
Nail Printer Review: Was taugen die Nageldesigns aus dem Drucker?

Was, wenn du dir jedes erdenkliche Motiv auf die Nägel drucken könntest, ganz ohne selbst zu pinseln? Der Nagelprinter von O’2 Nails macht's möglich. Behauptet zumindest der Hersteller.
Erst wenn du versehentlich für dein selbst gemaltes Nageldesign beleidigt wurdest, weisst du die Profis aus dem Nagelstudio zu schätzen. Eine etwas zittrige Hand und schon gleicht das gut gemeinte Blumenmotiv eher dem, was die Poeten unter uns als «Schlachthof-Idyll» bezeichnen würden. Mit dem mobilen O'2 Nails Nagelprinter kannst du dir angeblich jedes erdenkliche Motiv auf deine Nägel drucken. Ganz ohne Beleidigungen oder Rätselraten. Das hört sich für mich zu gut an, um wahr zu sein.
In einem Test möchte ich herausfinden, wie präzise das Gerät arbeitet und wie bedienungsfreundlich die Steuerung via App ist.


Das Set im Überblick
Mit seinen knapp 13 cm Höhe, einer Breite von 9,5 cm und einer Tiefe von 16 cm ist der Printer ganz schön kompakt. Umso erstaunlicher, dass das viele Zubehör im hinteren Fach des Druckers Platz hat.

Im Lieferumfang enthalten sind:
- Mobiler Nagelprinter
- Künstlicher Nagelhalter
- USB-C Kabel
- 1 Druckerpatrone
- 1 Benutzerhandbuch und 1 Bedienungsanleitung
- Karte mit einem Standard-Testmuster
- Testpapierbogen mit 5 Stück
- 8 Nail Cleaner Pads
- kleine Nagelfeile
- 32 abziehbare Nagelschutz-Sticker in verschiedenen Grössen
- 1 weisses Print Gel
- 1 klarer Top Coat
- LED-Licht

Ich hänge den Printer an den Strom und setze wie in der Anleitung beschrieben die Druckerpatrone ein.

Um herauszufinden, ob diese auch richtig drin liegt und alles sauber funktioniert, liefert O'2 Nails eine schwarze Plastikschiene und Testpapierchen mit. Die Schiene fungiert als Finger-Attrappe, auf der ich ein Testpapier anbringe. Ich halte die Attrappe in die Aussparung im Drucker und drücke sie nach unten. Dadurch schnappt der Boden hoch und die Attrappe wird fixiert. Jetzt kommt die App ins Spiel.


Die App – ein kleines, aber wichtiges Detail
Laut Handbuch kann ich im App oder Play Store einfach nach «O2NAILS» suchen und werde fündig. Die Alternative: Ich gehe über die offizielle Webseite. Ich entscheide mich für die erste Variante und lade die einzige App herunter, die mir unter dem Namen angezeigt wird. Nachdem ich der App widerwillig den Zugriff auf mein gefühlt gesamtes Leben gegeben und mich registriert habe, finde ich mich kurz darauf im Menü wieder. Ich verbinde mein Smartphone mit dem Gerät und starte den Testdruck auf der Fingerattrappe. Funktioniert einwandfrei. Ich halte das Ergebnis neben die Vergleichsbilder, die mir die App anzeigt und bin zufrieden. Schön scharf und die Farben kräftig.

