
Produkttest
Pyjama von Dagsmejan – der Stoff für heisse Nächte
von Martin Jungfer
Kann man an Unterhosen noch viel verbessern? Man kann. Das habe ich nach einem mehrwöchigen Test der Comfyballs-Unterhosen festgestellt. Es sind die besten Unterhosen, die ich je anhatte.
Comfyballs – der Name ist gutes Marketing. Da müssen sich die Testikel quasi geborgen fühlen. Bisher befanden sich in meiner Unterwäsche-Schublade bloss Unterhosen, auf deren Gummizug am Bund verschiedene Brands aufgedruckt oder eingewebt waren. Ich war wohl ein klassischer Käufer. Bei Bedarf schlug ich bei einem Multipack von S.Oliver, Hilfiger, Diesel, Jack&Jones, Hans&Franz oder wem auch immer zu. Grosse Beachtung schenkte ich der Marke meiner Unterhosen nie. Bei Unterhosen, so dachte ich bisher, kann man nicht viel falsch machen. Sie fühlen sich ohnehin alle ähnlich an.
Heute aber ist irgendwie alles anders.
In meiner Schublade sind immer noch diese Multipack-Unterhosen. Aber ich ziehe sie kaum mehr an. Denn ich bin seit einigen Wochen Comfyballs-Träger. Angefangen hat es mit einem User-Kommentar, der unserer Shop-Einkäuferin unter einem Hinweis auf diese Unterhosen um die Ohren gehauen wurde.
Liebe Konsumenten, Ihr müsst diese hohen Preise schon verstehen. Habt ihr gesehen, wie viel Werbung Comfyballs auf sämtlichen sozialen Mediakanälen schaltet? Und denkt ihr, das finanziert sich von alleine? Na also! Und warum lese ich hier auf Galaxus in regelmässigen Abständen von diesem Produkt? Sind das noch redaktionelle Beiträge oder doch bezahlte Werbung?
Dazu sind zwei Dinge festzustellen:
Darum habe ich mich beim Hersteller der Comfyballs-Unterhosen gemeldet. Ich habe einiges erfahren über die Geschichte des erst 2012 gegründeten Unternehmens aus Norwegen.
Zum Beispiel: Die ersten Prototypen der Boxershorts hat Gründer Anders Selvig mit der heimischen Nähmaschine und der Hilfe seiner Frau angefertigt – aus Unzufriedenheit darüber, dass die «klassischen» Boxershorts nicht so designt waren, dass sie den männlichen Geschlechtsteilen ausreichend Stabilität geben. Oder wortwörtlich aus einer Präsentation von Anders Selvig übersetzt:
«Sie halten deine Geräte nicht ausreichend an Ort und Stelle.»
Das klingt zugegeben etwas plump. Auf Englisch hört es sich tatsächlich besser an. Fast schon elegant.
Traditional boxer shorts are not designed to keep your equipment sufficiently in place.
Paal Steensland, der seit der Kindheit mit Anders befreundet ist und heute für den Vertrieb in der Schweiz und Frankreich zuständig ist, hat mir eine kleine Auswahl Unterhosen zum Testen gegeben. So konnte ich in den vergangenen Wochen die drei Arten der Trunks genannten Shorts von Comfyballs ausprobieren.
Die Voraussetzungen für einen ordnungsgemässen Gebrauch der Unterwäsche sind gegeben.
Getestet habe ich nur die Trunk-Form. Das sind die eng anliegenden Boxershorts. Die Zeiten der Unterhosen-Verwirrungen und -Irrungen sind bei mir seit Ende der Pubertät vorbei. Slips sind in dieser Phase des Suchens ebenso ausgeschieden wie die lockeren Boxershorts. Der Fokus auf Trunks, also eng anliegende Shorts, scheint gemäss «Men’s Health», dem Fachmagazin zur Steigerung der Männlichkeit, auch zu stimmen, um bei den Frauen zu punkten.
In meinem Test habe ich die Comfyballs-Unterhosen im täglichen Wechsel getragen, sowohl an normalen Bürotagen als auch beim Sport oder bei längeren Spaziergängen und Spielplatzaktivitäten mit meiner Tochter. Alle Unterhosen wurden – natürlich – mehrfach in der Waschmaschine gewaschen, um einen ersten Eindruck von der Haltbarkeit zu bekommen.
