Produkttest

Weg mit den Einwegrasierern

Nach meinem Besuch bei «Zero Waste»-Verfechterin Carla Opetnik habe ich einen Entschluss gefasst: Ich möchte meine Pflegeroutine (umwelt-)bewusster gestalten. Heute: Meine Suche nach einer nachhaltigen Alternative zum Einwegrasierer.

Eigentlich stecke ich mitten in einem Laserhaarentfernungsprozess, da ich meine Härchen ein für alle Mal loswerden will. Weil das in meinem Fall aber noch ein paar weitere Sitzungen in Anspruch nehmen wird, kann ich in der Zwischenzeit nicht auf meinen Nassrasierer verzichten. Das Problem: Ich benutze seit Jahren Einwegrasierer, da mir die Mehrweg-Variante mit einem austauschbaren Rasierkopf auf lange Dauer zu teuer geworden ist. Epilieren und Waxing kommen für mich wegen der Schmerzen nicht mehr infrage und auch der elektrische Rasierer, den ich mir vor zwei Jahren voller Hoffnung geleistet habe, hat mich schwer enttäuscht. Bleibt also bloss die Nassrasur.

Nur blöd, dass ich dabei keinen einzigen Gedanken an die Umwelt verschwendet habe, wobei «verschwendet» das entscheidende Stichwort ist. Durch meinen Verschleiss an Einwegrasierern habe ich in den letzten Jahren viel Plastikabfall produziert, den ich hätte vermeiden können. Das wurde mir klar, als ich im November bei Carla Opetnik zu Besuch war. Ihre Lebensphilosophie: Weniger Abfall produzieren und wo immer möglich, natürliche Alternativen verwenden. Sie zeigte mir, was sie für ihre Rasur benutzt: einen Rasierhobel. Der dient für gewöhnlich bärtigen Männern bei ihrer Nassrasur.

Ob ich damit wirklich die Beine und Co. enthaaren kann, will ich nun herausfinden.

So edel verpackt kam bisher keiner meiner Rasierer daher.
So edel verpackt kam bisher keiner meiner Rasierer daher.

Der Unterschied zu den Einweg- und Systemrasierern liegt darin, dass du am Hobel die Rasierklinge manuell anbringst. Dadurch werden die zwei scharfen Klingen-Seiten leicht nach unten gebogen. Sie ragen dann leicht an den langen Kanten des Rasierkopfs hervor. Das komfortable Gelkissen entfällt hier. Ausserdem ist der Hobel bei der Männerrasur die sicherere Alternative zum Rasiermesser. Meinen Selbstversuch, Einwegrasierern den Rücken zuzukehren, wage ich mit dem dem Vintage-Modell von «Green + The Gent».

Aus 4 mach 1

Kaum habe ich ihn zuhause ausgepackt, zieh ich mir die ersten YouTube-Videos zu diesem Thema rein. Schliesslich möchte ich mich im wahrsten Sinne des Wortes nicht wie eine blutige Anfängerin anstellen. Der Rasierer besteht aus vier Einzelteilen: dem Griffstück, der Kopfplatte, der Rasierklinge und dem abgerundeten Deckel. Schraubst du alles aufeinander, kannst du loslegen. Aber pass bitte beim Zusammensetzen gut auf, da die Verletzungsgefahr hoch ist. Halte den Kopf nur an der kurzen Seite. Im Lieferumfang sind zehn Rasierklingen enthalten. Der Griff ist aus Ebenholz gefertigt und zehn Zentimeter lang. Das rostfreie Kopfteil besteht aus einem verchromten Zinkdruckguss und verfügt über einen geschlossenen Kamm. Der Unterschied zu einem offenen liegt darin, dass der geschlossene weniger anfällig für Schnittverletzungen ist, da die Klinge über weniger «Angriffsfläche» verfügt und somit eher für feine Haare geeignet ist. Für dicke (Bart-)Härchen empfiehlt sich eher Hobel mit offenem Kamm.

Die einzelnen Elemente lassen sich im Handumdrehen zusammenschrauben.
Die einzelnen Elemente lassen sich im Handumdrehen zusammenschrauben.

Anschnitt

Der Rasierer liegt deutlich schwerer in der Hand als meine leichten Plastikrasierer. Zu meiner Überraschung mag ich das. Dadurch muss ich beim Rasieren keinen Druck ausüben, sondern kann das Teil lediglich über meine Haut ziehen. Das Gewicht des Kopfes erledigt den Rest. Es dauert eine Weile, bis ich ein Gefühl dafür entwickle, in welchem Winkel ich den Hobel halten muss. Ich bin zunächst übervorsichtig und setze mich zum Rasieren der Beine auf den Badewannenrand. Das dauert gute fünf Minuten. Das nächste Mal geht's etwas zügiger. Nichtsdestotrotz: Das schnelle Rasieren zwischen Tür und Angel liegt damit nicht drin. Auch eine Trockenrasur ist keine Option mehr. Ich muss mich in Geduld üben, da die Schnittgefahr mit dem Hobel höher ist. Lustigerweise finde ich es fantastisch, mir bewusst Zeit für mich zu nehmen. Ich muss nur gut darauf achten, dass ich genügend Schaum oder Seife vor der Rasur auftrage, da sonst die Klinge nicht durchgehend über die Haut gleiten kann und ins Stocken gerät.

Unter den Armen funktioniert das Teil auch einwandfrei, da ich die Haut gut spannen kann. Falls du den Hobel aber für eine Intimrasur verwenden möchtest, musst du mehr Vorsicht walten lassen. Machbar ist es, beansprucht aber vieeel mehr Zeit, als du es dir gewohnt bist, weil der Rasierkopf gross und unbeweglich ist und sich daher nicht an das «unebene Gelände» anpasst.

Fazit

Der Umgang mit dem Rasierhobel bedarf etwas Übung, ist aber genauso gründlich wie meine Einwegrasierer und kommt ohne begrenzte Lebensdauer aus. Die Rasur mit ihm benötigt zwar etwas mehr Zeit und Feingefühl, das ist für mich aber nur eine kleine Einbusse. Schliesslich habe ich mich beim hastigen Rasieren mit dem Einwegrasierer immer irgendwie verletzt. Mir die Zeit zu nehmen, kommt also nicht nur der Umwelt zugute sondern auch meinen schnittanfälligen Fussknöcheln. Zudem ist ein Hobel inklusive Ersatzklingen über die Jahre gerechnet viel günstiger als meine Einwegrasierer. Besonders praktisch ist, dass er sich jederzeit auseinanderschrauben und gründlich reinigen lässt. Für mich ist klar: Der Rasierhobel bleibt fester Bestandteil meiner Pflegeroutine. Die Einwegrasierer werde ich noch «aufbrauchen» und dann ein für alle Mal verabschieden.

Wenn du mich auf meinem Weg zu einer umweltbewussteren Pflegeroutine begleiten willst, dann drück das schwarze «Autor folgen»-Knöpfchen neben meinem Profil.

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Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich. 


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