
Produkttest
Saugroboter im Test: Wie hoch klettert der Roborock Qrevo Curv wirklich?
von Lorenz Keller
Saugen, wischen, klettern oder unter Möbel kriechen: Der Saros 10 ist das neue Topmodell von Roborock und hat alles eingebaut, was die aktuelle Technik hergibt. Welche Kompromisse muss ich bei einem solchen Alleskönner machen?
Andere Hersteller nennen ihre Topmodelle gerne «Pro», «Ultra» oder «Max». Roborock geht einen anderen Weg: Eigentlich müsste das neueste Topmodell nämlich S9 MaxV Ultra heissen. Statt dieser kryptischen Zeichenansammlung hat sich der chinesische Hersteller den Namen auf Saros 10 vereinfacht. Verkürzt hat Roborock aber nur die Namen, nicht die Ausstattungsliste. Diese ist länger denn je: LiDAR, Mopps, Absaugstation, einziehbarer Laserturm, Kletterfunktion. Wie bewährt sich diese Feature-Vielfalt im Alltag?
Sensoren, LiDAR-Scanner und Kameras: Der Saros 10 hat alles integriert, um sich in der Wohnung zurechtzufinden. Das macht er perfekt: Im mehrwöchigen Test hat sich der Staubsauger kein einziges Mal verfahren.
Der Roboter fährt zielgenau dorthin, wo ich ihn zur Reinigung hinschicke. Auch wenn ihm Gegenstände unvorhergesehen den Weg versperren. Das ist wichtig, denn meist sind in unserem Familienhaushalt nur einzelne Zimmer aufgeräumt – und nicht die gesamte Wohnung.
Bis ich die erste Reinigung starten kann, braucht es Geduld. Die Installation ist zwar kinderleicht und schnell erledigt. Gut, dass ich nächtliche Ruhezeiten definieren kann. Zudem muss ich verschiedene Einstellungen vornehmen: Bei mehrgeschossigen Wohnungen oder Häusern scannt der Roboter alle Stockwerke separat, wenn Haustiere vorhanden sind, fährt er vorsichtiger – und Teppiche lassen sich gezielt mit voller Power saugen.
Der zweite Schritt dauert dann aber viel zu lange. Der Roboter macht sich auf zur Kartierung der Wohnung – und benimmt sich wie ein Möchtegern-Streber. Er fährt jedes Zimmer ultragenau ab und erkundet jede Ecke. In meinem Fall bleibt er beinahe hinter einem Bürostuhl stecken.
22 Minuten dauert die Erstellung der Karte – das ist nahe am negativen Rekordwert.
Was mir auffällt: Alle drei Roborock-Modelle, die ich in den letzten 12 Monaten getestet habe, benötigen mehr Zeit als die Konkurrenz. Und sie scheitern an der Raumaufteilung: Im aktuellen Fall nimmt der Saros 10 Küche, Wohnzimmer, Flur und Schlafzimmer zu einem Raum zusammen. Das Büro unterteilt er dann aber in zwei Räume. Einzig die beiden Bäder sind korrekt auf der Karte eingetragen.
Zum Vergleich mit dem Dreame X50 Ultra: Dieser scannt die Wohnung in sieben Minuten und trägt auf der Karte alle Zimmer korrekt ein. Auffallend ist, dass der Dreame fürs Scannen jeweils nur mittig durch die Räume fährt, während der Roborock ein Zimmer viel genauer abtastet.
Meine Vermutung ist, dass sich der Roborock mit dieser vermeintlichen Genauigkeit selbst ein Bein stellt. Er hat den Eindruck, dass Zimmer zusammengehören, weil sie direkt nebeneinander liegen. Der Roboter fährt daher hin und her, bis er merkt, dass es keine Verbindung zwischen den Räumen gibt.
Immerhin: Ich habe die Möglichkeit, die Karte selber zu bearbeiten. Nach zehn Minuten manueller Nachbearbeitung stimmt die Zimmeraufteilung.
