Produkttest

Amphiro-Handbrause im Test: Sie bekehrt ewige Warmduscher

Die sparsame und digitale Handbrause liefert Livedaten zum Wasserverbrauch und Energiebedarf. Die werden mit denen anderer Amphiro-Duscher verglichen. Ob mich Piktogramme und App zum Wassersparer machen, habe ich getestet.

Dieser Duschkopf kann Eisbären verschwinden lassen. Na ja, nicht direkt und sofort. Aber wenn du mit ihm zu lange duschst, verschwinden auf dem Display nach und nach die fünf Eisbären-Piktogramme. Du fragst dich, was du hier liest? Ein Duschkopf mit Display? Eisbären? Zu lang duschen?

Ich kläre gerne auf: Amphiro, ein Schweizer Cleantech-Unternehmen, hat einen Duschkopf im Sortiment, der dich zum sparsamen Duschen motivieren soll. Das macht er mit einem cleveren Duschkopf samt zugehöriger App. Ob das funktioniert, habe ich für dich getestet.

Amphiro Digitale Handbrause (1 Strahlarten, 12 l/min)
Duschbrause
CHF129.–

Amphiro Digitale Handbrause

1 Strahlarten, 12 l/min

Installation und Inbetriebnahme klappen problemlos

Die «Digitale Handbrause», wie Amphiro seinen Duschkopf nennt, hat ein Halbzoll-Gewinde. Damit passt es problemlos an die allermeisten Schläuche in der Dusche. In meinem Fall kann ich die Handbrause von Hansgrohe einfach ab- und dafür das Amphiro-Teil anschrauben, und das ohne Werkzeug. Ich hätte nur daran denken müssen, dass im Duschschlauch noch Restwasser ist. Tja, jetzt habe ich nasse Socken.

Die Handbrause ist optisch ansprechend, fühlt sich wertig an und liefert mit 12 Litern pro Minute bei 3 bar Wasserdruck auch ordentlich Wasser. Was auf der anderen Seite dafür nicht besonders sparsam ist. Die Energieetikette mit einem A-Label gibt es nämlich erst ab einem Durchfluss von weniger als sechs Litern.

  • Ratgeber

    So kannst du mit Duschköpfen Wasser sparen

    von Martin Jungfer

Der Duschkopf misst zwölf Zentimeter im Durchmesser. Es gibt keine Möglichkeit, die Art des Duschstrahls zu verändern. Was mich aber nicht weiter stört, denn es ist ein angenehm weicher und doch kräftiger Strahl, der aus den Gumminoppen kommt.

Trotz Display verlangt die Handbrause keine Batterien. Dafür brauche ich die App. Die finde ich im App-Store unter «digitale handbrause dhs» (App im App-Store, App bei Google Play). Oder ich nutze den QR-Code auf der kurzen Anleitung. Nach dem Herunterladen und der unvermeidlichen Registrierung führt mich die App durch den einfachen Prozess, bei dem ich mein iPhone per Bluetooth mit der Handbrause kopple.

Das funktioniert nur, wenn das Wasser läuft. Verschwendung ist irgendwie nicht ideale Start für meine Wasserspar-Ambitionen. Aber es geht technisch nicht anders, denn im Duschkopf sitzt eine kleine Turbine, die für das Bluetooth-Modul erst den nötigen Strom produziert. Das SRF-Magazin «Kassensturz» zeigt das Innenleben des Duschkopfs in diesem Video:

Bei der Anwendung ist Luft nach oben

Einmal mit App und Smartphone gekoppelt, zeichnet die Handbrause auf, wie viel Wasser ich brauche, wie heiss ich dusche und was das an Energieverbrauch bedeutet. Ich muss mich vor dem Duschen auch nicht in der App anmelden. Sobald das Wasser läuft, werden die Verbrauchsdaten angezeigt. Zum einen auf dem Screen der App, zum anderen eben auf dem Display oben auf der Handbrause. Das macht einen stabilen Eindruck und ist mir auch bei einem versehentlichen Sturz der Handbrause in die Duschwanne nicht gebrochen.

