu keine der beliebten Dreifach-Steckdosen im Aussenbereich mehr.
Was heisst das nun für dich, wenn du ein Haus oder eine Wohnung besitzt und im Aussenbereich Steckdosen hast? Experte Argiró rät dazu, Steckdosen, die häufig oder dauerhaft in Gebrauch sind, zu ersetzen. Als konkretes Beispiel nennt er den Rasenroboter. Ein neues Modell mit IP55-Stecker und eine neue Steckdose, ebenfalls mit IP55 würden einen Mehrwert liefern, weil die Kontakte weniger stark oxidieren und ein fehlerhaftes Auslösen des FI-Schutzschalters verhindert wird. Bei anderen Steckdosen wird eine Umrüstung nötig, je mehr Geräte mit dem neuen klobigen IP55-Stecker kommen. Die passen dann einfach nicht mehr in die alten Steckdosen.


Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.