Zur Verfügung standen mir die Cotton-, die Wood- und die Performance-Varianten der Comfyballs. Sie unterscheiden sich in der Zusammensetzung des verwendeten Stoffs:
Beim Schnitt sind alle Comfyballs-Unterhosen dort gleich, wo sie den entscheidenden Vorteil haben sollen gegenüber der Konkurrenz. Um, ähm, deinm «equimpment» mehr Halt zu bieten, ist der Stoffbeutel, in dem es Platz findet, deutlich enger Richtung Leiste geschnitten als bei «normalen» Unterhosen. Comfyballs nennt den Schnitt «Package Front». Das Ziel dieses Schnitts: Hoden und Penis werden von der Innenseite der Oberschenkel nach vorne und oben gehoben. Dadurch gibt das Bein auch weniger Wärme an die Genitalien ab.
Die Baumwolle der Cotton-Variante fühlt sich weich und wertig an. Gemäss Hersteller wird gekämmte Single-Jersey-Baumwolle mit einem Gewicht von 180 gr/m2 verwendet. Der Stoff zeigt in meinem Test auch nach etwa zehn Wäschen noch keine Verschleisserscheinungen.
Die Modal-Fasern von Tencel, die in der Wood-Variante zum Einsatz kommen, sind in den vergangenen Jahren immer populärer geworden. Die Shorts sind noch weicher und etwas flexibler als die Baumwoll-Version und sind aus meiner Sicht noch angenehmer als die Baumwolle. Ich habe Modal, das aus dem Zellstoff von Buchenholz gewonnen wird, kürzlich bei einem Pyjama-Test auf der Haut gehabt.
Spürbar für Sport gemacht sind die Performance-Unterhosen von Comfyballs. Polyester als Hauptmaterial sorgt für einen schnellen Abtransport von Feuchtigkeit, a.k.a. Schweiss. Durch den hohen Elasthan-Anteil leiden auch beim Stretching keine Fasern oder Nähte.
Apropos Nähte. Neben dem Schnitt sind sie der zweite Grund für das besonders angenehme Tragegefühl. Sie sind sehr flach, fast nicht zu spüren am Körper, besonders an den sensiblen Stellen. Das reduziert die Gefahr von Reibung. Auch an den Seiten und am Bund sind die Nähte auffällig flach, weshalb du sie unter einer Jeans oder auch einer Anzughose fast nicht spürst und sie erst recht nicht auffallen.
Auch wenn ich mich nicht vom geschickt gewählten Markennamen blenden lasse, liegt da immer noch eine Unterhose vor mir, die für mich die beste Unterhose ist, die ich je getragen habe. Für den Sport hatte ich bisher schon welche, deren Material besonders atmungsaktiv und feuchtigkeitsregulierend ist und auch etwas enger anliegen. Aber an das Tragegefühl der Comfyballs kamen auch diese nicht heran.
Ich schwitze «untenrum» weniger, weil meine wertvollen Teile tatsächlich mehr Distanz zu den Oberschenkeln haben. Der Korrekturgriff, um in Unordnung geratene Dinge wieder richtig zu sortieren, ist ebenfalls nicht mehr nötig.
Natürlich sind die Comfyballs kein Schnäppchen. Aber ich bin durchaus bereit, für eine Unterhose, die perfekt sitzt und mir den ganzen Tag ein gutes Gefühl gibt, etwas mehr Geld auszugeben. Das Bekenntnis zu nachhaltiger Produktion und Klimaneutralität, das der Hersteller macht, hilft mir zugegeben auch bei der Entscheidung. Und es gibt ja auch von Comfyballs Multipacks.
In meiner Unterwäsche-Schublade haben die bisherigen Shorts jetzt jedenfalls nur noch eine Chance, wenn die Comfyballs alle in der Wäsche sind.
Nachtrag (21. Oktober): Weil es in den Kommentaren einige Fragen zu Haltbarkeit und zum Waschen der Comfyballs gegeben hat, habe ich das beim Hersteller kurz nachgefragt. Du kannst demnach deine Comfyballs auch bei 60 Grad waschen, ohne dass sie dadurch Schaden nehmen. Dass in der Waschanleitung 40 Grad vermerkt sind, ist aus Gründen der Gewährleistung so. Du kannst gemäss Comfyballs die Unterhosen auch im Tumbler trocknen, dann aber in einem kalten Programm. Das gilt übrigens für alle Kleidungsstücke, die elastisches Material enthalten.
Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.