Riecht gut, bringt was: Wie Düfte im Aromadiffuser auf deinen Körper wirken
Wohlfühlen auf Knopfdruck: Das geht mit einem Aromadiffuser und hochwertigen ätherischen Ölen. Wie genau, erklären dir ein Duftexperte und eine Aromatherapeutin.
Sudoku, Kreuzworträtsel, Wordle? Vergiss solch (digitale) Spielereien. Ein Aromadiffuser hat viel mehr drauf: «Wer ein paar Mal täglich bewusst an seinem Aromadiffuser riecht, trainiert sein Gehirn besser als mit Sudoku oder Kreuzworträtseln», sagt Hanns Hatt. Er ist Autor, Biologe, Chemiker, Mediziner und erforscht seit mehr als 20 Jahren das Riechen. Fürs Riechtraining braucht es nichts weiter als einen Diffuser und ein paar ätherische Öle: Also, Duftvernebler rausholen und einen tiefen Atemzug nehmen – steig ein in die herrliche Welt der Düfte:
So funktioniert das Riechen
Jeder Mensch besitzt etwa 20 Millionen Riechsinneszellen, verteilt im ganzen Körper. Diese lassen sich wiederum in 350 verschiedene Gruppen von Duftrezeptoren unterteilen. Mit jedem Rezeptor bzw. Sensor erkennt unser Organismus einen bestimmten Duft: Es gibt zum Beispiel ein paar hundert Zellen, die Vanille erkennen, andere sind für das Wahrnehmen von Moschusduft verantwortlich. Über einen Nervenfaden leiten unsere Sensoren, wenn sie von einem Duftmolekül getroffen werden, diese Information weiter ans Gehirn: Die Vanillezelle wurde von einem Vanillemolekül getroffen. Was genau passiert, sagt Experte Hatt:
«Im Gehirn wird die Information abgespeichert und zugleich – das ist das Spannende beim Riechen – ruft es die Emotion hervor, die du hattest, als du zum allerersten Mal Vanille gerochen hast.» Das ist noch nicht alles: «Oft erinnern uns Düfte sogar an im Gehirn abgespeicherte Bilder.» Düfte aktivieren also nicht nur das Gehirn, sondern auch unser Gedächtnis.
Übrigens: Ein Parfümeur oder eine Parfümeurin hat die gleichen 350 Rezeptoren wie jeder Mensch, aber sie trainieren ihre Rezeptoren jeden Tag. Das bringt ihm einen entscheidenden Vorteil im Alter, wenn das menschliche Riechvermögen tendenziell abnimmt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden mittels einer Studie sogar heraus: Wer im Alter schlecht riecht, stirbt tendenziell früher. Parkinson und Altersdemenz gehen sehr häufig mit einem Verlust oder einer Verschlechterung der Geruchswahrnehmung einher, weiß Duftexperte Hatt. Und er erklärt, was es mit dem «besseren Gehirnjogging» auf sich hat: «Das Riechen zu üben aktiviert mehr Gehirnareale als Rätsel zu lösen.» Wie du jeden Tag bewusst riechen (üben) kannst? Zum Beispiel mithilfe eines Duftdiffusers.
Aromatherapie: kein Esoterikkram
Generell wirken Düfte auf zwei verschiedene Arten: zum einen auf den Körper und zum anderen auf die Psyche. Die Wirkung auf die Psyche, das haben wir gelernt, unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Ob ich einen Duft mag, hängt davon ab, welche Erinnerungen ich damit verbinde. «Die Wirkung auf den Körper dagegen ist bei jedem Menschen gleich», sagt Hatt.
Bei ätherischem Lavendelöl funktioniert das zum Beispiel so: Die Duftstoffe Linalool und Linalylacetat gelangen übers Blut ins Gehirn und aktivieren dort unsere Beruhigungs- und Schlafsensoren. «Wir haben kürzlich mit der Charité Berlin eine Schlafstudie durchgeführt und konnten zeigen: Der nach Jasmin riechende Duftstoff Gardenia Acetal (enthalten in Gardenien) fördert in Verbindung mit Linalool aus dem Lavendel den Schlaf.» Heißt: Mit Lavendelöl im Aromadiffuser kannst du nicht nur deine Gefühle positiv beeinflussen, sondern bestenfalls auch deine Schlafprobleme angehen.