Ich bin bereit, dem Gerät meinen Finger zu geben. Dass es der Mittelfinger sein würde, ahne ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Trotz mitgelieferten Downloadcode lässt es die App nicht zu, dass ich die vorgefertigten Designs herunterlade. Auch die Möglichkeit, auf meine eigene Foto-Galerie zuzugreifen, bleibt mir verwehrt. Stunden der Verzweiflung vergehen. Hilfe bekomme ich – zu meiner Überraschung sehr schnell – vom Service Center. Per Mail erklärt man mir, dass ich scheinbar die falsche App heruntergeladen habe. Android-User wie ich müssten die App «O'2 Nails G» herunterladen. Ein Buchstabe, der den Unterschied macht und im Handbüchlein nicht aufgeführt ist. Diesmal gehe ich über die offizielle Webseite und lade mir die App dort herunter. Und siehe da, die Probleme sind verschwunden.
Vorbereitungen
Nach diesem Hin und Her will ich endlich sehen, was der Printer drauf hat. Dazu feile ich meine Nägel in Form und reinige sie mit einem der mitgelieferten Nail Cleaner Pads, die an kleine Feuchttücher erinnern. Diese entfetten das Nagelbett und sorgen dafür, dass die durchsichtigen Nagelschutzsticker, die ich anschliessend darauf anbringe, besser und länger haften. Die Sticker schützen den Nagel und ermöglichen mir, die Designs später problemlos vom Nagel abzuziehen. Im Set gibt es zwei Sets à 16 Stickerfolien in unterschiedlichen Grössen. Ich suche mir die Grössen heraus, die zu meinen kleinen Nagelbetten passen. Ich finde für jeden Finger die passende Folie, kann jedoch die Hälfte der mitgelieferten Sticker nicht verwenden, weil sie zu gross sind. Zumindest nicht, ohne sie auf meine Nägel passend zuzuschneiden.

Nach ein paar Anläufen habe ich den Dreh raus. Wichtig ist, dass du die Sticker ganz glatt anbringst und anschliessen über den Nagelrand hinweg in Richtung Fingerbeere drückst. Danach kommt die kleine Feile zum Einsatz. Mit ihr fahre ich leicht über den Nagelrand. So trenne ich den überstehenden Teil der Folie ab. Weil die Feile grob ist, bilden sich unvermeidbar kleine Fransen. Deshalb helfe ich mit einer feineren Nagelfeile aus meinem Hausrat nach und glätte den Rand, so gut es geht. Perfekt bekomme ich es nicht hin.
In einem nächsten Schritt pinsle ich das weiss-milchige Print Gel auf meinen Nagel. Bestrebt, eine ebenmässig deckende Schicht hinzubekommen, muss ich mehrfach drüber. Wichtig zu wissen: Dieser Lack trocknet nicht. Im Handbuch fehlt dazu ein expliziter Hinweis. Ich kann damit direkt vorsichtig den Finger in den Drucker stecken. Mit einem kräftigen Druck nach unten löse ich den Finger-Fixier-Mechanismus aus und verbinde die App mit dem Gerät.

Nägel mit Köpfen
Jetzt habe ich die Qual der Wahl, was das Motiv anbelangt.
Folgende Optionen stehen mir zur Verfügung:
- Ich bediene mich an den vorgefertigten Designs, die ich in der App herunterladen kann.
- Ich suche in meiner Smartphone-Galerie nach einem Sujet.
- Ich bediene mich im Bereich «Stil-Einkaufszentrum» an gratis Designs, die ich ebenfalls herunterladen kann. Diese finde ich später unter dem Button «Persönliches Zentrum» unter «Stilbestellung» wieder.


Mein Finger steckt fixiert im Drucker. Über den App-Button «Nagelkunst» gelange ich in meine App-Galerie. Von da aus habe ich sowohl auf die heruntergeladenen O'2-Designs Zugriff als auch auf meine private Smartphone-Galerie. Dabei kann ich das gewählte Sujet zuerst zuschneiden und anschliessend auf die Grösse meines Nagels skalieren. Meinen Nagel sehe ich auf meiner App, die mit der Kamera im Innern des Druckers verbunden ist. Zusätzlich habe ich die Wahl, das Design knallig oder transparent zu drucken oder es zu drehen und zu spiegeln.
Ich starte mit einem Bild der Anime-Figur «Sailor Moon» aus meiner privaten Galerie.

Ich gebe dem Drucker das OK. Etwas Lärm später weist mich die App an, mit dem Finger den Druckmechanismus auszulösen und meinen Finger vorsichtig aus der Gefangenschaft zu befreien. Ich bin beeindruckt. Meine Sailor-Kriegerin trägt satte Farben und klar erkennbare Accessoires wie Stirnschmuck, Halsband und Brosche. Die Details sitzen.
Bevor mir noch ein Malheur passiert, härte ich den den Druck und den Grundierlack darunter aus. Dazu schliesse ich das kleine LED-Licht über einen USB-Port auf der Rückseite des Druckers an und tippe mit der Fingerbeere auf die Vertiefung. Durch diese Berührung kann ich zwischen einer Lichtabgabe von 30, 60 oder 90 Sekunden wählen. Hier reichen 60 Sekunden. Ich platziere meinen Finger unter dem blauen Licht und warte. Nach Ablauf der Zeit erlischt das Lämpchen von selbst.

