Hintergrund

Acht Mückenschutzmittel im Vergleichstest – oder auch nicht

Ein Menschenopfer für marodierende Mückenschwärme? Das würde ich in den Sommerferien in Schweden werden, warnten mich viele Freunde. Nichts da, dachte ich und deckte mich mit zahlreichen Mückenschutzmitteln zum Testen ein.

«Im August nach Schweden? Na viel Spass mit den Mücken, die werden euch auffressen!» Solche und ähnliche Reaktionen habe ich im Frühling und Frühsommer in fast schon bedenklicher Regelmässigkeit bekommen, wenn ich von unseren Ferienplänen erzählt habe. Tatsächlich teilte ich diese Bedenken durchaus ein bisschen, habe ich als Kind in den 1990ern in Norwegen – wie jetzt drei Wochen mit dem Wohnmobil – schon einschlägige Mückenerfahrungen gemacht. Aber hey, kein Problem. Schliesslich arbeite ich für die grösste Online-Konsum-Fabrik der Schweiz und kann die Gelegenheit gleich nutzen, um einen ganzen Satz unterschiedlicher Mückenbekämpfungsmittel mitzunehmen und auf ihre Wirksamkeit zu testen.

Also habe ich mir vorgängig die folgenden Waffen im Kampf gegen die allabendliche Mückenplage besorgt:

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Mit diesem Arsenal fühlte ich mich bestens ausgerüstet für einen Mücken-geplagten August an schwedischen Seen, Sümpfen und Flüssen. Und jetzt kommts: NICHTS davon habe ich getestet. Nein, falsch: angezündet, angezogen, angestellt und angesprayt habe ich alles. Da war ich schon sehr gewissenhaft. Nur: Zur Wirkung von irgendeinem der Mittel kann ich nichts sagen. Nada. Niente. Ingenting.

Denn in drei Wochen in Schweden habe ich nicht eine einzige Mücke gesehen oder gehört. Nicht eine.

Okay, die ersten vier Tage verbrachte ich (die Familie ist übrigens immer mitgemeint) mehrheitlich an der Westküste, also am Meer, also Salzwasser, also eher keine Mücken. Danach aber gings ins Landesinnere an die grossen und grösseren Seen, an Flüsse und Kanäle. Also Süsswasser, also eigentlich Mückenland. Aber Nö. Die Mücken liessen sich auch hier nicht blicken.

In der Abenddämmerung am Ufer: Weit und breit keine Mücken.
In der Abenddämmerung am Ufer: Weit und breit keine Mücken.

Zunächst dachte ich einfach, ich hätte «Pech». Müsste halt abwarten, schliesslich würde ich jeden Abend draussen und in der Nähe von Gewässern verbringen. Tat ich auch. Mücken wollten mein Blut trotzdem nicht. Vielleicht liegts ja an mir, dachte ich. Denn die Viecher sind wählerisch, wie Kollegin Caro kürzlich herausfand:

  • Ratgeber

    Warum eigentlich stechen Mücken manche Menschen lieber als andere?

    von Carolin Teufelberger

Aber auch meine Frau und meine Tochter konnten keinen einzigen Mückenstich vorweisen.

Und selbst wenn sie mich nicht stechen, so müsste ich sie doch da und dort wahrnehmen, oder? Also habe ich mich wirklich angestrengt, den Mücken auf die Spur zu kommen. Abende lang habe ich mich in Flipflops, kurzen Hosen und T-Shirt an Seeufern, auf Stegen über dem Wasser und in Schilffeldern rumgetrieben, in der Hoffnung wenigstens einen Mückenschwarm für meine zarte Haut und mein süsses Blut begeistern zu können. Fehlanzeige. Ja, nicht einmal ein abendlicher Dämmerungsschwumm im seichten Uferwasser verschiedener Seen vermochte die eine oder andere Mücke anzulocken.

Nicht mal ein abendlicher Schwumm im See führte zu einem Stich.
Nicht mal ein abendlicher Schwumm im See führte zu einem Stich.

Drei Wochen Schweden und keine einzige Mücke? Das kann doch nicht sein, dachte ich mir, und machte mich auf die Suche nach den Gründen.

  • Das Timing stimmte: Hochsaison haben Mücken in Schweden im Sommer, vor allem im Juli und August. Check.
  • Regionale Unterschiede: Gewässer und Birkenwälder sind die bevorzugten Lebensräume, eher im Landesinneren als an Küsten. Check.
  • Norden vs. Süden: Grundsätzlich gibt es im ganzen Land Mücken, allerdings: Im Süden sind sie weniger verbreitet als im Norden. Aha: Unser nördlichster Punkt war immer noch knapp südlich von Stockholm. Das würde zumindest erklären, dass wir nicht ganz so viele Mücken erlebt hätten wie befürchtet. Aber gar keine?
  • Brutbedingungen aka Klima: Ob in einem Sommer wenige oder sehr viele Mücken unterwegs sind, hängt auch in Mückengebieten vor allem vom Wetter im Frühling ab. Dann brauchen die Mücken genügend feuchte Bruthabitate, damit sich Eier entwickeln können und Mücken schlüpfen. Vereinfacht gesagt: Ist es im Frühling sehr trocken, bleibt die Mückenplage im Sommer eher aus. Meine Suche nach Wetterdaten aus dem Frühling für Südschweden führt mich auf die Interseite timeanddate.de, wo ich mir den Niederschlagsverlauf für die Monate März bis Mai in verschiedenen Regionen in Südschweden anschaue. Ich stelle fest: ein trockener Frühling. Regentage kann ich vielerorts während dieser drei Monate an einer Hand abzählen.
Ich habe mich vorsätzlich überall hingelegt, wo man auf Mücken hoffen konnte. Mehr als ein nettes Foto hat nicht dabei rausgeschaut – na immerhin.
Ich habe mich vorsätzlich überall hingelegt, wo man auf Mücken hoffen konnte. Mehr als ein nettes Foto hat nicht dabei rausgeschaut – na immerhin.

Tja. Mit meiner Destinationswahl und dem Zeitraum habe ich eigentlich nichts falsch gemacht, um Mückenschutzmittel ausgiebig testen zu können. Dass der Frühling in Südschweden aber so trocken war und ich darum vergebens auf die nervigen Viecher warten konnte, das hatte ich nicht auf dem Schirm.

Test gescheitert.

PS. Eine Woche nach der Rückkehr in die Schweiz verbringe ich das Wochenende in Graubünden. Ein paar Hundert Meter vom Canovasee im Domleschg entfernt. Und rate mal, wer mich da in der abendlichen Dämmerung im Garten überfallen hat? Und jetzt rate mal, wer kein einziges Mückenschutzmittel dabei hatte? Yours truly …

/

PPS. Die Mückensaison ist inzwischen zu Ende. Ich werde mich nächstes Jahr erneut auf die Suche nach gefrässigen Mückenschwärmen machen und die Schutzmittel testen. Ehrensache.

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Weltenbummler, Wandersportler, Wok-Weltmeister (nicht im Eiskanal), Wortjongleur und Foto-Enthusiast.


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