
Hintergrund
Von Vulkanen zu den Alpen – Wenn mexikanisches Design auf die Schweiz trifft
von Pia Seidel
Die Italienerin mit Statement-Brille entwarf jahrelang Mode. 2002 eröffnete sie eine Designgalerie, in der Ausnahmetalente im Möbelbereich zu sehen sind.
Bekannt wurde Rossana ursprünglich für ihre Strickmode. Unter anderem gestaltete sie diese für Karl Lagerfeld, als er erste Erfolge bei Chloé feierte. Heute ist sie für ihren «Spazio», eine Galerie in Mailand bekannt. Dort zeigt sie nicht etwa Kunst oder Mode, sondern junge sowie etablierte Möbeldesigner. Ein jährlicher Besuch gehört für mich deswegen zum Pflichtprogramm, besonders anlässlich der Möbelmesse. Dann fährt Rosanna nämlich richtig auf: Von Ausstellungen in Zusammenarbeit mit der Trendforscherin Li Edelkoort bis hin zu Vorträgen zum Thema Nachhaltigkeit, gibt sie Ideen einen Raum.
Zum ersten Mal habe ich Rossana in der Design Academy Eindhoven herumschleichen sehen. Dort sucht sie jeden Herbst nach neuen Talenten, denen sie im kommenden Frühjahr eine Plattform geben kann. Was nicht heisst, dass die Jungdesigner nur aus Holland stammen. Dort tummeln sich Studenten aus aller Welt, die ihre Arbeiten zur Dutch Design Week vorstellen. Damit sie Produzenten finden, vernetzt sie Rossana mit den richtigen Leuten.
Piet Hein Eek ist durch sein «Upcycling» in der Möbelbranche bekannt geworden. Für seinen Nachhaltigkeitsgedanken schätzt ihn Rossana sehr und stellt seine Entwürfe regelmässig aus. Der Begriff Nachhaltigkeit ist im Design sicher kein einfacher, aber ein wichtiger. Wenn man heute gestaltet, kann man den Gedanken an unsere Umwelt nicht umgehen.
Damit die Debatte eine Plattform bekommt, rief Rossana dieses Jahr das «Senso di Colpa»-Projekt ins Leben. Mit zahlreichen Vorträgen und Produkten, die aus PET entstanden sind, beweist der Talentscout dem internationalen Publikum, dass Design nachhaltig sein kann.
Zum ersten Mal öffnete der «Spazio» auch die Tore zu seinem fantastischen Garten, in dem es von Giraffen zu Hängeleuchten Vieles zu entdecken gab. Neben ausreichend Augenschmaus kümmert sich Rossana auch um das Wohlbefinden ihrer Besucher. Die Möbelmesse verlangt einem nämlich Einiges ab. Ich möchte immer alles sehen. Da kommt das Essen bei mir schon einmal zu kurz. Deswegen wurde das Restaurant «Bistro Aimo e Nadia», das von einer zwei Sternköchinnen geführt wird Aimo eröffnet. Auch Gelato durfte nicht fehlen und überall lagen feine Bonbons mit hauseigenem Branding aus.
«Sharing is caring:» Zur Ikone wird Rossana nicht nur durch ihr Tun, auch ihre Brille macht sie unverkennbar. Viele Mode-Blogger und -Stylisten wollen ihren Look so gestalten, dass man ihn nur schwer nachahmen kann. Rossana ist da unkomplizierter, sie verkauft ihr Brillenmodell einfach. Sie weiss, dass jeder ohnehin einzigartig ist.
Der «Spazio» ist ein Meeting Point für die Presse, Schulen, Designer und Hersteller. Jedes Bedürfnis wird abgedeckt. Auch Neuheiten etablierter Designstudios wie Sé werden ausgestellt. Jedes Jahr faszinieren mich ihre verträumten Ausstellungen, die sich in einem abgegrenzten Teil vom Gebäude befinden. Sie entführen in eine Welt voller weicher und runder Möbel. Rossana liegen unkonventionelle Formen am Herzen. Zum Beispiel bevorzugt sie kreisförmige Tische gegenüber rechteckigen. Nur das, was sie persönlich erfreut, findet einen Plätzchen in ihrem Universum.
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.