

Vitrinen sind zurück
Meine Oma hat Geschmack. Auch wenn ich das eine Zeit lang nicht glauben wollte. Ihre Vitrine, die seit den Achtzigern tschechische Kristallkunst präsentiert, galt lange als passé – feiert jetzt aber ein Comeback.
Hättest du mich vor fünfzehn Jahren gefragt, was ich über Glasvitrinen und Anbauwände im Wohnzimmer denke, hätte ich meine Nase gerümpft und gesagt: « Sie sind ein Produkt der Achtziger, dem ich – als Ostdeutsche – ähnlich wie der Mauer, nicht nachtrauere.» Als sich meine Eltern, anders als meine Oma, damals von ihrer Anbauwand samt Glasvitrinen trennten, war meine Freude gross. Nach der Jahrtausendwende wurde ihnen diese nämlich zu wuchtig. Zwar bot sie viel Stauraum, nahm dennoch aber auch viel Platz ein. Sie wünschten sich flexiblere Möbel, wie die meisten zu der Zeit. Auf einmal ersetzten einzelne Kleiderstangen den Kleiderschrank und Sideboards die Anbauwand. Kaum jemand setzt in meinem Umfeld auf wuchtige Möbelstücke, warum also kommt die Vitrine jetzt zurück?
Auf der letzten Pariser Home-Accessoires- und Möbelmesse waren reichlich Glasvitrinen zu sehen und eigentlich sahen sie gut aus. Als Stylistin sehe ich heute, im Vergleich zu früher, dass ich sie dank ihrer Durchsichtigkeit zu Wunderkammern für Sammlerstücke, Souvenirs und Bücher machen kann, die im offenen Regal ungeschützt einstauben oder gar hektisch wirken.


Vitrinen geben lose herumstehenden Alltags-Lieblingen einen Rahmen. Opalglas oder leicht getönte Scheiben verstärken ein ruhiges Bild. Zusätzlich bringen sie, ähnlich wie Spiegel, abwechslungsreiche Lichtreflexe in den Raum. Meine Oma hat das früh erkannt und nicht einfach durch neue Tendenzen über die Jahre hinweg vergessen. Als ich sie das letzte Mal besucht habe, fand ich zum ersten Mal wieder Gefallen an ihrer Vitrine. Liebevoll hat sie ihre Sammelgläser sowie -tassen oder Familienbilder darin arrangiert, damit sie zur Geltung kommen. Wie in einem Museum konnte ich in jedem Schaukasten etwas Neues entdecken. Schränke mit blickdichten Türen bieten nicht annähernd dieselbe Faszination.

Unterschiedliche Designer bringen Vitrinen für Schaulustige wie mich wieder zurück. Egal ob schmal, breit, aus Holz oder Metall – bei den aktuellen Entwürfen ist für jeden Geschmack etwas dabei. Meine top Favoriten teile ich an dieser Stelle mit dir.
Für grosse Augen
Für Detailverliebte und Kurzsichtige
Du traust dem Trend noch nicht ganz über den Weg? Dann gibt es auch schaukastenartige Versionen, die Kleindingen die Bühne geben, die sie verdienen.

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Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.