Jetzt sieht mein Nagel matt aus. Das Top Gel soll das ändern. Ich bepinsle meine Sailor-Kriegerin mit einer grosszügigen Schicht des klaren Lacks und halte meinen Finger gleich wieder für 60 Sekunden unter die Lampe. Das Ergebnis: Ein glanzvolles Finish, das die Details im Print zur Geltung bringt.

Unsauber sind lediglich die Ränder meiner Nägel. Aus verschiedenen Gründen: Das Print Gel ist sehr zähflüssig, was es schwierig macht, den Lack ebenmässig aufzutragen und nicht über die Nagelränder hinauszupinseln. Hinzu kommt, dass die Folie auf meinen Nägeln kleine Einkerbungen hat, durch die sich die Folie zwar besser an die Wölbung des Nagels anpasst, gleichzeitig aber auch kleine Erhöhungen bildet, die sich unter dem Grundierlack abzeichnen. Auch das fransige Ende der Nagelfolie steht an gewissen Stellen noch ab. Am nächsten Tag ist davon aber nichts mehr zu sehen. Dem vielen Händewaschen sei Dank.
Einschränkungen
Bis hierhin habe ich lediglich Designs getestet, die einen weissen Hintergrund besitzen. Das kommt dem weissen Grundierlack zugute. Was aber, wenn ich ein breitflächiges, buntes Bild auf meine Nägel drucken will?
Das sieht dann so aus:

Weisse Ränder sind kaum zu vermeiden, wenn ich meine Haut nicht bedrucken will. Es sei denn, ich benutze flüssiges Latex. Ein Zusatzprodukt, das der Brand anbietet, das aber nicht im Lieferumfang inbegriffen ist. Liquid Latex ist ein Hilfsmittel, das häufig im Nageldesign verwendet wird. Du trägst es rund um den Nagel auf und lässt es trocknen. So bildet sich eine abziehbare Schutzbarriere, die dir einen Druck über den Nagelrand hinaus erlaubt. Eine Anschaffung, die sich bei besonders kleinen Nagelbetten wie meinen lohnen dürfte.
Auch das weisse Print Gel schränkt die Kreativität farblich ein. Die Lösung des Herstellers: Ein durchsichtiges Print Gel, das ich dazu kaufen muss.
Der Druck hält übrigens je nach Strapazen drei bis fünf Tage, bevor sich die Ränder allmählich lösen. Danach lässt sich die Folie problemlos abziehen.
Fazit
Mir hat dieser Test verdammt viel Spass gemacht. Mit der richtigen App wich meine anfängliche Skepsis einer Experimentierfreudigkeit, wie ich sie schon lange nicht mehr verspürt habe. Ich weiss, dass meine Nägel nicht besonders viel Spielraum bieten, umso mehr bin ich von den Druckdetails begeistert. Aber ist es den Preis wert?

Jein.
Ich persönlich würde mir den Nagelprinter nicht kaufen. Ich habe schlichtweg zu wenig Verwendung dafür, um den Preis zu rechtfertigen. Vor allem, wenn ich bedenke, dass hier noch Zusatzkosten für Ersatzmaterial auf mich zukommen. Dementsprechend geizig finde ich die Grundausstattung des Sets. Für diesen Preis hätte ich gerne doppelt so viele Nagelfolien, Cleaner Pads und Testpapierbögen im Lieferumfang vorgefunden. So viel zum Privatgebrauch. Besitzt du hingegen ein Nagelstudio, dürfte die Anschaffung des Printers eine Überlegung wert sein. Der Drucker wäre auch an Kindergeburtstagen, Beauty-Veranstaltungen oder Pyjama-Partys ein Highlight. Post Corona versteht sich. Dazu müsste man sich die Kosten aber mit anderen Parteien teilen. Quasi als Gemeinschaftsanschaffung.



Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich.