Scheiße fürs Klima: Forscher gewinnen Kerosin aus menschlichen Fäkalien
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Scheiße fürs Klima: Forscher gewinnen Kerosin aus menschlichen Fäkalien

Debora Pape
3.1.2024

Der Firma «Firefly Green Fuels» aus Großbritannien ist es gelungen, aus Klärschlamm Kerosin herzustellen. Das Verfahren spart viele CO2-Emissionen ein.

Die Firma «Firefly Green Fuels» ist auf die Entwicklung von nachhaltigen Kraftstoffen spezialisiert. Forscherinnen und Forscher des Unternehmens konnten aus Fäkalien eine Substanz herstellen, die in chemischer Zusammensetzung und Konsistenz Rohöl ähnelt. Daraus gewannen sie Kerosin, das laut Fachleuten am Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum und an der Washington State University (USA) nahezu identisch ist mit Jet-A1-Kerosin ist, dem Hauptenergieträger in der Luftfahrt.

Das aus menschlichem Abfall produzierte Kerosin kann somit in der Luftfahrt als nachhaltiger Kraftstoff verwendet werden. Nachhaltig bedeutet hier, dass eine Kreislaufwirtschaft entsteht: Das freigesetzte CO2 verbleibt nicht in der Atmosphäre, sondern wird durch Nutzpflanzen wieder aufgenommen, gegessen und schließlich erneut zu Kerosin gemacht.

Menschliche Fäkalien sind in rauen Mengen verfügbar

Bei nachhaltigen Kraftstoffen steht ein möglichst emissionsarmer Herstellungsprozess im Vordergrund. Nur dann ergibt sich ein großer Vorteil gegenüber fossilen Energieträgern.
In Zusammenarbeit mit der Cranfield University stellte sich heraus, dass die Herstellung und Nutzung des Kacke-Kerosins rund 90 Prozent weniger CO2 freisetzt als fossiles Kerosin.

Auch aus altem Frittenfett oder sonstigen Abfällen lässt sich Kerosin gewinnen. Allerdings wird für die Herstellung nennenswerter Kerosinmengen sehr viel Abfall benötigt. Für den Geschäftsführer von «Firefly Green Fuels», James Hygate, sind Fäkalien daher interessant: Sie fallen besonders in Ballungsräumen ununterbrochen und in großen Mengen an. Und eins ist klar: Solange es Menschen gibt, gibt es auch menschliche Fäkalien.

Um genug Kerosin für einen Passagierflug von London nach New York zu erhalten, wären aber die Fäkalien eines ganzen Jahres von etwa 10 000 Menschen notwendig. Eine vollständige Ablösung von fossilem Kerosin ist also nicht möglich. Hygate nimmt an, dass sich durch den gesamten Klärschlamm Großbritanniens immerhin fünf Prozent des britischen Kerosinbedarfs decken ließe.

Solange für das Fliegen überwiegend fossile Rohstoffe notwendig sind, bleibt es also eine schädliche Angelegenheit.

Titelbild: Nerksi/Shutterstock

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Fühlt sich vor dem Gaming-PC genauso zu Hause wie in der Hängematte im Garten. Mag unter anderem das römische Kaiserreich, Containerschiffe und Science-Fiction-Bücher. Spürt vor allem News aus dem IT-Bereich und Smart Things auf.


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