
China – der schlafende Teamsport-Gigant erwacht

Basketball ist in China populär. 300 Millionen Chinesen spielen es regelmässig und machen Basketball damit zum beliebtesten Teamsport im Reich der Mitte.
Noch bis am 15. September findet in China die Basketball-Weltmeisterschaft statt. Dort ist Basketball der populärste Sport. Doch in der Weltelite sucht man Chinesen vergeblich. Yao Ming will das ändern. Er ist in China ein Volksheld.

2002 kam der 2.29-Meter-Riese als erster Chinese überhaupt in die NBA und avancierte dort bei den Houston Rockets zum Superstar. Schon seine erste Partie für die Rockets verfolgten über 200 Millionen Chinesen am Fernseher. Doch nach neun Jahren auf höchstem sportlichem Niveau war Mings Körper am Ende: Wegen mehrerer Ermüdungsbrüche im linken Fuss musste der Center 2011 mit nur 30 Jahren seine Karriere beenden.
Seit 2017 ist Yao Ming Vorsitzender des Chinesischen Basketballverbands CBA und der gleichnamigen chinesischen Profiliga. Er will China zur Basketball-Grossmacht machen. Schon heute spielen rund 300 Millionen Chinesen regelmässig diesen Ballsport. Das entspricht in etwa der Bevölkerung der USA.
Was wäre wenn ...?
Bis Ende 2019 werden rund 1.4 Milliarden Menschen in China leben. Es ist neben Indien das bevölkerungsreichste Land der Erde – aber nur in vergleichsweise wenigen Sportarten wie Kunstturnen, Badminton oder Tischtennis – eine Grossmacht. China und klassischer Teamsport, das scheint bisher nicht zu funktionieren. Vielleicht, weil da auch Kreativität und nicht nur Drill gefragt ist? Das soll sich jedoch ändern. Schon 2015 hatte Staatspräsident Xi Jinping das Ziel formuliert, China bis 2050 auch im weltweit beliebtesten Sport, dem Fussball, zur Nummer eins zu machen.
Der lange Weg Chinas zur Sportgrossmacht ist seit längerem angekündigt, wird seit noch längerer Zeit vom Rest der Sportwelt befürchtet und irgendwann Realität. Wenn mal eben 300 Millionen Menschen einen Sport betreiben, sind natürlich genügend überdurchschnittliche Talente darunter. Wenn dann noch die Strukturen und die Förderung stimmen, wird China in absehbarer Zeit auch in globalen Sportarten wie Fussball führend sein.

Der Westen schielt nach Osten
Zurück zum Basketball. Die National Basketball Association hat das Potential im Reich der Mitte erkannt. Die Stars der NBA bespielen längst gekonnt den chinesischen Markt: Partnerschaften mit lokalen Marken sind keine Ausnahme mehr. So unterschrieb Klay Thompson von den Golden State Warriors im Juni 2018 einen Zehnjahresvertrag mit dem chinesischen Sportartikelriesen Anta über 80 Millionen Dollar.
Dwyane Wade, der seine Karriere nach der vergangenen Saison bei Miami Heat beendet hat, steht auf Lebenszeit bei der chinesischen Sportmodemarke Li Ning unter Vertrag.
Der grösste Superstar in China ist allerdings Jeremy Lin vom amtierenden Champion, den Toronto Raptors. Der Sohn taiwanesischer Eltern ist laut dem NBA Red Card 2018 China Digital Report des Instituts Mailman der beliebteste NBA-Spieler in China. Nicht zuletzt, weil Lins Management eine auf chinesische Konsumenten zugeschnittene Social-Kampagne fährt: Auf Weibo postet Lins Account in hoher Frequenz, immer wieder sind dort Schnappschüsse mit Online-Stars zu sehen. Es gibt eine Cartoon-Serie über Lin und in einer Dokumentation über das Chinesische Neujahr, die auf dem Weibo-Kanal der NBA ausgestrahlt wurde, ist er ebenfalls beteiligt.
Ausserdem ist Lin auf neuen Trendkanälen wie der Videoschnipselplattform Douyin präsent, wo er mit sieben Millionen Followern der meistgefolgte westliche Sportler ist.
Sieben Millionen Follower? Nein, danke. Ich will nur dich. Hier kannst du meinem Autorenprofil folgen.


Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.