

Achtung Zecken! So schützt du dich und deine Kinder
Wir kennen das alle: Nach dem Ausflug in die Natur, wimmelt es nur so von Zecken am Körper der Kinder. Was du dagegen tun kannst und mit welchen Zecken-Mythen wir aufräumen müssen.
Ich erinnere mich noch gut, wie ich vor rund 30 Jahren jeweils nach dem Pfingstlager – es hat immer, aber auch wirklich immer geregnet – nach Hause kam, und das nicht alleine. Denn in der Regel hatten sich zwischen 10 bis 20 Zecken an mir angeheftet. Von Kopf bis Fuss (und am allerliebsten dazwischen, Details erspare ich euch hier) hatten sich die kleinen Biester festgebissen.

Doch Halt: Das ist bereits das Erste, was vielen im Zusammenhang mit Zecken nicht bewusst ist. Zecken beissen nicht, sie stechen. Dies und vieles mehr über Zecken erfährt man unter anderem auf «zecken-stich.ch».
Ich verschone dich hier mit einer seitenlangen Abhandlung über Zecken. Denn in erster Linie will ich dir aufzeigen, wie du dich und deine Kinder vor Zecken schützen kannst. Aber ein wenig Grundwissen über die Parasiten brauchst du trotzdem – zum Beispiel, weshalb es sich überhaupt von diesen Biestern zu schützen gilt.
Der Lebensraum der Zecken ist in hohem Gras, an Waldrändern, entlang von Waldwegen und auf Waldlichtungen. Zecken kommen aber auch in Gärten, vor allem in Waldnähe, vor, da sie durch ihre Wirte – zum Beispiel Mäuse oder Rehe – im Garten verbreitet werden. Zecken lieben Temperaturen zwischen 14 und 23 Grad und eine hohe Luftfeuchtigkeit. Das hat zur Folge, dass die Parasiten wegen des Klimawandels in der Schweiz praktisch das ganze Jahr vorkommen.

Haben Zecken sich einmal ein Opfer ausgesucht und die optimale Einstichstelle gefunden, schneiden sie mit dem Mundwerkzeug die Haut auf und piksen mit dem Stechrüssel in das Gewebe. Dann beginnen sie, Blut zu saugen, um zu wachsen. Bevorzugt tun sie dies an gut durchbluteten und dünnen Hautstellen. Bei Kindern kommen die Parasiten auch häufig am Kopf vor.
Zwei Krankheiten, nur eine Impfung
So weit, so gut. Doch weshalb ist es so wichtig, einmal entdeckte Zecken so rasch wie möglich zu entfernen? Weil die Biester unliebsame Krankheiten übertragen können. Da ist zum einen die Frühsommer-Meningoenzephalitis, eine schwere Form der Hirnhautentzündung, die im schlimmsten Fall gar tödlich enden kann. Immerhin gibt es eine Impfung dagegen – auch für für Kinder. Alle zehn Jahre sollte diese aufgefrischt werden.
Zum anderen können Zecken aber auch Bakterien übertragen, sogenannte Borrelien. Die daraus resultierende Krankheit wird Borreliose genannt. Zuerst entwickelt sich an der Stichstelle die sogenannte «Wanderröte», die Krankheit kann aber noch mit Antibiotika behandelt werden. Tut man nichts, können Organe, Gelenke, das Nervensystem oder auch das Herz befallen werden, was zu chronischen rheumatischen Beschwerden oder Müdigkeit führen kann. Im Zweifelsfall – vor allem bei grippeähnlichen Symptomen, Fieber, Hautveränderungen oder Rötungen – sollte ein Arzt konsultiert werden.

