
Hintergrund
Plastik und Holz in der Blumenerde: So verteidigen sich die Hersteller
von Darina Schweizer
Zuerst Plastikteile und jetzt auch noch Trauermücken: Mit Pflanzenerde hatte ich in letzter Zeit wenig Glück. Immerhin habe ich herausgefunden, wo und wie die Viecher in die Erde gelangen. Und wie schwer sich das beheben lässt.
Eigentlich wollte ich diesen Frühling nur Indoor-Kräuter anpflanzen. Eigentlich. Mit der Blumenerde brachte ich mir aber nicht nur den Nährboden ins Haus, sondern auch Plastik- und Holzstücke:
Doch damit nicht genug. Kürzlich musste ich auch noch feststellen, dass sich zusätzlich Trauermücken in die Erde geschmuggelt haben. Sofort drängten sich bei mir die Fragen auf: Wie kamen die frechen Viecher unbemerkt an Bord? Und wie hätte ich das verhindern können?
Eine Antwort darauf haben Ricoter und Migros. «Oftmals erfolgt der Befall am Verkaufspunkt. Vor allem dann, wenn Erden neben Pflanzen oder anderen Erden gelagert werden», erklärt Beat Sutter, Geschäftsführer der Ricoter Erdaufbereitung AG. Biologische Erden mit organischer Grunddüngung sind besonders beliebt. Der Grund: Ihr Geruch ist intensiver und zieht die Insekten stärker an als konventionell gedüngte Erden. Dies bestätigt auch Alexandra Heckmann, Lead CFM Zimmerpflanzen und Tierwelt bei Do it + Garden Migros:
Die Trauermücken werden vom Duft angelockt, der bei der Umsetzung von organischem Material entsteht. Durch die Perforierung im Beutel legen sie die Eier ab.
Schon eine einzige Trauermücke reicht laut Regine Hofmann, Marketingmanagerin bei der COMPO Jardin AG, für einen Schwarm aus. Denn das Tier legt während der ein bis zwei Tage, an denen es lebt, bis zu 200 Eier. Zum richtigen Ausbruch kommt es dann meist beim Endkunden. Insbesondere dann, wenn sie oder er die Pflanze zu stark giesst.
«Zu viel Nässe ist der Hauptgrund für Trauermücken», sagt Alexandra Heckmann von der Migros. Gerade bei torffreien Erden ist die Gefahr der Überwässerung gross. Deren Oberfläche sieht schnell trocken aus. Hobbygärtner greifen zur Giesskanne, obwohl der Wasservorrat in tieferen Schichten noch ausreichend ist. Kommt dann noch eine milde Witterung wie in diesem Jahr dazu, geht die Trauermücken-Party steil.
Verhindern kannst du dies gemäss den Herstellern nur schwer. «Die Eier im Boden sind sehr widerstandsfähig. Wir suchen nach wie vor nach guten Lösungen», sagt Andrea Neuenschwander, Marketingleiterin bei der Hauert HBG Dünger AG.
Einen Versuch startete Migros vor über zehn Jahren. Das Detailhandelsunternehmen sterilisierte Zimmerpflanzenerde. Unmittelbar nach der Produktion sah das Ergebnis gut aus: Die Erde war frei von Trauermücken. Doch zu früh gefreut. Da in der sterilisierten Erde die natürlichen Feinde der Schädlinge abgetötet wurden, konnten sich die Trauermücken enorm vermehren. Es kam zu einer wahren Invasion. Deshalb verzichtete Migros künftig auf das Sterilisieren der Zimmerpflanzenerde.
Eine wirkliche Lösung ist also noch nicht in Sicht, um Trauermücken von Pflanzenerde fernzuhalten. Alexandra Heckmann von der Migros resümiert: «Es gibt keine Erde, die nicht von Trauermücken genutzt wird.» Und dennoch: Die Forschung steht nicht am Ende, sondern am Anfang. Beat Sutter von Ricoter sagt:
Zur Zeit arbeiten wir mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften an einem Forschungsprojekt, um die Trauermückenbekämpfung wirksam zu erforschen.
In der Zwischenzeit bleibt dir wohl nur der Griff zu humusarmer, gedüngter Erde, massvolles Giessen und/oder die rasche Bekämpfung zu Hause. Wie du die Schädlinge ins Jenseits beförderst, wird dir meine Kollegin Maike Jensen bald in einer Pflanzen-Fibel-Serie verraten. Bis dahin: Earthy fingers crossed, dass sich die Mücken bei dir enthaltsam zeigen – oder zumindest, dass kein Elefant, sprich eine Invasion, aus ihnen wird.
Welche Erfahrung hast du mit Trauermücken gemacht? Welche Pflanzenerde kannst du empfehlen? Schreibe es in die Kommentare.
Ich mag alles, was vier Beine oder Wurzeln hat. Zwischen Buchseiten blicke ich in menschliche Abgründe – und an Berge äusserst ungern: Die verdecken nur die Aussicht aufs Meer. Frische Luft gibt's auch auf Leuchttürmen.