Mit 22 000 Pascal gibt der Hersteller die Saugleistung des Saros 10 an. Das sind nochmals 10 Prozent mehr als bei der direkten Konkurrenz und mehr als doppelt so viel wie beim Vorgänger, dem S8 MaxV Ultra. Diese theoretischen Werte misst der Hersteller selbst. Die Saugkraft spielt auch nur eine Rolle, wenn du einen Hochflorteppich mit dem Roboter reinigen willst.
In meinem Test hat der Roborock S8 MaxV Ultra mit «nur» 10 000 Pascal Saugleistung sehr gute Resultate erzielt.
Die grosse Stärke des Saros 10 ist, dass er jede Bürste und jeden Mopp einzeln steuern kann. Die Seitenbürste fährt bei Kanten und Ecken aus und wischt Krümel vor den Saugbereich. Teppich erkennt der Roboter und zieht die Bürste nicht nur ein, sondern hebt sie auch gleich an, damit sie sich nicht an den Teppichrändern verfängt.
Die Hauptbürste unten am Roboter kann ebenfalls hochgefahren werden. Das ist nützlich, wenn der Roboter einen grossen, noch feuchten Fleck entdeckt, der dann nicht verschmiert.
Apropos Mopp: Roborock setzt auf eine grosse Platte mit textilem Bezug, die die gesamte Breite des Roboters ausfüllt. Sie wird mit Wasser benetzt, auf den Boden gepresst und vibriert, um zu putzen. Das hat bei eingetrockneten Flecken gut funktioniert, daneben blieb ein einzelner Fleck zurück. Der Saros 10 kann die Platte übrigens in der Basisstation abwerfen, wenn sie nicht benötigt wird. Das war bei früheren Modellen noch nicht möglich.
Für die Ränder hat Roborock einen ausfahrbaren Mini-Mopp konstruiert. Der ist aber nicht gross genug, um die Ecken zu erreichen. Besser macht das zum Beispiel der Roborock Qrevo Curv. Der hat keine Wischplatte, sondern zwei grosse, runde Mopps. Die nehmen den Boden besser auf und lassen sich so weit zur Seite ausfahren, dass sie auch Ecken feucht aufnehmen können.
Warum Roborock wieder zum Konzept der Wischplatte zurückkehrt, die ich bereits beim Roborock S8 MaxV Ultra kritisiert habe, ist mir unklar. Sie mag besser verkrusteten Schmutz reinigen, weil sie mit viel Druck über den Boden vibriert. In allen anderen Bereichen unterliegt sie den runden Mopps.
Die Basisstation reinigt das Wischtuch unten an der Platte und Mopp mit 80 Grad warmem Wasser und trocknet es mit 60 Grad heisser Luft.
Wer Sofas oder Betten mit wenig Bodenfreiheit hat, wird sich über den einziehbaren LiDAR-Turm freuen. Denn so misst der Saros 10 in der Höhe nur knapp acht Zentimeter. Das ist rund ein Zentimeter weniger als der Dreame X50 Ultra Complete, der ebenfalls einen einziehbaren Turm hat.
Der Roboter kann den Scanner und die Kameras weiterhin benutzen und behält unter den Möbeln den Überblick. Ein oben angebrachter Kontaktsensor verhindert, dass sich der Roboter festfährt oder verkratzt, falls die Möbel eine abgeschrägte Unterseite haben.
Der Saros 10 setzt auf dasselbe Klettersystem wie der Qrevo Curv – sprich: Er kann die Räder ausfahren und sich über Schwellen oder Hindernisse wuchten. Im Video siehst du, dass er die Schwelle mit knapp zwei Zentimetern spielend überquert, bei drei Zentimetern schafft er es erst nach mehreren Versuchen.
Der Saros 10 erreicht damit die gleiche Höhe wie der Qrevo Curv. Kletterkönig bleibt der Dreame X50 Ultra, der bis fünf Zentimeter hohe Schwellen überwindet.
Lange Haare sind für viele Saugroboter ein Problem. Sie wickeln sich um die Bürsten und müssen von Hand weggeschnitten werden. Roborock hat das beim Saros 10 vorbildlich gelöst: Die Hauptbürste besteht aus zwei Teilen, die zur Mitte hin offen sind. Die geschwungenen Lamellen führen die Haare zu dieser Lücke hin, wo der Roboter sie aufsaugt.