Gretchenfrage: Herausdrehen oder herausziehen?
Die Mutter aller Fragen lautet: Herausziehen oder -drehen, und falls Letzteres, in welche Richtung? Die Antwort: in gar keine. Wenn du die Zecke zu fassen gekriegt hast, ziehst du sie langsam und gleichmässig nach oben. Dabei sollte weder in die eine oder andere Richtung gedreht werden, da die Beisswerkzeuge der Zecke kein Gewinde haben. Wichtig ist es zudem, die Zecke so rasch wie möglich zu entfernen, wenn du sie entdeckt hast. Daran ändert auch nichts, dass die Übertragung der Erreger der Borreliose erst nach schätzungsweise 12 bis 24 Stunden stattfindet. Zum Herausziehen verwendest du am besten eine Zeckenpinzette oder eine Zeckenkarte.
Was viele auch nicht wissen: keine Panik, sollten Teile des Beissapparats in der Haut stecken bleiben. Diese werden später vom Körper abgestossen. Und was, wenn der Kopf noch stecken bleibt? Unter Umständen ist die Zecke noch gar nicht tot, nachwachsen kann sie – entgegen weit verbreiteter Meinung – allerdings nicht. Einen Fehler, den du ausserdem nicht machen solltest (aber wohl immer wieder praktiziert wird): Behandle die Zecke vor dem Herausziehen nicht mit Öl, Klebstoff oder anderen Mitteln. Dadurch kannst du zwar tatsächlich die Zecke töten, diese gibt aber vor dem Herausziehen besonders viele Krankheitserreger ab. Apropos Tod: Wie lange lebt denn eine Zecke? Die Antwort lautet, sehr lange unter günstigen Bedingungen. So konnten Zecken unter Testbedingungen im Labor, die vorher Blut gesaugt hatten, bis zu zehn Jahre lang ohne weitere Nahrung auskommen. In freier Natur lebt eine Zecke im Durchschnitt aber nur drei bis fünf Jahre. Und: Weil Zecken in ihrem Leben mehrmals eine Blutmahlzeit brauchen, stechen sie auch mehrmals.
Gibt es besonders gefährliche Regionen in der Schweiz?
Grundsätzlich kommen Zecken in der ganzen Schweiz vor, ab einer Höhe von 2000 Metern über Meer sind sie aber seltener. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) weist darauf hin, dass die gesamte Schweiz als Risikogebiet für die Übertragung von Borreliose durch Zecken gilt und hat eine «Zecken-Karte» erstellt. Auf dieser ist ersichtlich, wie hoch das Risiko ist, von einer Zecke gestochen zu werden. «Sie sagt aber nichts darüber aus, wie hoch das Risiko ist, bei einem Zeckenbiss an Borreliose zu erkranken», präzisiert Werner Tischhauser, Vizepräsident der Liga für Zeckenkranke Schweiz (LiZ). Der Verein wurde vor ziemlich genau 20 Jahren gegründet, um den Betroffenen von Zeckenkrankheiten eine Stimme gegen aussen zu verleihen. «Mit anderen Worten: Es gibt keine grossflächige Erhebung, wo in der Schweiz Zecken eher Träger der Borreliose-Bakterien sind», sagt Tischhauser. Auch was das Übertragungsrisiko des FSME-Virus’ betrifft, gilt die ganze Schweiz als Risikogebiet.
5 Tipps wie Du dich gegen Zecken schützt
So, genug der öden Theorie. Du willst ja vor allem wissen, wie du dich und vor allem deine Kinder vor Zeckenbissen schützen kannst. Der einfache wie naheliegende Tipp ist keine Option: Nicht nach draussen in die Natur zu gehen. Und doch kannst du das Risiko eines Zeckenstichs oder einer späteren Erkrankung minimieren, indem du:
1. Hohes Gras und Unterholz meidest
Natur hin oder her. Am besten meidest du hohes Gras und Unterholz. Denn es ist auch ein Irrglaube, dass Zecken sich auf Bäumen aufhalten und sich dann auf die Opfer fallen lassen. Vielmehr warten sie im Gras oder Unterholz und lassen sich abstreifen, wenn das Opfer vorbei läuft.
2. Geschlossene und lange Kleidung trägst
Das A und O der Zecken-Risikobekämpfung ist die Kleidung. Zieh lange Hosen und ein Shirt mit langen Ärmeln an und stopfe die Hose wie Velopendler in die Socken (was durchaus wieder in Mode gekommen ist). Zudem ist helle Kleidung von Vorteil, weil du dann Zecken entdeckst, bevor sie dich oder deine Kinder stechen können. Weil sich Zecken sehr gerne auch auf dem Kopf einnisten, empfiehlt sich ausserdem das Tragen eines Huts oder einer Mütze.