Wenn du bislang Aromatherapie immer als Esoterikkram abgetan hast: Verständlich, immerhin hat schon so mancher Scharlatan unter dem Deckmantel der Aromatherapie völlig wirkungslose Wundermittel für viel Geld an den Mann und die Frau gebracht. Experte Hutt: «Da gibt es dann einen einzigen Duft, der von Hühneraugen bis zu Darmverschlingungen bei allem helfen soll. Das hat allerdings nichts mit Aromatherapie zu tun.»
In der Aromatherapie wird ganz gezielt mit Düften gearbeitet. Das weiß auch die Schweizer Aromatherapeutin und Autorin Ursula Voneschen: «Aromatherapie wirkt vorwiegend durch Inhalation oder über die Anwendung auf der Haut.» Duftmoleküle gelangen über die Nase in das limbische System und den Hippocampus im Gehirn und wirken auf unsere Stimmung. Sie können beruhigend oder belebend wirken, Stress reduzieren und Ängste lösen. Das funktioniert nicht nur über die Nase mit ihrer Riechschleimhaut. Auch über Einreibung ätherischer Öle (gemischt mit fetten Trägerölen wie Jojobaöl) in die Haut gelangen Duftmoleküle in die Blutbahn. Sie sind nach etwa 30 bis 60 Minuten im Blut und der Atemluft nachweisbar.
Aromadiffuser: In erster Linie fürs Gemüt
Ja, echte Aromatherapie wirkt. Nicht immer und nicht bei allen gleich gut. Und vor allem, sagt Voneschen: «Es ist kein Wundermittel, man kann damit nicht alles heilen.» Aber: Es gibt zahlreiche Studien, die Wirkungen bei verschiedenen Krankheitsbildern belegen. Beispiel gefällig? Eine Lösung von zehn Prozent Pfefferminzöl in Ethanol wirkt bei Spannungskopfschmerz ähnlich gut wie Paracetamol. Aromatherapie ist also kein Esoterikkram. So weit, so gut. Wie funktioniert nun aber ein Duftdiffusor, Frau Voneschen?
«Eine Diffusion im Hausgebrauch ist nicht gleichzusetzen mit einer Inhalation beim Aromatherapeuten wo gezielt, konzentriert und bewusst mit Düften gearbeitet wird», sagt die Aromatherapeutin. Bei einer Diffusion im Raum kommen zu wenige Moleküle im Körper an, um bei Krankheiten einen nennenswerten Effekt zu erreichen. Diffuser sind also in erster Linie fürs Gemüt und das allgemeine Wohlbefinden gedacht. Oder eben fürs Riechtraining.
Aromadiffuser richtig anwenden
Moderne Aromadiffuser arbeiten häufig mit Ultraschalltechnik: Ein bisschen Wasser und ein paar Tropfen ätherisches Öl zugeben und einschalten. Elektrische Schwingungen werden im Diffuser in Vibration umgewandelt und brechen das Öl in kleinste Mikroteilchen, die im Wasser verteilt werden. Der Diffuser gibt das Gemisch anschließend als feinen Nebel in die Raumluft. Das sorgt nicht nur für einen intensiven Duft, sondern befeuchtet zugleich die Raumluft – im Winter mit trockener Heizluft ein echtes Plus. Wird das Wasser im Diffuser knapp, schaltet er sich von alleine ab. Aromatherapeutin Voneschen, die selbst mehrere Diffuser besitzt, rät: «Das Wasser mindestens alle 24 Stunden wechseln, sonst können sich schnell Keime bilden.»
Es gibt auch Diffuser, die ohne Wasser, nur mit ätherischem Öl arbeiten. Diese sind leiser, geruchsintensiver und zerteilen das Öl mittels Druckluftpumpe. Für größere Räume eignen sie sich weniger, da ihre Reichweite geringer ist als bei Diffusern mit Öl-Wasser-Gemisch. Beide Diffuser-Varianten sind eine gute Alternative zur Duftlampe. Apropos:
Duftlampen – bitte nicht verwenden!
