FPV Drone Racing: Der frischgebackene Freestyle-Europameister im Interview
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FPV Drone Racing: Der frischgebackene Freestyle-Europameister im Interview

Raphael Gion Strähl (27) kommt aus Oftringen, ist angehender Physiotherapeut und frischgebackener Drohnen-Europameister in der Disziplin Freestyle. Während den FPV Drone Racing Weltmeisterschaften in Hawaii hat uns Raphael einen interessanten Einblick in die aufstrebende Sportart gewährt.

First-Person-View (FPV) Drone Racing ist wohl den meisten Leuten ein unbekannter Begriff. Erkläre uns kurz, um was es sich dabei genau handelt.

Der Begriff First-Person-View beschreibt, dass der Pilot mithilfe einer Brille aus der Sicht der Drohne fliegt. Im Rennen geht es darum, einen vorgesteckten Parcours aus eben dieser Sicht möglichst schnell zu bewältigen. Der Sport hat in der Schweiz ganz klein angefangen, indem sich ein harter FPV-Kern regelmässig zum Fliegen getroffen hat. Zunächst wurde hauptsächlich Freestyle geflogen, man hat sich also einen coolen Spot mit Hindernissen wie z.B. Bäumen ausgesucht und ist dort herumgeflogen. Ziel war es, eine möglichst schöne Szenerie einzufangen und mit technisch anspruchsvollen Figuren eine schöne Linie zu fliegen, inklusive Manövern wie Rollen oder Loopings.

Mit der Zeit wurden die Drohnen immer kleiner, agiler und schneller, woraus dann die Disziplin Racing entstanden ist. Die Szene hat sich extrem schnell entwickelt, mittlerweile gibt es auch Team-Racing Kategorien.

Vor kurzem hast du den Europameistertitel im Freestyle gewonnen, herzliche Gratulation! Wie bist du überhaupt zu dieser Sportart gekommen?

Mich haben ferngesteuerte Sachen schon von Klein auf interessiert. Als ich jung war, hatte ich zuerst verschiedene Autos und Flugzeuge, die mich begeisterten. Als sich mein Bruder dann eine Drohne für Filmaufnahmen gekauft hat, hat das auch für mich eine weitere Türe geöffnet.

Per Zufall bin ich auf YouTube auf die amerikanische Gruppe Flight Test gestossen, welche damals in einem Video erklärt hat, wie man aus einem Foamboard ganz einfach Flugzeuge bauen kann. Später kam dann eine Anleitung für einen Multicopter aus einem Holzdreieck dazu. Dieses Selberbauen und Fliegen hat mich extrem fasziniert und später ist dann eben FPV aufgekommen. Die Sportart gibt es zwar bereits seit cirka fünf bis sechs Jahren, war aber dazumal noch weitgehend unbekannt. Und so hatte es mich dann erwischt. Ich habe damals noch niemanden gekannt, der das gleiche machte und musste mir daher alles selber beibringen. Als ich dann von der Race-Szene mit den immer kleineren und schnelleren Drohnen gehört hatte, versuchte ich die Modelle mit Holz zu reproduzieren, allerdings gingen diese bei einem Crash meistens vollständig kaputt. Daher habe ich mir vor einem Jahr mein erstes Carbon-Kit bestellt.

Raphael während den World Drone Racing Championships

Baust du deine Drohnen selbstständig zusammen oder sind diese Modelle so im Verkauf erhältlich?

Ich baue alle Drohnen selber zusammen. Es gibt zum Einsteigen zwar Drohen die ready-to-run geliefert werden und man nur die Brille und Fernsteuerung zusätzlich kaufen muss. Diese Modelle sind recht gut und robust, allerdings keine high-end Maschinen. Daher stellt in der Pro-Szene jeder seine eigene Ausrüstung zusammen. Die Rahmen sind von den Herstellern vorgegeben, es gibt dann jedoch tausende Rotoren und elektronische Teile, die dazugekauft werden und zwei Haupt-Softwares, die gut darauf laufen.

Gibt es an einem Contest Vorgaben, welches Material man fliegen darf?

Ja, da gibt es natürlich Restriktionen. Momentan ist bei den meisten Rennen 300mm Motorendiagonale das Maximum, das erlaubt ist. Die Akkus dürfen 4 Zellen nicht überschreiten und bei der Propellergrösse ist nur bis zu 152mm (6 Zoll) erlaubt.

Wie sieht dein Training allgemein aus und wie viele Stunden trainierst du ca. pro Woche?