Ich habe mir die Bürste nach einem Monat Wohnungsreinigung angeschaut. Kein einziges Haar hat sich fest um die Bürste gewickelt. Die ein oder zwei sichtbaren langen Haare sind locker – und würden beim nächsten Putzdurchgang weiter zur Mitte rutschen und abgesaugt werden.
Dasselbe gilt auch für die Seitenbürste. Die sieht zwar mit ihren zwei unsymmetrischen Armen merkwürdig aus, ist aber dafür konstruiert, dass sich keine Haare verfangen. Das funktioniert bestens, auch wenn in unserem Haushalt zwei von drei Personen lange Haare haben.
Sehr angenehm ist, wie leise der Roborock seine Arbeit verrichtet. Im Normalmodus mit Saugen und Wischen sind es 57 Dezibel – gemessen aus einem Meter Abstand. Damit gehört der Saros 10 zu den leisesten Modellen, die ich bisher getestet habe.
Deutlich lauter wird es jeweils in der Basisstation, wenn der Roboter den Schmutz in den Beutel entleert. Aber die beim Roborock gemessenen knapp 72 Dezibel sind leiser als bei den meisten Konkurrenten. Hier habe ich Werte von 72 bis 78 Dezibel gemessen.
Apropos Basisstation: Diese ist mit 47 Zentimetern Höhe fast so kompakt wie beim Qrevo Curv. Die Konkurrenz wie der Dreame X50 Ultra benötigt mit 57 Zentimetern deutlich mehr Platz. Allerdings bietet Dreame einen Liter mehr Volumen beim Frischwasser- und beim Abwassertank.
Überzeugend ist die Hinderniserkennung: Herumliegende Kabel beispielsweise hat der Saros 10 konsequent umfahren und als Symbol auf der Karte angezeigt. Wer will, kann die Fotofunktion einschalten, um sich Bilder der Hindernisse anzeigen zu lassen. Diese kommen via Server in die App – und werden für drei Tage bei Roborock gespeichert.
Das alles wird in den Datenschutzrichtlinien in der App beschrieben. Positiv ist, dass die Aufnahme von Fotos oder die Nutzung des Roboters als Videokamera standardmässig deaktiviert ist. Ich kann deaktivieren, was ich will, Scans und gespeicherte Karten der Wohnung laufen immer über den Roborock Server. Das ist allerdings bei allen Topmodellen so.
Beim Test mit dem künstlichen Hundekot hat der Saros 10 übrigens versagt – wie bisher alle getesteten Saugroboter. Der Roborock fährt darüber, wohl auch, weil der Plastik-Haufen nur rund zwei Zentimeter hoch ist.
Roborock hat beim Saros 10 zwar den Namen vereinfacht, bei den Features aber nicht gespart. Der Saugroboter aus der Oberklasse kann alles, was technisch heute möglich ist. Im Alltag ist er ein zuverlässiger Helfer, der insgesamt eine gute Reinigungsleistung liefert.
Der Roborock Saros 10 ist ein sicherer Wert. Er liefert eine ausgezeichnete Reinigungsleistung, ist im Betrieb angenehm leise und hat eine Vollausstattung mit allem, was momentan möglich ist. Positiv sticht im Test die Hinderniserkennung heraus – und dass sich lange Haare nicht um die Bürsten wickeln.
Zudem kommt der Saugroboter mit einziehbarem Laser-Turm unter tiefe Möbel, hier bleiben viele Konkurrenten aussen vor. Bei der Wischleistung dagegen sind die Konkurrenten aus dem Topsegment mit zwei runden Mopps klar überlegen. Das Konzept mit vibrierender Platte und kleinem Seitenmopp überzeugt nicht hundertprozentig.
Am schwächsten ist der Saros 10 bei der Kartenerstellung. Diese dauert lange, und es ist Nachbearbeitung erforderlich. Immerhin: Das musst du nur einmal erledigen, danach hat der Roboter bei der Navigation keine Probleme.
Pro
Contra
Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.