
Hintergrund
Das Cannabis-Zucht-Setup – Tinus Grow Report, Folge 1
von Martin Jud
Nach zwei Wochen Dauer-Sonnenschein bekommen meine Cannabis-Pflänzchen ein Upgrade. Die Zutaten: 13-Liter-Pflanztöpfe, Steine, Erde und Vogelsand. Letzteres dient als Abwehr gegen lästiges Getier.
Es kann nicht nur Sonnenschein im Leben geben. Es sei denn, du bist eine Cannabis-Pflanze, die in meinem Zelt täglich 18 Stunden pures künstliches Sonnenlicht geniessen darf. Da ist keine Wolke und da sind auch keine Tiere, die mir mein gutes Gras streitig machen wollen.
Kein Reh, keine Schnecke und noch nicht mal eine Trauermücke hat sich bisher gezeigt. Dennoch kann sich das jederzeit ändern. Denn je nachdem, wie die Erde vor dem Kauf gelagert wurde, enthält diese bereits Eier, Larven oder gar kleine Trauermücken, die beim Giessen heraufsteigen, sich danach wieder in der Erde verstecken und in der Blütezeit am Harz der Buds kleben bleiben. Solche Invasionen sind nicht rar, weshalb ich beim Eintopfen einen Trick anwende. Ich baue Sand-Schranken ein, welche die meisten fliegenden Tiere daran hindern werden, sich überhaupt jemals aus der Erde zu erheben.
Übrigens sind nun zwei Wochen seit dem Schlüpfen der ersten Pflänzchen vergangen. Welches Cannabis-Setup ich bei meinem Grow verwende und was bisher bis zu Tag fünf geschah, kannst du in den ersten beiden Folgen lesen.
Meine legalen Pflänzchen der Sorte Mota CBD Rich Auto gedeihen gut. Selbst jenes, welches die Welt mit Fehlbildung erblickte, wächst stetig. Allerdings hinkt es, wie auf dem animierten GIF unten ganz links zu sehen, den vier anderen etwas hinterher.
An Tag 14 sehen all meine Kinder gesund aus. Ich bin stolzer Papa von einem 3,5 und vier 6-7 Zentimeter grossen Weibchen.
Öffne ich ich morgens das Zelt, geht nicht nur eine künstliche Sonne auf – auch fühlt mein Herz viel Wärme und ich werde das Gefühl nicht los, dass die Pflanzen über mehr Bewusstsein als bekannt und vielleicht sogar etwas Empathie verfügen. Daher entscheide ich, den Pflanzen keine Namen zu geben. Ich will mich innerlich nicht zu sehr an sie binden, sonst wird die Ernte in einem Gefühlschaos enden.
Da die Wurzeln vermutlich genügend lang sind, um bald die natürliche Anzuchttopfwand zu durchdringen, ist es Zeit fürs Eintopfen. Als erstes darf Pflanze Mary Nr. 5 ran, danach knöpfe ich mir Jane Nr. 4 vor. Das ehemalige Sorgenkind Nr. 1 ist zuletzt an der Reihe, erhält aber dafür den besten Platz im Zelt. Wenn ich sie mittig unter die Lampe stelle, wird sie allenfalls zu den grösseren Geschwistern aufholen können.
Und so geht das Um- beziehungsweise Eintopfen:
1. Greife dir Töpfe, die mindestens 12 Liter Fassungsvermögen haben – meine fassen 13 Liter.
2. Inspiziere deine Töpfe und entscheide, ob sie deinen Ansprüchen genügen. Meine Ansprüche sagen, dass die vorliegenden Töpfe zu grosse Löcher haben. Daher besorge ich nun Steine.
3. Sieh dich um und krall dir Steine. Ich habe Glück und finde welche auf dem Balkon.
4. Und nun die Löcher damit zupflastern.
5. Erde bis leicht oberhalb der Löcher einfüllen und vorsichtig andrücken, damit eine einigermassen ebene Fläche entsteht. Ich benutze Zitruspflanzenerde von Ricoter mit einem PH-Wert von 6,5. Sie besteht aus Holzfasern, Kompost, Bims und Coco Peat.
6. Nun greife ich zu Vogelsand. Wobei es auch anderer sehr feiner Sand sein dürfte. Jedenfalls gebe ich eine rund einen Zentimeter dicke Schicht davon auf die Erde. Das soll verhindern, dass allfälliges Getier über der Schicht nach unten durch die Löcher aus dem Topf schwärmt.
Achtung: Je nach Sand ist dieser kalkhaltig. Das erhöht beim Giessen leicht den PH-Wert deiner Erde. Negative Effekte hatte ich dadurch bisher nicht. Ich denke sogar, dass es eher positiv ist, da die Erde mit der Zeit eher zum Übersäuern neigen könnte.
7. Den Topf mit Erde auffüllen und die Pflanze samt Anzuchttopf mittig darin platzieren.
8. Nun erneut die Erde sanft andrücken und planieren. Dann kommt eine zweite Great Wall aus Sand darüber, welche allfällige Insekten davon abhalten soll, nach oben auszuschwärmen. Invaders must die.
So, da stehen sie nun in ihrer kleinen Pracht. Trotz meinem Eintopfen samt Anzuchttöpfen waren sie etwas Stress ausgesetzt, was die kleine Nr. 1 mit hängenden Blättern quittiert. Bei zu viel Stress neigt Hanf übrigens dazu, ein zweites Geschlecht zu entwickeln. Fällt das Licht beispielsweise für längere Zeit aus, entstehen dadurch nicht selten Zwitter.
Nun greife ich zur Giesskanne und ermahne mich daran, nur wenig Wasser zu geben. Beim Giessen konzentriere ich mich auf die Mitte der Töpfe, ohne dabei die Pflanzen mit Wasser in Berührung zu bringen. Ich gebe ungefähr einen halben Liter pro Topf. Das sollte vorerst für zwei bis drei Tage hinhalten. Sehr wichtig ist nun, dass ich immer schön mit Nachgiessen warte, bis der Sand auf den Töpfen erneut ausgetrocknet, staubig vorliegt.
Auf ein Düngen verzichte ich die kommenden Wochen, da die Erde Nährstoffe für bis zu einem Monat in sich hat. Bedeutet, dass ich beim Growen erst später sowie nur auf organischen Blütedünger setzen werde. Plus auf ein Enzympräparat namens Cannazym, welches ich beim nächsten Giessen zum ersten mal anwende. Dies hilft den Pflanzen bei der Aufnahme von Nährstoffen. Der Verkäufer, welcher mir das Produkt vor Jahren zum ersten Mal empfahl, meinte, dass ich es bei jedem Giessen anwenden soll. Doch habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein bis zweimal pro 14 Tage reichen.
Ansonsten heisst es nun zurücklehnen und zuschauen, wie es wächst. In der nächsten Folge, die, sollte ich nicht Dichter als Göthe sein, in rund einer Woche folgt, hoffe ich erste typische Cannabis-Blätter präsentieren zu können. Ausserdem könnte es sein, dass bis dahin das erste Pflänzchen sein Geschlecht zeigen wird. Falls du schon immer mal wissen wolltest, woran du eine weibliche Hanfpflanze im Anfangsstadium erkennst, darfst du nun unten auf «Autor folgen» klicken.
Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.