Produkttest

Viel NAS für «wenig» Geld: Ugreen NASync DXP4800 Plus im Langzeittest

Martin Jud
19.6.2025
Bilder: Martin Jud

Ugreens NASync DXP4800 Plus ist ein starkes Stück Hardware zum moderaten Preis. Sein OS kannst du «wählen». Das vorinstallierte UGOS Pro ist ganz gut, aber noch nicht völlig erwachsen. Trotzdem bin ich begeistert.

Ein neuer Stern erscheint am NAS-Himmel. Ein (U-)green leuchtender, der eigentlich den regulären Markt abseits von Crowdfunding schon im Mai 2024 hätte erreichen sollen. Doch daraus wurde nichts. Weil die Software erst noch etwas Feinschliff gebraucht hat, wurde es ein Jahr später. Und das Warten hat sich gelohnt.

Verspäteter Marktstart – ich teste bereits über ein Jahr

Starke Grundausstattung: bessere Hardware für weniger Geld

Alleine der Blick auf die Hardware und den Preis des DXP4800 Plus lassen erahnen, dass Ugreen mit seinen neuen NASync-Systemen ins Schwarze getroffen haben könnte. In folgender Tabelle findest du einen Vergleich der Ausstattung der besten vier 4-Bay-NAS aktueller Modellreihen von Ugreen, Synology, Asustor und QNAP:

Bei der Prozessorleistung schneidet das Ugreen-NAS laut Geekbench-6-Datenbank mit dem Intel Pentium Gold 8505 (12th Gen, fünf Kerne) bei Single-Core-Aufgaben am besten und bei Multi-Core-Aufgaben am zweitbesten ab. Bei Multi-Core ist Asustor führend. Qnap kann relativ gut mithalten. Allerdings bietet Synology mit seinem aktuellen Modell nicht mal die Hälfte der Power.

Zu guter Letzt hat neben Ugreen nur das mehr als doppelt so teure Asustor 10-Gigabit-Ethernet. Der Preis ist bei Ugreen mit ca. 650 Euro/Franken eine Kampfansage.

Schaust du dir die Front an, bietet das DXP4800 Plus vier Festplatteneinschübe mit Safety Lock, den Power Button, LAN- und HDD-LEDs, SD Card Slot, USB-C- und USB-A-Port (beide USB 3.2 Gen 2).

Die Rückseite bietet von links nach rechts den HDMI-Anschluss, einmal USB-A 3.2 Gen 1, zweimal USB-A 2.0, 2,5-Gigabit-Ethernet-Port, 10-Gigabit-Ethernet-Port, Reset-Loch und Stromanschluss.

Gute Kompatibilität: Womit du das Teil bestücken kannst

Bei den Festplatten kannst du sowohl NAS- als auch Enterprise-HDDs von Seagate, Toshiba und Western Digital einsetzen. Die Kompatibilitätsliste (unbedingt vor Kauf studieren) umfasst derzeit diverse Modelle folgender Reihen:

  • Seagate IronWolf, IronWolf Pro, Exos x16, Exos X18
  • Toshiba N300, N300 Pro, MG09, MG10
  • WD Digital Red, Red Plus

Beachte, dass der Sweet Spot in Sachen Preis pro Terabyte derzeit relativ hoch liegt. So habe ich mir vor wenigen Wochen, da ich privat Upgrade-Bedarf hatte und der Preis passte, vier Toshiba MG10 mit 22 Terabyte gekauft, die vorerst im Retail-Test-Sample im Einsatz sind.

Ebenfalls zu beachten ist, dass Festplatten mit grösserem Speicher tendenziell lauter sind. Genauso klackern die schnelleren mit 7200 Umdrehungen pro Minute lauter als die langsameren 5400-RPM-Modelle.

Möchtest du das Festplatten-Klackern allgemein reduzieren, schlage ich vor, sämtliche Applikationen des NAS auf einem zusätzlichen SSD-Volumen zu installieren. Ich habe Plex und Co. ausgelagert und seit da viel weniger, an «Regen auf dem Dach» erinnernde, Geräusche. Auch die unterstützten SSD-Modelle findest du in der oben verlinkten Kompatibilitätsliste.

Übrigens gibt es auch Komponenten, die nicht auf der Liste stehen, aber dennoch funktionieren. So enthält beispielsweise die Liste für kompatible unterbrechungsfreie Stromversorgungen (USV) erst ein einziges hauseigenes Modell. Dennoch funktioniert auch das APC Back-UPS Pro mit 1320 Watt, das ich neulich im Review genauer unter die Lupe nahm.

Top modifizierbar: Ich spendiere SSDs, mehr RAM und einen Noctua-Lüfter

An der Gehäuseunterseite befindet sich eine Aluminiumabdeckung, die mit zwei Schrauben befestigt ist. Darunter kommen zwei RAM- und zwei M.2-Steckplätze zum Vorschein. Acht Gigabyte RAM sind bereits installiert.

Ein dritter M.2-Steckplatz ist nicht über die Abdeckung erreichbar, befindet sich aber direkt neben den auf dem Bild zu sehenden Steckplätzen. Dort ist bei Auslieferung eine 128 Gigabyte grosse System-SSD mit vorinstalliertem UGOS-Pro-Betriebssystem zu finden. Sie lässt sich durch Entfernen einiger Gehäuseschrauben mit relativ kleinem Aufwand tauschen. Dazu im letzten Kapitel mehr.

Bei den SSDs greife ich zu zweimal Crucial P3 mit 1 Terabyte Kapazität.