Kennst du noch Aromadiffusing Old school, mit Duftlampe? Wasser und ätherisches Öl oben rein, ein Teelicht drunter. Die Dinger braucht heutzutage keiner mehr, denn: Sie können die Gesundheit gefährden. Es entsteht durch die Flamme der Kerze eine enorme Hitze. Diese erzeugt ungesunde Verbrennungsstoffe, wie Ruß und Formaldehyd, die du dann einatmest.
Besonders wenn Kinder oder Tiere in der Wohnung leben, gilt darum: keine Duftlampen verwenden. Kinder und Tiere reagieren empfindlicher auf solche Stoffe. Diffuser sind die bessere Wahl. Diese verbrennen die Öle nicht, sondern vernebeln sie. So entstehen keine giftigen Verbrennungsstoffe.
Kauf-Tipps: Das braucht ein guter Aromadiffuser
Es gibt ätherische Öle, die Plastik angreifen können. «Glas oder hochwertiges Plastik sollte beim Diffuser Standard sein, das ist aber bei Billigmodellen leider nicht immer der Fall», sagt die Aromatherapeutin. Achte beim Kauf auf das Material deines neuen Diffusers.
Zum Trainieren unseres Riechorgans empfiehlt es sich, ab und an den Duft im Diffuser zu wechseln, weil sich die Nase an den Geruch gewöhnt und ihn nicht mehr wahrnimmt. Zweiter Kauf-Tipp: mehrere ätherische Öle besorgen. Achte dabei auf Qualität und darauf, dass es sich um 100 Prozent naturreine ätherische Öle handelt. Schlechte, meist sehr billige, Öle enthalten ungesunde Lösungsmittel oder synthetische Duftstoffe.
Wie oft du den Diffuser benutzt, ist dagegen Geschmackssache. Wichtig ist, dass er nicht durchgehend läuft. Darum ist eine Intervallschaltung in der Regel eingebaut. Voneschen: «Wenn zu viele Duftmoleküle in der Luft sind, kann das Kopfschmerzen oder Übelkeit auslösen.» Features wie LED-Beleuchtung, extra feine Vernebelung oder ähnliches sind Nice to have, aber kein Muss.
Damit du einen Einstieg in die Duftwelt bekommst, folgt eine Liste mit 5 ätherischen Öle plus ihrer Wirkung und Anwendung in der Aromatherapie:
5 ätherische Öle und ihre Wirkung
Jasmin
riecht süßlich und sinnlich
wirkt vor allem auf emotionaler Ebene entspannend, harmonisierend und stärkend
In der Aromatherapie wird Jasmin unter anderem bei Ängsten und Erschöpfungszuständen eingesetzt.
Kiefer
riecht nach Menthol und Kräutern
wirkt durchblutungs- und konzentrationsfördernd
In der Aromatherapie wird das Kiefernöl bei Atemwegserkrankungen, Durchblutungsstörungen und Stresszuständen eingesetzt.
Lavendel
riecht blumig-krautig
ist eines der wenigen ätherischen Öle, die unverdünnt auf die Haut aufgetragen werden können
wirkt beruhigend und schlaffördernd
In der Aromatherapie verwendet man den Duft bei Unruhe und Schlafstörungen sowie Krämpfen.
Zitronengras
riecht frisch und kühl, leicht zitronig
wirkt stimmungsaufhellend und anregend
Eingesetzt wird Zitronengras in der Aromatherapie beispielsweise bei Schwächezuständen, depressiver Verstimmung oder Erkältung.
Rosenholz
riecht blumig-holzig-rosig
wirkt stark antibakteriell, stärkend und ausgleichend
Aromatherapeuten und –therapeutinnen verwenden Rosenholzöl unter anderem bei Hautentzündungen, Wunden und depressiven Verstimmungen.
Mich buchstabiert man so: Aufgeschlossen, Nachdenklich, Neugierig, Agnostisch, Liebt das Alleinsein, Ironisch und Natürlich Atemberaubend.
Schreiben ist meine Berufung: Mit 8 habe ich Märchen geschrieben, mit 15 «supercoole» Songtexte (die nie jemand zu lesen bekam), mit Mitte 20 einen Reiseblog, jetzt Gedichte und die besten Beiträge aller Zeiten!