Bis zur Schweizer Meisterschaft im August bin ich eigentlich fast ausschliesslich Freestyle geflogen, ohne spezifische Trainingsinhalte. Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass ich auch einzelne Elemente trainieren muss, damit ich in den Rennen schneller werde. Das Problem ist halt, dass dieses Hobby ziemlich zeitintensiv ist. Man ist nicht nur am Fliegen, sondern viel auch am Rumbasteln, wenn wieder irgendetwas kaputt geht oder neue Teile auf den Markt kommen. Zudem muss die Drohne immer wieder neu eingestellt werden (PID Tuning) damit sie für die Manöver stimmt. Das braucht viel Zeit und auch Erfahrung. In letzter Zeit habe ich bestimmt acht bis zehn Stunden pro Woche für das Hobby aufgewendet.

Wie hast du dich für die Drohnen-WM konkret vorbereitet?

Ich bin viele Rennen gegen andere Piloten geflogen, um mich mit dem Wettkampf-Feeling vertraut zu machen. Wenn man gegen sieben weitere Personen gleichzeitig antritt, ist das etwas ganz anderes, als wenn man die Strecke alleine fliegt.

Das Teilnehmerfeld an der WM ist gross. Wie gut weisst du über die anderen Piloten Bescheid? Kennt man sich untereinander?

Innerhalb der Szene kennt man sich gut. Die Piloten aus Amerika kennt man grossteils von YouTube, da in Amerika dem Sport bereits eine grössere Wichtigkeit beigemessen wird und er professioneller aufgezogen ist. Bei uns ist es eher noch semi-professionell, man kann nicht davon leben und alle machen es nur nebenbei und versuchen, so viel Zeit wie möglich zu investieren.

Die Stimmung untereinander ist sehr kollegial, man lernt man sich an den verschiedenen Events kennen und hilft einander gegenseitig. Wir haben auch eine Facebook-Gruppe wo wir uns ständig austauschen und verbringen an den Wochenenden viel Zeit miteinander. Und obwohl es eigentlich ein Wettkampfsport ist, haben wir es sehr lustig untereinander. Wir sind wirklich wie eine kleine FPV-Familie und haben einen schönen Zusammenhalt.

Welche Ausrüstung verwendest du während dem Rennen?

Also sicher meine Drohne, die Brille und eine Fernsteuerung. Zudem benötigt man viele Akkus, da diese bereits nach ca. 2.5 min Flugzeit leer sind und ein mobiles Ladegerät, um die Akkus wieder aufzuladen. Auch Werkzeug und Ersatzteile dürfen nie fehlen. Ich habe insgesamt drei Drohnen mit nach Hawaii genommen, eine fürs Freestyle-Fliegen und zwei fürs Rennen. Dabei handelt es sich in der Regel um baugleiche Drohen mit gleicher Einstellung, trotzdem hat man aber meistens eine Drohne, die man bevorzugt.

Welches Ziel hast du dir für die bevorstehende WM gesetzt?

Ich weiss, dass die Konkurrenz sehr stark ist. Mein Ziel ist es, in der vorderen Hälfte abzuschliessen. Wenn ich mich für die K.o.-Runden qualifiziere, schaue ich dann wie's weitergeht.

Das Preisgeld beträgt insgesamt 100’000 Dollar. Was würdest du mit dem Geld machen, falls du gewinnen solltest?

Das Geld würde ich sicherlich in meine Ausbildung investieren und selbstverständlich auch in neues Race-Equipment.

Hast du zum Schluss noch ein paar Tipps für angehende Drohnen-Piloten?

Am besten macht man sich zuerst über das Internet mit dem Thema bekannt. Es gibt viele Videos und Blogs, die einem grundlegende Informationen bieten. Für Anfänger, welche noch keine Ahnung vom Löten und Bauen haben und sich nicht mit dem Aussuchen der Komponenten beschäftigen möchten, gibt es gute Einsteiger-Packages, die bereits zusammengebaut geliefert werden. Es hilft bestimmt auch, wenn man sich jemandem mit FPV-Erfahrung anschliessen kann oder sich mit anderen Leuten über das Internet austauscht. Mit YouTube-Videos kann man sich viele Sachen autodidaktisch aneignen oder mittels gratis Simulatoren, welche man auf dem PC gratis herunterladen kann.

Vielen Dank Raphael für das Interview und viel Glück für die bevorstehende Weltmeisterschaft!

Auf seinem YouTube-Kanal berichtet Raphael über sein Hobby und seine Erlebnisse an den Drone Worlds in Hawaii.

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Titelbild: Raphael Gion Strähl mit seiner Ausrüstung an den Drone Worlds in Hawaii

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