Zusätzlich gibt es eine LED am Griff unten. Sie leuchtet zuerst grün, wird dann langsam gelb und irgendwann – wenn ich lange dusche – auch rot. So kann ich zumindest grob einschätzen, wie viel Energie und Wasser ich verbrauche, ohne oben aufs Display zu schauen.

Hier ist noch alles im grünen Bereich. Die LED am Anfang des Duschvorgangs. Dusche ich zu lange, wechselt die Farbe in den «gefährlichen» Bereich.
Hier ist noch alles im grünen Bereich. Die LED am Anfang des Duschvorgangs. Dusche ich zu lange, wechselt die Farbe in den «gefährlichen» Bereich.

Wann die Farbe wechselt, bestimme ich selbst. Ich definiere in der App einen Wasserverbrauch als Ziel, zum Beispiel 40 Liter pro Dusche. Damit «weiss» der Duschkopf dann, dass er nach etwa 20 bis 25 Litern auf Gelb wechseln soll und mich so sanft warnt, dass ich zum Ende kommen sollte. Rot leuchtet die LED dann, wenn etwa 35 Liter durchgerauscht sind.

In der App wird für jeden Duschvorgang festgehalten, wie viel Wasser und wie viel Energie dafür verbraucht wurden. Die letzten zehn oder auch 100 Duschen siehst du dann als Balkendiagramm oder als Verlaufskurve.

Die Übertragung der Daten von der Handbrause zur App klappt bei mir im Test nicht immer, obwohl ich das iPhone stets mit im Badezimmer in Bluetooth-Reichweite der «Digitale Handbrause» habe. Nachdem ich fertig bin mit Duschen, kann ich die Daten vom Display auf dem Duschkopf so nicht in der App wiederfinden. Die Daten vom vorletzten Duschen dagegen sind korrekt eingetragen. Es scheint mir, dass es hier eine Verzögerung gibt.

Duschvorgang Nummer 21 war mit rund 50 Litern geradezu exzessiv, Nummer 22 dagegen sehr sparsam. Nummer 23 scheint nicht komplett übertragen worden zu sein. Mit etwas mehr als fünf Litern wird ja niemand sauber.
Duschvorgang Nummer 21 war mit rund 50 Litern geradezu exzessiv, Nummer 22 dagegen sehr sparsam. Nummer 23 scheint nicht komplett übertragen worden zu sein. Mit etwas mehr als fünf Litern wird ja niemand sauber.

Spielerisch zum Wassersparen

Grundidee von Amphiro ist es, dass du als Nutzerin oder Nutzer dein Verhalten änderst, weil du Transparenz bei den Kosten auf der einen Seite bekommst und dein eigenes Verhalten mit dem anderer vergleichen kannst und besser sein möchtest. Konkurrenz und Wettbewerb also.

Das funktioniert insofern, als du nach jedem Duschen auf dem Display ablesen kannst, wie «teuer» das diesmal war – fürs Klima und für dein Portemonnaie. Vorausgesetzt du hast eine Vorstellung davon, wie viel Geld dich zum Beispiel 1,5 kWh Strom kostet und dass sich allein die Stromkosten in einem Monat schnell auf zehn Franken und mehr addieren, wenn du täglich duschst. Und es funktioniert, weil in der App dein eigener Energieverbrauch und deine Wassernutzung in Relation gesetzt werden, zu denen der Community und der sparsamsten zehn Prozent.

Das war’s dann aber auch. Der App fehlen Elemente, die mich als Nutzer noch viel stärker «nudgen», also zu einer Verhaltensänderungbewegen. Wenn du Apps zum Lernen von Sprachen oder für Sport nutzt, weisst du vermutlich, was ich meine. Da werde ich täglich per Push-Nachricht motiviert, doch noch eine neue Übung Französisch abzuschliessen, um einen 131-Tage-Streak nicht zu verlieren. Oder sanft ermahnt, mich noch etwas zu bewegen, um meinen Bewegungsring auch diese Woche an jedem Tag zu schliessen.