3. Zeckenschutzmittel verwendest
Nun hast wohl weder du geschweige denn deine Kinder Lust, im Sommer mit langen, geschlossenen Kleidern herumzulaufen. In diesem Fall empfiehlt sich das Auftragen von Zeckenschutzmitteln. Dabei macht es durchaus auch Sinn, nicht nur die Haut, sondern auch die Kleidung zu besprühen. Oder aber du besorgst den Tickless Kid Zeckenschutz. Dieser arbeitet mit Ultraschall-Impulsen, die für Menschen und Haustiere nicht wahrnehmbar sind, aber Zecken in einem Wirkungskreis von 1,5 Metern fernhält.
4. Du die Zecken einfrierst?
Doch was tun, ist die Zecke erst einmal entfernt? Willst du ganz sicher sein, dass der Parasit das Zeitliche segnet, reicht es nicht, das Tier etwa das WC herunter zu spülen. Denn selbst eine solch nasse Achterbahnfahrt kann eine Zecke überleben. Willst du ganz sicher gehen, zerquetschst du das Tier, schneidest ihm den Kopf ab oder verbrennst es.
Es gibt übrigens auch Menschen, welche die entfernte Zecke einfrieren. Der Grund: sollten sich ein paar Tage später Symptome bemerkbar machen, kann der Arzt die Zecke untersuchen und eventuell feststellen, ob sie Borreliose-Träger war.
5. Zuhause alle(s) gut kontrollierst
Wenn du mit deinen Kinder wieder nach Hause gekommen und frisch geduscht bist, suchst du dich und vor allem deine Kinder am besten überall nach den kleinen Biestern ab – und ich meine hier überall. Denn die unliebsamen Gäste suchen sich besonders Stellen aus, wo es warm und feucht ist. Also unter den Achseln, in der Leistenregion, in den Kniekehlen auf dem Nacken oder aber auch hinter den Ohren.

Und was ist mit unseren geliebten Haustieren?
Zum Schluss noch dies: Bis jetzt war die Rede nur von Menschen, die von Zecken befallen werden. Doch wie verhält es sich mit Tieren – allen voran mit Katzen und Hunden? Ich selber war bis zu dieser Recherche immer der Meinung, man könne Zecken einfach sich satt essen lassen am Haustier, bis der Parasit abfällt. Ich erinnere mich nur zu gut, wie ich als kleiner Junge hin und wieder vollgesogene Zecken am Boden liegen fand. Es bereitete mir immer grossen Spass (und Ekel), die Dinger in ganz viel WC-Papier zu wickeln und dann zu zerquetschen. Grundsätzlich ist es aber so, dass Zecken auch Katzen oder Hunde-Krankheiten übertragen können – unter anderem Borreliose.
Nun, hätte ich das vor 30 Jahren im Pfila schon gewusst, wäre ich trotzdem nicht mit Mütze durch den Wald gestreift, weil’s einfach nur hochgradig peinlich gewesen wäre. Aber vielleicht hätte ich mir tatsächlich etwas häufiger Zeckenspray aufgetragen.
Zweifachpapi, nein drittes Kind in der Familie, Pilzsammler und Fischer, Hardcore-Public-Viewer und Halb-Däne. Was mich interessiert: Das Leben - und zwar das reale, nicht das "Heile-Welt"-Hochglanz-Leben.