Bevor ich den Aluminiumdeckel wieder schliesse, platziere ich auf den SSDs zwei Kühlpads, die in perfekter Dicke beiliegen. Das war beim Beta-Sample noch anders, weshalb ich dort etwas Druck beim Schliessen des Deckels anwenden musste. Die Pads führen die Wärme der SSDs zum Gehäuse und kühlen um rund drei bis fünf Grad Celsius besser, als wenn ich auf einen normalen Kühlkörper setze.

Systemlüfter modifizieren: nicht zwingend notwendig

Der Austausch ist simpel. Da ich bereits beim Beta-Sample den Lüfter getauscht habe, fällt mir auf, dass Ugreen bei der Retail-Version etwas längere Schrauben verwendet. Dadurch muss ich beim Festschrauben des Lüfters nicht zusätzlich Druck anwenden, um das Gewinde zu erreichen. Alles passt tadellos.

Nach dieser Anpassung ist hardwaretechnisch beim neuen NAS alles erledigt, was ich erledigen wollte. Ich bin glücklich, höre ich jetzt nur noch die Festplatten und selten mal den CPU-Lüfter. Die Temperaturen von HDDs, SSDs und CPU sind durch den Lüfterwechsel nicht merkbar verändert.

UGOS Pro: Bedienung wie bei Synology, gute Docker-Implementation, aber auch noch fehlende Features

Ich richte ein RAID-5-Volumen mit den HDDs ein, ein RAID-1-Volumen mit den SSDs, erstelle meine gewünschte Ordnerstruktur, verbinde das Retail-NAS über SMB mit dem Beta-NAS und beginne die Daten zu kopieren. Meine Arbeitsschritte sind mir dabei weiterhin stets vertraut. Jedoch fällt mir auch auf, dass es Dinge gibt, die gegenüber Synology und Co. noch fehlen. So ist etwa das Angebot an nativer Software für UGOS Pro aktuell noch überschaubar.

Was UGOS Pro aktuell noch an Features fehlt

Und trotzdem ist nicht alles Sonnenschein. Das Betriebssystem ist jung und hat noch einige Baustellen. Für mich sind es jedoch alles solche, über die ich hinwegsehen kann. Auch, da ich mir aufgrund des bisherigen Update-Verhaltens von Ugreen sicher bin, dass sie die nachfolgend beschriebenen «Probleme» nach und nach beheben werden.

Das grösste bestehende Problem ist ohne Frage, dass es bei UGOS Pro bisher keine Volume-Verschlüsselung gibt. Werden dir deine Festplatten gestohlen, sind deine Daten mit wenig Aufwand einsehbar. Da ich ein NAS meistens nicht herumtrage, ist die Chance, dass der Tag X kommt, eher klein. Verschlüsselte Backups zu fahren, ist wiederum kein Problem.

Weitere Punkte, die mir aufgefallen sind:

Smartphone-App, die fast alles kann

Anderes Betriebssystem nutzen

Wichtig: Bevor du ein anderes OS oder auch Rescuezilla verwenden kannst, musst du im BIOS nicht nur die Bootreihenfolge der Laufwerke entsprechend anpassen, sondern auch eine an UGOS Pro gebundene Sicherheitsoption deaktivieren. Und zwar deaktivierst du unter «Advanced» > «Watch Dog Settings» die Option «Watch Dog Control». Danach bist du frei und kannst, wie bei einem normalen Computer, theoretisch irgendein OS nutzen.

Fazit

Ich liebe es! Synology und Co. dürfen sich warm anziehen

Mit dem NASync DXP4800 Plus liefert Ugreen ein gut durchdachtes und modifizierbares NAS im Aluminiumgehäuse. Es verfügt über eine verhältnismässig potente CPU, eine iGPU zum Encodieren von Video – oder für einen externen Bildschirm – und gute Kompatibilität zu HDDs, SSDs und RAM. Es gibt aktuell vermutlich kein anderes 4-Bay-NAS, das eine bessere Preis-Leistung aufweist, weshalb die Konkurrenz durchaus ins Schwitzen geraten könnte.

Wobei «besser» individuell sein kann. Bist du Anfänger, musst du bereit sein, dich mit Docker auseinanderzusetzen, damit sich die Freude voll entfaltet. Oder du kommst mit der begrenzten Anzahl nativer Apps klar. Falls dir das vorinstallierte UGOS Pro aufgrund fehlender Features wie der Volume-Verschlüsselung nicht zusagt, kannst du glücklicherweise auch auf TrueNAS, Unraid oder ein anderes OS ausweichen.

Da ich viel mehr Begeisterung für dieses NAS fühle, als jemals zuvor für ein anderes, kann ich es absolut empfehlen. Dank 10-Gigabit-Anbindung (und RAM-Upgrade) funktioniert das zentrale Abspeichern von Daten im Netzwerk so schnell, wie niemals zuvor.

Pro

  • vergleichsweise starker Prozessor mit iGPU
  • 8 GB RAM vorinstalliert und bis 64 GB möglich
  • Kompatibilität zu HDDs und SSDs von Seagate, Toshiba und WD
  • 10-Gigabit-Ethernet
  • Docker-Integration ermöglicht Nutzung extrem vieler Anwendungen
  • anwenderfreundliches OS, das sich wie bei Synology bedient
  • kann auch mit alternativem Betriebssystem wie TrueNAS betrieben werden
  • Preis

Contra

  • UGOS Pro ist noch nicht ganz erwachsen (Volume-Verschlüsselung und kleinere andere Dinge fehlen)
  • erst wenige native Apps für UGOS Pro vorhanden (könnte Anfänger abschrecken)

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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