Pirelli Angel XT Urban HB
Pirelli bringt Töff-Technik auf mein E-Bike
Über die Reifen meines E-Bikes habe ich mir bisher nie Gedanken gemacht. Ein Fehler, wie ich feststellen musste. Mit einem Pneu aus der Formel-1-Reifenschmiede Pirelli bin ich tatsächlich besser unterwegs.
Seit gut einem Jahr fahre ich mit meinem «Kathmandu» von Cube zur Arbeit und zurück. Das E-Bike ist ab Werk mit Reifen von Schwalbe bestückt, genauer gesagt dem «Big Ben». Obwohl ich auf diesen Pneu inzwischen rund 1500 Kilometer zurückgelegt habe, ist mein Verhältnis zu ihnen, naja: neutral. Ich habe mich darauf verlassen, dass ein E-Bike in dieser Preisklasse schon ordentliche Reifen vom Hersteller bekommt. Und ich hatte bisher auch nichts zu meckern.
Dann aber hat mir Kollege Nicolas Pulfer vom Einkauf, zuständig unter anderem für Velo-Zubehör, einen italienischen Flo ins Ohr gesetzt. Ob ich nicht einmal neue Pneus probieren wollte, fragte er. Und neugierig wie ich bin, habe ich Ja gesagt.
Also mache ich mich auf den Weg nach Aadorf im Thurgau. Dort hat ein grosser Sportartikel-Distributor in der Schweiz seinen Sitz. Auch Galaxus wird von der Firma beliefert. Dort bekomme ich von den Experten einen Einblick in die Pirelli-Pneu-Welt.
Die Manager haben kürzlich den Firmensitz von Pirelli in Mailand besucht. Und die Italiener haben die Schweizer Velo-Experten überzeugen können, dass es für die Pirelli-Pneus hierzulande doch Kundschaft geben könnte.
Die Schweiz ist ein interessanter Markt
Zum einen ist die Schweiz ein Velo-Land, nicht zuletzt dank der fordernden Berge. Aber auch für Gravel- und Rennvelo-Fans sowie für E-Biker ist die Schweiz mit ihrer Kaufkraft ein spannender Markt. Und alle wollen bereift werden. Vielleicht nicht direkt beim Kauf des Bikes, aber etwas später, wenn das Profil weniger geworden ist und Ersatz her muss.
Mein Schwalbe-Pneu hätte zwar noch Profil, aber für die Story, die du gerade liest, muss er trotzdem von der Felge weichen. Ich folge meinem Kontaktmann dafür in den Keller des Gebäudes. Dort werden in der Regel neue Velos montiert. Es gibt etwa ein Dutzend Arbeitsplätze mit sehr ordentlich aufgeräumten Werkzeugbänken. Der Velo-Experte schnappt sich mein «Kathmandu» und hängt es auf einen Ständer.
Ich bin immer etwas ehrfürchtig, wenn jemand so selbstverständlich an Velos hantiert. Mit meinen beiden linken Händen schiebe ich höchstens einmal das Velo zum Velomech bei mir im Dorf. Der Fachmann nimmt sich zuerst den hinteren Pneu vor. Er lässt die Luft aus dem Schlauch und mit ein paar Handgriffen lockert er den alten Pneu, bis er ihn von der Felge ziehen kann. Beim Vorderreifen geht das dann sogar noch schneller.
Und dann: Auftritt von Pirelli. Montiert wird bei mir ein «Angel XT Urban». Dieser Pneu soll den Anforderungen auf der Strasse und in leichtem Gelände genügen. Komfort, Grip und Traktion sollen aufgrund der unterschiedlichen Form der Stollen gewährleistet sein.
Was kann mein Pirelli-Pneu?
Schaue ich mir den Reifen genauer an, sehe ich es: Im mittleren Teil des Pneus sind die Stollen niedriger, seitlich dafür höher, was mehr Sicherheit im Gelände und bei Kurvenfahrten bietet. Eine Technologie übrigens, die Pirelli aus der Welt der Motorräder übernommen hat.
Der «Angel XT Urban» ist ausserdem ECE-R75-zertifiziert, also für E-Bikes geeignet, die dank Motorunterstützung bis zu 50 Stundenkilometer schnell sind. So schnell ist mein E-Bike zwar nicht, aber es gibt mir ein gutes Gefühl, zu wissen, dass ich da einen besonders stabilen Gummi habe. Bei Kurvenfahrten spüre ich den besseren Grip definitiv.
Apropos Sicherheit: Gerade in der Stadt lauern überall Gefahren für meine Pneus. Die Pannenschutz-Ausrüstung des Pirelli-Reifens liest sich beeindruckend. Und tatsächlich habe ich die bisher gefahrenen 600 Test-Kilometer ohne Panne zurückgelegt. Die Karkasse des «Angel XT Urban» besteht aus Nylon mit 60 TPI (threads per inch).
Je weniger «threads», also Fäden es gibt, desto mehr Gummi hat zwischen ihnen Platz. Viel Gummi bedeutet für den Reifen Stabilität, aber auch Gewicht. Wer zum Beispiel Downhill fährt, entscheidet sich oft für eine Karkasse mit 2 x 60 TPI, für Cross Country kommen in der Regel einmal 120 TPI zum Einsatz. Das macht den Reifen leichter und sorgt für tieferen Rollwiderstand. Mein Reifen ist auf vielen unterschiedlichen Belägen unterwegs und muss daher ebenfalls recht stabil sein. Die 1100 Gramm Gewicht sind der Preis dafür. Inklusive ist dabei ein extra Schutz vor Nägeln und Scherben dank einer zusätzlichen 5-Millimeter-Gummischicht in der Karkasse. Willst du den perfekten Reifen für dich finden, lohnt sich der Blick auf diese Seite. Hier sind die Filteroptionen noch einmal deutlich besser als bei uns im Shop.
Ich fahre tatsächlich schneller …
Ich kann dir hier keinen fundierten Testbericht oder gar einen Vergleich mit anderen Reifen bieten. Teilen will ich aber die Erfahrung, dass ich nach Montage der Pirelli-Pneus meine tägliche Pendelstrecke tatsächlich ein bis zwei Minuten schneller zurücklege, was einen Zeitgewinn von knapp fünf Prozent bedeutet. Liegt das jetzt alleine am Pneu? Oder vielleicht am Trainingsfortschritt? Oder ist es ein psychologischer Effekt? Fahre ich schneller, weil ich das den Reifentüftlern von Pirelli schuldig bin?
Definitiv schwierig zu sagen. Zurück zu den alten Schwalbe-Reifen wechsle ich aber sicher nicht. Ich habe mich an die Italiener an meinem Velo gewöhnt, auch an die auffällige Ventilkappe in Pirelli-Gelb.
Alle Veloreifen von Pirelli – derzeit über 120 – im Shop findest du hier.
Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.