Von mir aus könnte mich ein Amphiro-Algorithmus ruhig auch einmal loben, wenn ich beispielsweise drei Tage hintereinander mit weniger als 30 Litern Duschwasser ausgekommen bin. Oder mir mitteilen, wenn ich kurz davor stehen sollte, in die Liga der ehrenwerten Sparsam-Duscher aufzusteigen. Oder ich bekomme ein virtuelles Abzeichen als Eisbär-Retter. Dass nach und nach auf dem Display die fünf Eisbären verschwinden, ist nur am Anfang interessant. Nach ein paar Wochen habe ich dieses Feature fast schon vergessen.

Schön wäre es ausserdem, wenn verschiedene Familienmitglieder, die die gleiche Dusche benutzen, einen kleinen Spar-Wettbewerb veranstalten könnten. Das ist jedoch nicht möglich, weil sich für die Duschbrause keine individuellen Nutzerprofile einrichten lassen.

Apropos Familie: Um den Verbrauch jedes Duschenden getrennt zu erfassen, braucht es eine Pause von mindestens drei Minuten. Nur dann begreift die App, dass ein neuer Duschvorgang startet. In der Praxis kontrolliere ich das immer kurz mit einem Blick aufs Display, welches dann wieder bei null Litern starten sollte. Ist die Pause nicht lang genug, geht das System davon aus, dass ich das Wasser nur kurz zum Einseifen abgestellt habe. Danach zählt es weiter.

Fazit: sparsam und motivierend

Bevor ich den Amphiro-Duschkopf in Betrieb genommen habe, wusste ich nicht, wie viel Wasser ich verbrauche. Mit ihm weiss ich es. Und das bringt mich dazu, weniger lang zu duschen. Mein persönlicher Ehrgeiz ist geweckt, 30 Liter sind das Ziel. Und nicht zu heiss, weil das mehr Energie verbraucht. Ich will ja kein Warmduscher sein.

Auf dem Display sehe ich auch, wie warm im Durchschnitt das Wasser war. Und wie viel Energie dafür nötig war.
Auf dem Display sehe ich auch, wie warm im Durchschnitt das Wasser war. Und wie viel Energie dafür nötig war.

Wenn ich das schaffe und auch meine Familie mitzieht, können wir ein paar Hundert Kilowattstunden Energie einsparen pro Jahr. Eine Studie aus dem Jahr 2017 der Universität Bamberg und der ETH Zürich bestätigt den Effekt auch wissenschaftlich. Selbst wenn du also nicht glaubst, die Folgen der Klimakrise durch kürzeres Duschen minimieren zu können – finanziell kann sich die Investition in eine Amphiro-Armatur schnell auszahlen. Bei Preisen von 25 Rappen pro Kilowattstunde wäre bei einer Einsparung von rund 500 Kilowattstunden schon nach einem Jahr die Anschaffung rentabel. Und das sollte gemäss der Studie machbar sein.

Design und Qualität der Handbrause überzeugen mich. In der App hätte ich mir persönlich mehr Gamification-Elemente gewünscht. Aber vielleicht bist du froh, wenn wenigstens rund ums Thema Duschen zur Abwechslung einmal einfach nur gemessen wird.

Auch wenn es nicht möglich ist, den Verbrauch einzelnen Personen zuzuordnen, kann doch jeder und jede auf dem Smartphone oder direkt auf dem Display sehen, wie sparsam geduscht wurde. Das motiviert und mahnt zugleich. So ist die clevere Duschbrause womöglich auch das perfekte Tool, um dauerduschende Teenager zu disziplinieren. Vielleicht könnte man die Höhe des Taschengelds an die Überlebensrate der Eisbären auf dem Display knüpfen.

Wobei sich in der wissenschaftlichen Studie gezeigt hatte, dass den Leuten die Eisbären ziemlich egal sind. Für den Einspareffekt machte es keinen Unterschied, ob das Tier auf dem Display auf vereistem Land, nur noch einer Eisscholle oder schon ganz unter Wasser war.

Hast du Fragen zur Handbrause? Oder Tipps für die Community, wie und ob du beim Duschen sparst? Dann ab in die Kommentarspalte.

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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